ren nach unsern Sitten gesetzet sind. Und solchergestalt fället der Zweiffel hin, den ei- nige hierbey machen könnten.
§. 465.
Weil nun im gemeinen WesenWie die Obrig- keitliche Macht und Ge- walt be- festiget wird. alles auf der Macht und Gewalt der ho- hen Obrigkeit (§. 435. 443), und also auf ihrer Majestät (§. 452) beruhet; so hat man auch darauf zusehen, daß die Maje- stät von den Unterthanen hoch und werth gehalten, und die Beleidigungen derselben so viel nur immer möglich ist, verhüttet werden. Derowegen da man kein ande- res Mittel hat einen zuverbinden, daß er von etwas ablasse, als die Straffen (§. 341); Die Grösse der Straffe aber nach der Grösse des Schadens einzurichten ist, die aus dem Verbrechen erwächset (§. 343): so hat man auf die Beleidigungen der Majestät schweere Straffen zusetzen, und zwar umb soviel schweerer, je grösser der Grad der Beleidigung ist (§. 463). Un- terdessen da die Straffen nur aus Noth gebrauchet werden, wo kein anderes gelin- deres Mittel stat findet (§. 832. Mor.); so sol man auch darauf bedacht seyn, daß man auf alle Art und Weise hindere, da- mit die Unterthanen nicht in Straffe ver- fallen. Und dieses ist absonderlich bey den Beleidigungen der Majestät nöthig, nicht allein weil der Verbrecher dadurch in gar schweere Straffen verfället und man sol-
ches
(Politik.) J i
und Gewalt der Obrigkeit.
ren nach unſern Sitten geſetzet ſind. Und ſolchergeſtalt faͤllet der Zweiffel hin, den ei- nige hierbey machen koͤnnten.
§. 465.
Weil nun im gemeinen WeſenWie die Obrig- keitliche Macht und Ge- walt be- feſtiget wird. alles auf der Macht und Gewalt der ho- hen Obrigkeit (§. 435. 443), und alſo auf ihrer Majeſtaͤt (§. 452) beruhet; ſo hat man auch darauf zuſehen, daß die Maje- ſtaͤt von den Unterthanen hoch und werth gehalten, und die Beleidigungen derſelben ſo viel nur immer moͤglich iſt, verhuͤttet werden. Derowegen da man kein ande- res Mittel hat einen zuverbinden, daß er von etwas ablaſſe, als die Straffen (§. 341); Die Groͤſſe der Straffe aber nach der Groͤſſe des Schadens einzurichten iſt, die aus dem Verbrechen erwaͤchſet (§. 343): ſo hat man auf die Beleidigungen der Majeſtaͤt ſchweere Straffen zuſetzen, und zwar umb ſoviel ſchweerer, je groͤſſer der Grad der Beleidigung iſt (§. 463). Un- terdeſſen da die Straffen nur aus Noth gebrauchet werden, wo kein anderes gelin- deres Mittel ſtat findet (§. 832. Mor.); ſo ſol man auch darauf bedacht ſeyn, daß man auf alle Art und Weiſe hindere, da- mit die Unterthanen nicht in Straffe ver- fallen. Und dieſes iſt abſonderlich bey den Beleidigungen der Majeſtaͤt noͤthig, nicht allein weil der Verbrecher dadurch in gar ſchweere Straffen verfaͤllet und man ſol-
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(Politik.) J i
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und Gewalt der Obrigkeit.
ren nach unſern Sitten geſetzet ſind. Und
ſolchergeſtalt faͤllet der Zweiffel hin, den ei-
nige hierbey machen koͤnnten.
§. 465.Weil nun im gemeinen Weſen
alles auf der Macht und Gewalt der ho-
hen Obrigkeit (§. 435. 443), und alſo auf
ihrer Majeſtaͤt (§. 452) beruhet; ſo hat
man auch darauf zuſehen, daß die Maje-
ſtaͤt von den Unterthanen hoch und werth
gehalten, und die Beleidigungen derſelben
ſo viel nur immer moͤglich iſt, verhuͤttet
werden. Derowegen da man kein ande-
res Mittel hat einen zuverbinden, daß er
von etwas ablaſſe, als die Straffen (§.
341); Die Groͤſſe der Straffe aber nach
der Groͤſſe des Schadens einzurichten iſt,
die aus dem Verbrechen erwaͤchſet (§.
343): ſo hat man auf die Beleidigungen
der Majeſtaͤt ſchweere Straffen zuſetzen,
und zwar umb ſoviel ſchweerer, je groͤſſer
der Grad der Beleidigung iſt (§. 463). Un-
terdeſſen da die Straffen nur aus Noth
gebrauchet werden, wo kein anderes gelin-
deres Mittel ſtat findet (§. 832. Mor.); ſo
ſol man auch darauf bedacht ſeyn, daß
man auf alle Art und Weiſe hindere, da-
mit die Unterthanen nicht in Straffe ver-
fallen. Und dieſes iſt abſonderlich bey den
Beleidigungen der Majeſtaͤt noͤthig, nicht
allein weil der Verbrecher dadurch in gar
ſchweere Straffen verfaͤllet und man ſol-
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Wie die
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keitliche
Macht
und Ge-
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wird.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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