Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
der hohen Landes-Obrigkeit.
§. 474.

Die hohe Obrigkeit hat MachtNoth-
wendig-
keit der
Land-
Haupt-
leute und
des
Stadt-
Rathes/
auch was
ihres
Ambtes
ist.
und Gewalt alles anzuordnen, was sie zu
Beförderung der gemeinen Wohlfahrt und
Sicherheit dienlich befindet (§. 435). Da
es aber nicht möglich ist, daß sie dieses
selbst an allen Orten zu stande bringen und
dahin sorgen kan, wie niemand denen An-
stalten, die sie machen lässet, auf einige
Art und Weise entgegen sey; so muß sie
solches abermahls gewissen Personen an
jedem Orte auftragen und ihnen so viel
Gewalt und Macht verleihen/ als dazu
nöthig ist. Hieher gehören die Landes-
Hauptleute und Stadthalter, welche
die Stelle der hohen Obrigkeit in einer
Provintz vertreten. Die Personen, wel-
che das Policey-Wesen in einer Stadt
besorgen, werden der Stadt-Rath, oder
auch schlechterdinges der Rath genennet.
Was einem Lands-Hauptmanne,
Stadthalter und Rathe in einer Stadt,
oder was man sonst einer solchen Obrig-
keit für einen Nahmen giebet, oblieget,
muß daraus beurtheilet werden, wie weit
ihm von der hohen Landes-Obrigkeit
Macht und Gewalt verlieben worden, und
wie viel absonderlich die ihnen verliehene
Gewalt eingeschräncket worden. Es ist
nemlich nicht möglich, daß dem Rathe in
einer Stadt, oder denen Personen, die sonst
das Policey-Wesen zu besorgen haben, ih-

re
L l 5
der hohen Landes-Obrigkeit.
§. 474.

Die hohe Obrigkeit hat MachtNoth-
wendig-
keit der
Land-
Haupt-
leute und
des
Stadt-
Rathes/
auch was
ihres
Ambtes
iſt.
und Gewalt alles anzuordnen, was ſie zu
Befoͤrderung der gemeinen Wohlfahrt und
Sicherheit dienlich befindet (§. 435). Da
es aber nicht moͤglich iſt, daß ſie dieſes
ſelbſt an allen Orten zu ſtande bringen und
dahin ſorgen kan, wie niemand denen An-
ſtalten, die ſie machen laͤſſet, auf einige
Art und Weiſe entgegen ſey; ſo muß ſie
ſolches abermahls gewiſſen Perſonen an
jedem Orte auftragen und ihnen ſo viel
Gewalt und Macht verleihen/ als dazu
noͤthig iſt. Hieher gehoͤren die Landes-
Hauptleute und Stadthalter, welche
die Stelle der hohen Obrigkeit in einer
Provintz vertreten. Die Perſonen, wel-
che das Policey-Weſen in einer Stadt
beſorgen, werden der Stadt-Rath, oder
auch ſchlechterdinges der Rath genennet.
Was einem Lands-Hauptmanne,
Stadthalter und Rathe in einer Stadt,
oder was man ſonſt einer ſolchen Obrig-
keit fuͤr einen Nahmen giebet, oblieget,
muß daraus beurtheilet werden, wie weit
ihm von der hohen Landes-Obrigkeit
Macht und Gewalt verlieben worden, und
wie viel abſonderlich die ihnen verliehene
Gewalt eingeſchraͤncket worden. Es iſt
nemlich nicht moͤglich, daß dem Rathe in
einer Stadt, oder denen Perſonen, die ſonſt
das Policey-Weſen zu beſorgen haben, ih-

re
L l 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0555" n="537"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der hohen Landes-Obrigkeit.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 474.</head>
              <p>Die hohe Obrigkeit hat Macht<note place="right">Noth-<lb/>
wendig-<lb/>
keit der<lb/>
Land-<lb/>
Haupt-<lb/>
leute und<lb/>
des<lb/>
Stadt-<lb/>
Rathes/<lb/>
auch was<lb/>
ihres<lb/>
Ambtes<lb/>
i&#x017F;t.</note><lb/>
und Gewalt alles anzuordnen, was &#x017F;ie zu<lb/>
Befo&#x0364;rderung der gemeinen Wohlfahrt und<lb/>
Sicherheit dienlich befindet (§. 435). Da<lb/>
es aber nicht mo&#x0364;glich i&#x017F;t, daß &#x017F;ie die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t an allen Orten zu &#x017F;tande bringen und<lb/>
dahin &#x017F;orgen kan, wie niemand denen An-<lb/>
&#x017F;talten, die &#x017F;ie machen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, auf einige<lb/>
Art und Wei&#x017F;e entgegen &#x017F;ey; &#x017F;o muß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olches abermahls gewi&#x017F;&#x017F;en Per&#x017F;onen an<lb/>
jedem Orte auftragen und ihnen &#x017F;o viel<lb/>
Gewalt und Macht verleihen/ als dazu<lb/>
no&#x0364;thig i&#x017F;t. Hieher geho&#x0364;ren die <hi rendition="#fr">Landes-<lb/>
Hauptleute</hi> und <hi rendition="#fr">Stadthalter,</hi> welche<lb/>
die Stelle der hohen Obrigkeit in einer<lb/>
Provintz vertreten. Die Per&#x017F;onen, wel-<lb/>
che das Policey-We&#x017F;en in einer Stadt<lb/>
be&#x017F;orgen, werden der <hi rendition="#fr">Stadt-Rath,</hi> oder<lb/>
auch &#x017F;chlechterdinges der <hi rendition="#fr">Rath</hi> genennet.<lb/>
Was einem <hi rendition="#fr">Lands-Hauptmanne,<lb/>
Stadthalter</hi> und <hi rendition="#fr">Rathe</hi> in einer Stadt,<lb/>
oder was man &#x017F;on&#x017F;t einer &#x017F;olchen Obrig-<lb/>
keit fu&#x0364;r einen Nahmen giebet, oblieget,<lb/>
muß daraus beurtheilet werden, wie weit<lb/>
ihm von der hohen Landes-Obrigkeit<lb/>
Macht und Gewalt verlieben worden, und<lb/>
wie viel ab&#x017F;onderlich die ihnen verliehene<lb/>
Gewalt einge&#x017F;chra&#x0364;ncket worden. Es i&#x017F;t<lb/>
nemlich nicht mo&#x0364;glich, daß dem Rathe in<lb/>
einer Stadt, oder denen Per&#x017F;onen, die &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
das Policey-We&#x017F;en zu be&#x017F;orgen haben, ih-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l 5</fw><fw place="bottom" type="catch">re</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[537/0555] der hohen Landes-Obrigkeit. §. 474.Die hohe Obrigkeit hat Macht und Gewalt alles anzuordnen, was ſie zu Befoͤrderung der gemeinen Wohlfahrt und Sicherheit dienlich befindet (§. 435). Da es aber nicht moͤglich iſt, daß ſie dieſes ſelbſt an allen Orten zu ſtande bringen und dahin ſorgen kan, wie niemand denen An- ſtalten, die ſie machen laͤſſet, auf einige Art und Weiſe entgegen ſey; ſo muß ſie ſolches abermahls gewiſſen Perſonen an jedem Orte auftragen und ihnen ſo viel Gewalt und Macht verleihen/ als dazu noͤthig iſt. Hieher gehoͤren die Landes- Hauptleute und Stadthalter, welche die Stelle der hohen Obrigkeit in einer Provintz vertreten. Die Perſonen, wel- che das Policey-Weſen in einer Stadt beſorgen, werden der Stadt-Rath, oder auch ſchlechterdinges der Rath genennet. Was einem Lands-Hauptmanne, Stadthalter und Rathe in einer Stadt, oder was man ſonſt einer ſolchen Obrig- keit fuͤr einen Nahmen giebet, oblieget, muß daraus beurtheilet werden, wie weit ihm von der hohen Landes-Obrigkeit Macht und Gewalt verlieben worden, und wie viel abſonderlich die ihnen verliehene Gewalt eingeſchraͤncket worden. Es iſt nemlich nicht moͤglich, daß dem Rathe in einer Stadt, oder denen Perſonen, die ſonſt das Policey-Weſen zu beſorgen haben, ih- re Noth- wendig- keit der Land- Haupt- leute und des Stadt- Rathes/ auch was ihres Ambtes iſt. L l 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/555
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/555>, abgerufen am 23.11.2024.