Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 6. Von der Regierung gen, welche das Policey-Wesen versehen,als der Rath in einer Stadt, auch viele Mittels-Personen zu Verwaltung ihres Ambtes nöthig haben, die Gewalt aber Bedienungen zu vergeben der hohen Lan- des-Obrigkeit zugehöret (§. 444), hinge- gen es für sie zu beschweerlich fallen wür- de, wenn sie in eigener hohen Person alle Bedienungen selbst vergeben wollte; so kan die Freyheit die Stadt-Bedienungen zu vergeben dem Stadt-Rathe ertheilet werden. Unerachtet nun der Rath diese Bedienungen vergiebet, so thut er doch solches nicht vor sich, sondern nur in so weit er die Stelle der hohen Landes-O- brigkeit vetritt, und daher sind es auch nicht sowohl Bedienten des Raths, als Bedienten der Stadt und auf dem Rath- hause. Da dem Rathe in einer Stadt auf- getragen ist der Stadt Wohlfahrt und Si- cherheit zu befördern, wie ich erst ausge- führet habe; so ist dieses ihre Haupt-Re- gel, darnach sie sich in allen ihren Hand- lungen zu richten haben: Was die Wohl- fahrt und Sicherheit der Stadt befördert, das soll man thun; was sie hindert, das soll man lassen. Und demnach sollen alle Gedancken dahin gerichtet seyn, wie sie der Stad ihr Bestes befördern. Langet ihre Macht und Gewalt nicht zu, solches zu bewerckstelligen; so müssen sie es an die
Cap. 6. Von der Regierung gen, welche das Policey-Weſen verſehen,als der Rath in einer Stadt, auch viele Mittels-Perſonen zu Verwaltung ihres Ambtes noͤthig haben, die Gewalt aber Bedienungen zu vergeben der hohen Lan- des-Obrigkeit zugehoͤret (§. 444), hinge- gen es fuͤr ſie zu beſchweerlich fallen wuͤr- de, wenn ſie in eigener hohen Perſon alle Bedienungen ſelbſt vergeben wollte; ſo kan die Freyheit die Stadt-Bedienungen zu vergeben dem Stadt-Rathe ertheilet werden. Unerachtet nun der Rath dieſe Bedienungen vergiebet, ſo thut er doch ſolches nicht vor ſich, ſondern nur in ſo weit er die Stelle der hohen Landes-O- brigkeit vetritt, und daher ſind es auch nicht ſowohl Bedienten des Raths, als Bedienten der Stadt und auf dem Rath- hauſe. Da dem Rathe in einer Stadt auf- getragen iſt der Stadt Wohlfahrt und Si- cherheit zu befoͤrdern, wie ich erſt ausge- fuͤhret habe; ſo iſt dieſes ihre Haupt-Re- gel, darnach ſie ſich in allen ihren Hand- lungen zu richten haben: Was die Wohl- fahrt und Sicherheit der Stadt befoͤrdert, das ſoll man thun; was ſie hindert, das ſoll man laſſen. Und demnach ſollen alle Gedancken dahin gerichtet ſeyn, wie ſie der Stad ihr Beſtes befoͤrdern. Langet ihre Macht und Gewalt nicht zu, ſolches zu bewerckſtelligen; ſo muͤſſen ſie es an die
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Cap. 6. Von der Regierung
gen, welche das Policey-Weſen verſehen,
als der Rath in einer Stadt, auch viele
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Ambtes noͤthig haben, die Gewalt aber
Bedienungen zu vergeben der hohen Lan-
des-Obrigkeit zugehoͤret (§. 444), hinge-
gen es fuͤr ſie zu beſchweerlich fallen wuͤr-
de, wenn ſie in eigener hohen Perſon alle
Bedienungen ſelbſt vergeben wollte; ſo
kan die Freyheit die Stadt-Bedienungen
zu vergeben dem Stadt-Rathe ertheilet
werden. Unerachtet nun der Rath dieſe
Bedienungen vergiebet, ſo thut er doch
ſolches nicht vor ſich, ſondern nur in ſo
weit er die Stelle der hohen Landes-O-
brigkeit vetritt, und daher ſind es auch
nicht ſowohl Bedienten des Raths, als
Bedienten der Stadt und auf dem Rath-
hauſe. Da dem Rathe in einer Stadt auf-
getragen iſt der Stadt Wohlfahrt und Si-
cherheit zu befoͤrdern, wie ich erſt ausge-
fuͤhret habe; ſo iſt dieſes ihre Haupt-Re-
gel, darnach ſie ſich in allen ihren Hand-
lungen zu richten haben: Was die Wohl-
fahrt und Sicherheit der Stadt befoͤrdert,
das ſoll man thun; was ſie hindert, das
ſoll man laſſen. Und demnach ſollen alle
Gedancken dahin gerichtet ſeyn, wie ſie
der Stad ihr Beſtes befoͤrdern. Langet
ihre Macht und Gewalt nicht zu, ſolches
zu bewerckſtelligen; ſo muͤſſen ſie es an
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