Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit. man sie überall wohl bestellet, können da-bey ein grosses thun (§. 317). Und ist ab- sonderlich hierzu dienlich, wenn man die Kinder bey Zeiten mit dem Gelde umbzu- gehen angewöhnet (§ 110). Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit dem Reisen in fremde Länder. Wer mit Verstande rei- set, kan nicht allein hin und wieder vieles anmercken, was er nach diesem zum Nu- tzen seiner und seines Vaterlandes anwen- den kan; sondern er lernet auch mit aller- hand Leuten umbgehen und sich in jeder- mann schicken. Dieses aber ist eine grosse Tugend, sonderlich für Personen, die zu öf- fentlichen Bedienungen sollen gezogen wer- den, wo sie Ambts wegen mit allerband Personen umbgehen müssen, dergleichen Richter und Stadt-Obrigkeiten sind (§. 470. 474). Derowegen kan man das Rei- sen in fremde Länder schlechterdinges nicht verbitten. Denen aber, die bey ihren Reisen in fremde Länder nichts anders thun als daß sie mit Fressen, Sauffen, Huren, Spielen &c. das Geld auf eine unverant- wortliche Weise durchbringen, und alfo nichts weiter profitiren, als daß sie sich um ihre Gesundheit und in ihr Vaterland fremde Laster mit zu rücke bringen, ist al- lerdings besser, daß sie zu Hause bleiben, und nicht zum Schaden ihrer und des Va- terlandes das Geld in fremde Länder tra- gen. M m 5
der hohen Landes-Obrigkeit. man ſie uͤberall wohl beſtellet, koͤnnen da-bey ein groſſes thun (§. 317). Und iſt ab- ſonderlich hierzu dienlich, wenn man die Kinder bey Zeiten mit dem Gelde umbzu- gehen angewoͤhnet (§ 110). Eine gleiche Beſchaffenheit hat es mit dem Reiſen in fremde Laͤnder. Wer mit Verſtande rei- ſet, kan nicht allein hin und wieder vieles anmercken, was er nach dieſem zum Nu- tzen ſeiner und ſeines Vaterlandes anwen- den kan; ſondern er lernet auch mit aller- hand Leuten umbgehen und ſich in jeder- mann ſchicken. Dieſes aber iſt eine groſſe Tugend, ſonderlich fuͤr Perſonen, die zu oͤf- fentlichen Bedienungen ſollen gezogen wer- den, wo ſie Ambts wegen mit allerband Perſonen umbgehen muͤſſen, dergleichen Richter und Stadt-Obrigkeiten ſind (§. 470. 474). Derowegen kan man das Rei- ſen in fremde Laͤnder ſchlechterdinges nicht verbitten. Denen aber, die bey ihren Reiſen in fremde Laͤnder nichts anders thun als daß ſie mit Freſſen, Sauffen, Huren, Spielen &c. das Geld auf eine unverant- wortliche Weiſe durchbringen, und alfo nichts weiter profitiren, als daß ſie ſich um ihre Geſundheit und in ihr Vaterland fremde Laſter mit zu ruͤcke bringen, iſt al- lerdings beſſer, daß ſie zu Hauſe bleiben, und nicht zum Schaden ihrer und des Va- terlandes das Geld in fremde Laͤnder tra- gen. M m 5
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der hohen Landes-Obrigkeit.
man ſie uͤberall wohl beſtellet, koͤnnen da-
bey ein groſſes thun (§. 317). Und iſt ab-
ſonderlich hierzu dienlich, wenn man die
Kinder bey Zeiten mit dem Gelde umbzu-
gehen angewoͤhnet (§ 110). Eine gleiche
Beſchaffenheit hat es mit dem Reiſen in
fremde Laͤnder. Wer mit Verſtande rei-
ſet, kan nicht allein hin und wieder vieles
anmercken, was er nach dieſem zum Nu-
tzen ſeiner und ſeines Vaterlandes anwen-
den kan; ſondern er lernet auch mit aller-
hand Leuten umbgehen und ſich in jeder-
mann ſchicken. Dieſes aber iſt eine groſſe
Tugend, ſonderlich fuͤr Perſonen, die zu oͤf-
fentlichen Bedienungen ſollen gezogen wer-
den, wo ſie Ambts wegen mit allerband
Perſonen umbgehen muͤſſen, dergleichen
Richter und Stadt-Obrigkeiten ſind (§.
470. 474). Derowegen kan man das Rei-
ſen in fremde Laͤnder ſchlechterdinges nicht
verbitten. Denen aber, die bey ihren
Reiſen in fremde Laͤnder nichts anders thun
als daß ſie mit Freſſen, Sauffen, Huren,
Spielen &c. das Geld auf eine unverant-
wortliche Weiſe durchbringen, und alfo
nichts weiter profitiren, als daß ſie ſich
um ihre Geſundheit und in ihr Vaterland
fremde Laſter mit zu ruͤcke bringen, iſt al-
lerdings beſſer, daß ſie zu Hauſe bleiben,
und nicht zum Schaden ihrer und des Va-
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