Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 7. Von dem Bey der übelen Regierung kommet esentweder auf den Herren an, oder auf sei- ne Räthe und die Unter-Obrigkeiten. Was die Person des Herrn betrifft, so kan wie bey allen Menschen, also auch bey ihm eine gute Aufferziehung sehr viel thun. Auch stehet viel zu gewinnen, wenn diejenigen, wel- che es mit dem Lande ehrlich meinen, sich vor andern in seine Gnade setzen. Wie man ver- hüten kan, daß nicht Räthe u. Unter-Obrig- keiten das Land verderben, lässet sich aus dem entscheiden, was von beyden (§. 470. 493.) beygebracht worden, u. können Anstalten ge- macht werden, dadurch man erfähret, was für Klagen und Beschweerden über sie im Lande geführet werden, auch nachdem zu un- tersuchen, wieweit diese Klagen gegründet sind. Unterthanen verderben meistentheils das Land durch ihre Trägheit und Wollust, denn dadurch bleiben die Commercien lie- gen und wird wieder liederlich durchge- bracht, was man erworben. Weil ich aber auch schon gewiesen, wie man es mit Handel und Wandel im gemeinen Wesen zu halten hat (§. 488.), und wie man der verderb- lichen Wollust (§. 384.) und dem Müßig- gange (§. 283) steuren soll; so wird sich auch daraus verstehen lassen, wie man zu verhüt- ten hat, daß nicht das Land durch die übele Aufführung der Unterthanen verdor- ben werde. Regi-
Cap. 7. Von dem Bey der uͤbelen Regierung kommet esentweder auf den Herren an, oder auf ſei- ne Raͤthe und die Unter-Obrigkeiten. Was die Perſon des Herrn betrifft, ſo kan wie bey allen Menſchen, alſo auch bey ihm eine gute Aufferziehung ſehr viel thun. Auch ſtehet viel zu gewinnen, wenn diejenigen, wel- che es mit dem Lande ehrlich meinen, ſich vor andern in ſeine Gnade ſetzen. Wie man ver- huͤten kan, daß nicht Raͤthe u. Unter-Obrig- keiten das Land veꝛderben, laͤſſet ſich aus dem entſcheiden, was von beyden (§. 470. 493.) beygebracht worden, u. koͤnnen Anſtalten ge- macht werden, dadurch man erfaͤhret, was fuͤr Klagen und Beſchweerden uͤber ſie im Lande gefuͤhret werden, auch nachdem zu un- terſuchen, wieweit dieſe Klagen gegruͤndet ſind. Unterthanen verderben meiſtentheils das Land durch ihre Traͤgheit und Wolluſt, denn dadurch bleiben die Commercien lie- gen und wird wieder liederlich durchge- bracht, was man erworben. Weil ich aber auch ſchon gewieſen, wie man es mit Handel und Wandel im gemeinen Weſen zu halten hat (§. 488.), und wie man der verderb- lichen Wolluſt (§. 384.) und dem Muͤßig- gange (§. 283) ſteuren ſoll; ſo wird ſich auch daraus verſtehen laſſen, wie man zu verhuͤt- ten hat, daß nicht das Land durch die uͤbele Auffuͤhrung der Unterthanen verdor- ben werde. Regi-
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Cap. 7. Von dem
Bey der uͤbelen Regierung kommet es
entweder auf den Herren an, oder auf ſei-
ne Raͤthe und die Unter-Obrigkeiten.
Was die Perſon des Herrn betrifft, ſo kan
wie bey allen Menſchen, alſo auch bey ihm
eine gute Aufferziehung ſehr viel thun. Auch
ſtehet viel zu gewinnen, wenn diejenigen, wel-
che es mit dem Lande ehrlich meinen, ſich vor
andern in ſeine Gnade ſetzen. Wie man ver-
huͤten kan, daß nicht Raͤthe u. Unter-Obrig-
keiten das Land veꝛderben, laͤſſet ſich aus dem
entſcheiden, was von beyden (§. 470. 493.)
beygebracht worden, u. koͤnnen Anſtalten ge-
macht werden, dadurch man erfaͤhret, was
fuͤr Klagen und Beſchweerden uͤber ſie im
Lande gefuͤhret werden, auch nachdem zu un-
terſuchen, wieweit dieſe Klagen gegruͤndet
ſind. Unterthanen verderben meiſtentheils
das Land durch ihre Traͤgheit und Wolluſt,
denn dadurch bleiben die Commercien lie-
gen und wird wieder liederlich durchge-
bracht, was man erworben. Weil ich aber
auch ſchon gewieſen, wie man es mit Handel
und Wandel im gemeinen Weſen zu halten
hat (§. 488.), und wie man der verderb-
lichen Wolluſt (§. 384.) und dem Muͤßig-
gange (§. 283) ſteuren ſoll; ſo wird ſich auch
daraus verſtehen laſſen, wie man zu verhuͤt-
ten hat, daß nicht das Land durch die uͤbele
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ben werde.
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