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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. Von dem Ehestande.
§. 75.

Man siehet aber hieraus, ohneWas ein
Weib
nicht
wieder
fordern
kan.

mein Erinnern, daß das Weib nichts wieder
fordern kan, als was der Mann von ihrem
Vermögen in Empfang genommen, u. zum
gemeinen Besten des Ehestandes genutzet.
Derowegen wenn sie etwas vor sich behal-
ten und nach ihrem eigenen Gefallen verwal-
tet, auch entweder durchgebracht, oder sich
darum betrügen laßen; so kan sie mit kei-
nem Grunde nach des Mannes Tode sol-
ches aus seinem Vermögen wieder for-
dern.

§. 76.

Gleicher gestalt wenn ein WeibEben der-
gleichen
Fall.

Schulden machet, oder auch sonst bloß
nach ihrem Gefallen ausgiebet, worein der
Mann zu willigen nach den Regeln der Sit-
tenlehre nicht befugt ist; so hat sie so viel,
als dieses austräget, von dem ihrigen ver-
than, und kan es nach des Mannes Tode
nicht noch einmahl wieder fodern.

§. 77.

Uber die unbeweglichen GütterDas
Weib hat
den Scha-
den von
ihren
Güttern
zu tra-
gen.

des Weibes hat der Mann kein weiterers
Recht, als daß er sie brauchen kan (§. 55)
und also eben das Recht, was ein Pachter
hat (§. 926 Mor.). Derowegen wenn es sich
zutrüge, daß sie durch einen Unglücks-Fall,
daran er keine Schuld hat, entweder ver-
dorben oder verschlimmert würde; so triefft
der Schaden das Weib, und kan sie nicht
verlangen, daß er ihr nach des Mannes
Tode aus seinem Vermögen ersetzet werde.

§.
(§. 959 Mor.) D 3
Cap. 2. Von dem Eheſtande.
§. 75.

Man ſiehet aber hieraus, ohneWas ein
Weib
nicht
wieder
fordern
kan.

mein Erinnern, daß das Weib nichts wieder
fordern kan, als was der Mann von ihrem
Vermoͤgen in Empfang genommen, u. zum
gemeinen Beſten des Eheſtandes genutzet.
Derowegen wenn ſie etwas vor ſich behal-
ten und nach ihrem eigenen Gefallen verwal-
tet, auch entweder durchgebracht, oder ſich
darum betruͤgen laßen; ſo kan ſie mit kei-
nem Grunde nach des Mannes Tode ſol-
ches aus ſeinem Vermoͤgen wieder for-
dern.

§. 76.

Gleicher geſtalt wenn ein WeibEben der-
gleichen
Fall.

Schulden machet, oder auch ſonſt bloß
nach ihrem Gefallen ausgiebet, worein der
Mann zu willigen nach den Regeln der Sit-
tenlehre nicht befugt iſt; ſo hat ſie ſo viel,
als dieſes austraͤget, von dem ihrigen ver-
than, und kan es nach des Mannes Tode
nicht noch einmahl wieder fodern.

§. 77.

Uber die unbeweglichen GuͤtterDas
Weib hat
den Scha-
den von
ihren
Guͤttern
zu tra-
gen.

des Weibes hat der Mann kein weiterers
Recht, als daß er ſie brauchen kan (§. 55)
und alſo eben das Recht, was ein Pachter
hat (§. 926 Mor.). Derowegen wenn es ſich
zutruͤge, daß ſie durch einen Ungluͤcks-Fall,
daran er keine Schuld hat, entweder ver-
dorben oder verſchlimmert wuͤrde; ſo triefft
der Schaden das Weib, und kan ſie nicht
verlangen, daß er ihr nach des Mannes
Tode aus ſeinem Vermoͤgen erſetzet werde.

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(§. 959 Mor.) D 3
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[53/0071] Cap. 2. Von dem Eheſtande. §. 75.Man ſiehet aber hieraus, ohne mein Erinnern, daß das Weib nichts wieder fordern kan, als was der Mann von ihrem Vermoͤgen in Empfang genommen, u. zum gemeinen Beſten des Eheſtandes genutzet. Derowegen wenn ſie etwas vor ſich behal- ten und nach ihrem eigenen Gefallen verwal- tet, auch entweder durchgebracht, oder ſich darum betruͤgen laßen; ſo kan ſie mit kei- nem Grunde nach des Mannes Tode ſol- ches aus ſeinem Vermoͤgen wieder for- dern. Was ein Weib nicht wieder fordern kan. §. 76.Gleicher geſtalt wenn ein Weib Schulden machet, oder auch ſonſt bloß nach ihrem Gefallen ausgiebet, worein der Mann zu willigen nach den Regeln der Sit- tenlehre nicht befugt iſt; ſo hat ſie ſo viel, als dieſes austraͤget, von dem ihrigen ver- than, und kan es nach des Mannes Tode nicht noch einmahl wieder fodern. Eben der- gleichen Fall. §. 77.Uber die unbeweglichen Guͤtter des Weibes hat der Mann kein weiterers Recht, als daß er ſie brauchen kan (§. 55) und alſo eben das Recht, was ein Pachter hat (§. 926 Mor.). Derowegen wenn es ſich zutruͤge, daß ſie durch einen Ungluͤcks-Fall, daran er keine Schuld hat, entweder ver- dorben oder verſchlimmert wuͤrde; ſo triefft der Schaden das Weib, und kan ſie nicht verlangen, daß er ihr nach des Mannes Tode aus ſeinem Vermoͤgen erſetzet werde. Das Weib hat den Scha- den von ihren Guͤttern zu tra- gen. §. (§. 959 Mor.) D 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/71>, abgerufen am 20.05.2024.