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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. Von dem Ehestande.
Jn was
füreinem
Stande
sie ihre
Güter
wieder zu
fordern
hat.
§. 78.

Aus eben diesen Gründen erhel-
let, daß der Mann die Güter des Weibes
auf das sorgfältigste in acht zu nehmen hat,
damit sie nicht weiter verschlimmert wer-
den als der nothwendige Gebrauch mit sich
bringet; wiedrigen Falls aber das Weib
die Ersetzung des Schadens aus des Man-
nes Gütern fordern kan (§. 958 Mor.).
Und weil der Mann die gantze Nutzung al-
lein hebet; so ist er auch verbunden diesel-
ben in solchem Stande zu erhalten, damit
sie ferner können genutzet werden.

Was ein
Ehegat-
te von
seinen
Güttern
dem an-
dern zu
verma-
chen.
§. 79.

Weil ein Ehegatte den andern in-
brünstig lieben sol (§. 65.); so muß er auch
aus des andern Glückseeligkeit Vergnügen
schöpffen (§. 449 Met.), und dannenhero
begehren, daß sein Ehegatte nach seinem
Tode in beständiger Freude und Vergnü-
gen (§. 52 Mor. & §. 446 Met.) lebe, fol-
gends alles auch bey seinem Ende beytra-
gen, was dazu beförderlich ist. Derowe-
gen hat er von seinem Vermögen nach sei-
nem Tode seinem Ehegatten so viel zuzu-
wenden, daß er noch so vergnügt wie vor-
hin leben und den Verlust nicht so leicht em-
pfinden kan. Wie weit sich dieses thun
lässet, muß aus denen besonderen Umstän-
den in besondern Fällen beurtheilet werden.
Und weil die Eltern auch mit dabey auf die
Kinder zu sehen; so wird auch unten ein meh-
reres davon vorkommen.

Das
Cap. 2. Von dem Eheſtande.
Jn was
fuͤreinem
Stande
ſie ihre
Guͤter
wiedeꝛ zu
fordern
hat.
§. 78.

Aus eben dieſen Gruͤnden erhel-
let, daß der Mann die Guͤter des Weibes
auf das ſorgfaͤltigſte in acht zu nehmen hat,
damit ſie nicht weiter verſchlimmert wer-
den als der nothwendige Gebrauch mit ſich
bringet; wiedrigen Falls aber das Weib
die Erſetzung des Schadens aus des Man-
nes Guͤtern fordern kan (§. 958 Mor.).
Und weil der Mann die gantze Nutzung al-
lein hebet; ſo iſt er auch verbunden dieſel-
ben in ſolchem Stande zu erhalten, damit
ſie ferner koͤnnen genutzet werden.

Was ein
Ehegat-
te von
ſeinen
Guͤttern
dem an-
dern zu
verma-
chen.
§. 79.

Weil ein Ehegatte den andern in-
bruͤnſtig lieben ſol (§. 65.); ſo muß er auch
aus des andern Gluͤckſeeligkeit Vergnuͤgen
ſchoͤpffen (§. 449 Met.), und dannenhero
begehren, daß ſein Ehegatte nach ſeinem
Tode in beſtaͤndiger Freude und Vergnuͤ-
gen (§. 52 Mor. & §. 446 Met.) lebe, fol-
gends alles auch bey ſeinem Ende beytra-
gen, was dazu befoͤrderlich iſt. Derowe-
gen hat er von ſeinem Vermoͤgen nach ſei-
nem Tode ſeinem Ehegatten ſo viel zuzu-
wenden, daß er noch ſo vergnuͤgt wie vor-
hin leben und den Verluſt nicht ſo leicht em-
pfinden kan. Wie weit ſich dieſes thun
laͤſſet, muß aus denen beſonderen Umſtaͤn-
den in beſondern Faͤllen beurtheilet werden.
Und weil die Eltern auch mit dabey auf die
Kinder zu ſehen; ſo wird auch unten ein meh-
reres davon vorkommen.

Das
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[54/0072] Cap. 2. Von dem Eheſtande. §. 78.Aus eben dieſen Gruͤnden erhel- let, daß der Mann die Guͤter des Weibes auf das ſorgfaͤltigſte in acht zu nehmen hat, damit ſie nicht weiter verſchlimmert wer- den als der nothwendige Gebrauch mit ſich bringet; wiedrigen Falls aber das Weib die Erſetzung des Schadens aus des Man- nes Guͤtern fordern kan (§. 958 Mor.). Und weil der Mann die gantze Nutzung al- lein hebet; ſo iſt er auch verbunden dieſel- ben in ſolchem Stande zu erhalten, damit ſie ferner koͤnnen genutzet werden. §. 79.Weil ein Ehegatte den andern in- bruͤnſtig lieben ſol (§. 65.); ſo muß er auch aus des andern Gluͤckſeeligkeit Vergnuͤgen ſchoͤpffen (§. 449 Met.), und dannenhero begehren, daß ſein Ehegatte nach ſeinem Tode in beſtaͤndiger Freude und Vergnuͤ- gen (§. 52 Mor. & §. 446 Met.) lebe, fol- gends alles auch bey ſeinem Ende beytra- gen, was dazu befoͤrderlich iſt. Derowe- gen hat er von ſeinem Vermoͤgen nach ſei- nem Tode ſeinem Ehegatten ſo viel zuzu- wenden, daß er noch ſo vergnuͤgt wie vor- hin leben und den Verluſt nicht ſo leicht em- pfinden kan. Wie weit ſich dieſes thun laͤſſet, muß aus denen beſonderen Umſtaͤn- den in beſondern Faͤllen beurtheilet werden. Und weil die Eltern auch mit dabey auf die Kinder zu ſehen; ſo wird auch unten ein meh- reres davon vorkommen. Das

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/72>, abgerufen am 24.11.2024.