Natur beobachtet werden (§. 132. 133 & sq. T. III. Exper.).
§. 83.
Die Schweere bestehet in einerOb die Schwee- re der Materie eigen- thumlich sey. Bemühung sich gegen den Mittel-Punct der Erde zu bewegen. Niemand leugnet es, daß dieses der Begriff von der Schweere sey, und, wenn ja noch jemanden zweiffel- hafft vorkommen möchte, ob die Materie, welche schweer ist, sich in ihrer Bewegung gegen den Mittel-Punct der Erde richtet; so könnte man solches leicht erweisen. Jch will jetzt nur bloß dieses zu bedencken geben, daß an allen Orten auf dem Erdbo- den die schweeren Cörper nach Linien her- unter fallen, die auf die Fläche der Erde perpendicular stehen: woraus sich ein Be- weis von einem, der geschickt ist etwas zu ü- berlegen, garleicht machen lässet. Wenn wir aber auch noch für ungewis hielten, ob eigentlich die schweeren Cörper sich nach dem Mittel-Puncte der Erde zubewegeten (woran wir doch zuzweiffeln nicht gnungsa- me Ursache haben), so thäte doch dieses bey unserem gegenwärtigem Vorhaben nichts zur Sache. Hier ist genung, daß wir wis- sen, die schweeren Cörper bewegen sich ver- mittelst ihrer Schweere gegen die Erde zu. Es ist demnach gewiß, daß wir die Schwee- re als eine bewegende Krafft ansehen, dar- aus eine Bewegung von einer gewissen Art erfolget, wenn sie nicht gehindert wird. Ei-
ne
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wegen der veraͤnderlichen Materie.
Natur beobachtet werden (§. 132. 133 & ſq. T. III. Exper.).
§. 83.
Die Schweere beſtehet in einerOb die Schwee- re der Materie eigen- thůmlich ſey. Bemuͤhung ſich gegen den Mittel-Punct der Erde zu bewegen. Niemand leugnet es, daß dieſes der Begriff von der Schweere ſey, und, wenn ja noch jemanden zweiffel- hafft vorkommen moͤchte, ob die Materie, welche ſchweer iſt, ſich in ihrer Bewegung gegen den Mittel-Punct der Erde richtet; ſo koͤnnte man ſolches leicht erweiſen. Jch will jetzt nur bloß dieſes zu bedencken geben, daß an allen Orten auf dem Erdbo- den die ſchweeren Coͤrper nach Linien her- unter fallen, die auf die Flaͤche der Erde perpendicular ſtehen: woraus ſich ein Be- weis von einem, der geſchickt iſt etwas zu uͤ- berlegen, garleicht machen laͤſſet. Wenn wir aber auch noch fuͤr ungewis hielten, ob eigentlich die ſchweeren Coͤrper ſich nach dem Mittel-Puncte der Erde zubewegeten (woran wir doch zuzweiffeln nicht gnungſa- me Urſache haben), ſo thaͤte doch dieſes bey unſerem gegenwaͤrtigem Vorhaben nichts zur Sache. Hier iſt genung, daß wir wiſ- ſen, die ſchweeren Coͤrper bewegen ſich ver- mittelſt ihrer Schweere gegen die Erde zu. Es iſt demnach gewiß, daß wir die Schwee- re als eine bewegende Krafft anſehen, dar- aus eine Bewegung von einer gewiſſen Art erfolget, wenn ſie nicht gehindert wird. Ei-
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[119[117]/0153]
wegen der veraͤnderlichen Materie.
Natur beobachtet werden (§. 132. 133 & ſq.
T. III. Exper.).
§. 83. Die Schweere beſtehet in einer
Bemuͤhung ſich gegen den Mittel-Punct
der Erde zu bewegen. Niemand leugnet
es, daß dieſes der Begriff von der Schweere
ſey, und, wenn ja noch jemanden zweiffel-
hafft vorkommen moͤchte, ob die Materie,
welche ſchweer iſt, ſich in ihrer Bewegung
gegen den Mittel-Punct der Erde richtet;
ſo koͤnnte man ſolches leicht erweiſen.
Jch will jetzt nur bloß dieſes zu bedencken
geben, daß an allen Orten auf dem Erdbo-
den die ſchweeren Coͤrper nach Linien her-
unter fallen, die auf die Flaͤche der Erde
perpendicular ſtehen: woraus ſich ein Be-
weis von einem, der geſchickt iſt etwas zu uͤ-
berlegen, garleicht machen laͤſſet. Wenn
wir aber auch noch fuͤr ungewis hielten,
ob eigentlich die ſchweeren Coͤrper ſich nach
dem Mittel-Puncte der Erde zubewegeten
(woran wir doch zuzweiffeln nicht gnungſa-
me Urſache haben), ſo thaͤte doch dieſes bey
unſerem gegenwaͤrtigem Vorhaben nichts
zur Sache. Hier iſt genung, daß wir wiſ-
ſen, die ſchweeren Coͤrper bewegen ſich ver-
mittelſt ihrer Schweere gegen die Erde zu.
Es iſt demnach gewiß, daß wir die Schwee-
re als eine bewegende Krafft anſehen, dar-
aus eine Bewegung von einer gewiſſen Art
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Ob die
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eigen-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 119[117]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/153>, abgerufen am 24.11.2024.
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