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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Unterscheide
ersten, oder auch eine Seite von dieser Flä-
che. Wenn man nun beyde Würffel ge-
gen einander abwieget, so ist der grosse nicht
viermahl, sondern acht mahl so schweer als
der kleine. Und also richtet sich die Schwee-
re nicht nach der Fläche des Cörpers, son-
dern nach der Menge der eigenthümlichen
Materie.

Die
schweer-
machende
Materie
durch-
dringet
die subti-
lesten
Zwischen-
Räum-
lein der
Cörper.
§. 91.

Weil nun die schweermachende
Materie nicht von aussen in den Cörper
würcket, sondern vielmehr von innen die
kleinen Theile desselben gegen den Mittel-
Punct der Erde treibet; so muß sie auch in
die Zwischen-Räumlein der dichtesten Cör-
per frey hinein dringen können. Will man
sich dieses deutlicher vorstellen, so kan es auf
solgende Weise geschehen. Das Gold ist
die schweereste und dichteste unter allen
Materien, die wir kennen. Und da die
kleinesten Stäublein derselben, welche wir
durch die Vergrösserungs-Gläser, die am
meisten vergrössern, entdecken können, noch
immer dichtes Gold bleiben; so ist kein
Zweiffel, daß sie auch den Grad der
Schweere behalten, welche das Gold ü-
berhaupt hat, massen die Art der Schweere
sich nach der Dichtigkeit der Materie (§.
4. T. I. Exper.), diese nach der Zusam-
mensetzung der Theile derer Materien rich-
tet, durch deren Vermischung das Gold in
der Natur entstehet (§. 32. 37). Derowe-

gen

Cap. III. Von dem Unterſcheide
erſten, oder auch eine Seite von dieſer Flaͤ-
che. Wenn man nun beyde Wuͤrffel ge-
gen einander abwieget, ſo iſt der groſſe nicht
viermahl, ſondern acht mahl ſo ſchweer als
der kleine. Und alſo richtet ſich die Schwee-
re nicht nach der Flaͤche des Coͤrpers, ſon-
dern nach der Menge der eigenthuͤmlichen
Materie.

Die
ſchweer-
machende
Materie
durch-
dringet
die ſubti-
leſten
Zwiſchen-
Raͤum-
lein der
Coͤrper.
§. 91.

Weil nun die ſchweermachende
Materie nicht von auſſen in den Coͤrper
wuͤrcket, ſondern vielmehr von innen die
kleinen Theile deſſelben gegen den Mittel-
Punct der Erde treibet; ſo muß ſie auch in
die Zwiſchen-Raͤumlein der dichteſten Coͤr-
per frey hinein dringen koͤnnen. Will man
ſich dieſes deutlicher vorſtellen, ſo kan es auf
ſolgende Weiſe geſchehen. Das Gold iſt
die ſchweereſte und dichteſte unter allen
Materien, die wir kennen. Und da die
kleineſten Staͤublein derſelben, welche wir
durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer, die am
meiſten vergroͤſſern, entdecken koͤnnen, noch
immer dichtes Gold bleiben; ſo iſt kein
Zweiffel, daß ſie auch den Grad der
Schweere behalten, welche das Gold uͤ-
berhaupt hat, maſſen die Art der Schweere
ſich nach der Dichtigkeit der Materie (§.
4. T. I. Exper.), dieſe nach der Zuſam-
menſetzung der Theile derer Materien rich-
tet, durch deren Vermiſchung das Gold in
der Natur entſtehet (§. 32. 37). Derowe-

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[126/0162] Cap. III. Von dem Unterſcheide erſten, oder auch eine Seite von dieſer Flaͤ- che. Wenn man nun beyde Wuͤrffel ge- gen einander abwieget, ſo iſt der groſſe nicht viermahl, ſondern acht mahl ſo ſchweer als der kleine. Und alſo richtet ſich die Schwee- re nicht nach der Flaͤche des Coͤrpers, ſon- dern nach der Menge der eigenthuͤmlichen Materie. §. 91. Weil nun die ſchweermachende Materie nicht von auſſen in den Coͤrper wuͤrcket, ſondern vielmehr von innen die kleinen Theile deſſelben gegen den Mittel- Punct der Erde treibet; ſo muß ſie auch in die Zwiſchen-Raͤumlein der dichteſten Coͤr- per frey hinein dringen koͤnnen. Will man ſich dieſes deutlicher vorſtellen, ſo kan es auf ſolgende Weiſe geſchehen. Das Gold iſt die ſchweereſte und dichteſte unter allen Materien, die wir kennen. Und da die kleineſten Staͤublein derſelben, welche wir durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer, die am meiſten vergroͤſſern, entdecken koͤnnen, noch immer dichtes Gold bleiben; ſo iſt kein Zweiffel, daß ſie auch den Grad der Schweere behalten, welche das Gold uͤ- berhaupt hat, maſſen die Art der Schweere ſich nach der Dichtigkeit der Materie (§. 4. T. I. Exper.), dieſe nach der Zuſam- menſetzung der Theile derer Materien rich- tet, durch deren Vermiſchung das Gold in der Natur entſtehet (§. 32. 37). Derowe- gen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/162>, abgerufen am 24.11.2024.