schweermachende Materie durch das Gold und alle übrige Materien, die von ihr schweer gemacht werden, sich frey durch beweget, indem wir durch die Erfahrung ü- berzeuget werden, daß sich selbst durch das Gold (§. 72. T. III. Exper.) das Licht frey durch bewegen kan. Und also lehret uns selbst die Erfahrung, daß die allerkleinesten Theile des Goldes für subtile Materien gantz offen sind und ihnen einen freyen Durchgang verstatten.
Schwee- re kom- met von einer fremden Materie her.
§. 92.
Es ist demnach klar, daß die Ur- sache der Schweere eine sehr subtile Materie sey, welche in die subtilesten Zwischen- Räumlein der beständigen und veränderli- chen Materie dringet und durch die dichte- sten Materien, die wir haben, sich frey und ungehindert durch beweget. Woraus zuersehen, daß diese Materie in subtilere Theile würcklich getheilet seyn muß als die Eröffnungen der kleinesten Höhlen oder Zwischen-Räumlein der Cörper sind und ihre Theile sich leicht von einander abson- dern lassen. Derowegen ist es eine flüßige Materie (§. 55). Weil sie nun die kleine- sten Theile des Cörpers gegen den Mittel- Punct der Erde beständig fortstösset (§. 90), so kan sie mit der übrigen Materie des Cör- pers, die durch ihr fortstossen beweget wird, sich nicht zugleich mit gegen den Mittel-Punct der Erde bewegen, als wenn
sie
Cap. III. Von dem Unterſcheide
ſchweermachende Materie durch das Gold und alle uͤbrige Materien, die von ihr ſchweer gemacht werden, ſich frey durch beweget, indem wir durch die Erfahrung uͤ- berzeuget werden, daß ſich ſelbſt durch das Gold (§. 72. T. III. Exper.) das Licht frey durch bewegen kan. Und alſo lehret uns ſelbſt die Erfahrung, daß die allerkleineſten Theile des Goldes fuͤr ſubtile Materien gantz offen ſind und ihnen einen freyen Durchgang verſtatten.
Schwee- re kom- met von einer fremden Materie her.
§. 92.
Es iſt demnach klar, daß die Ur- ſache der Schweere eine ſehr ſubtile Materie ſey, welche in die ſubtileſten Zwiſchen- Raͤumlein der beſtaͤndigen und veraͤnderli- chen Materie dringet und durch die dichte- ſten Materien, die wir haben, ſich frey und ungehindert durch beweget. Woraus zuerſehen, daß dieſe Materie in ſubtilere Theile wuͤrcklich getheilet ſeyn muß als die Eroͤffnungen der kleineſten Hoͤhlen oder Zwiſchen-Raͤumlein der Coͤrper ſind und ihre Theile ſich leicht von einander abſon- dern laſſen. Derowegen iſt es eine fluͤßige Materie (§. 55). Weil ſie nun die kleine- ſten Theile des Coͤrpers gegen den Mittel- Punct der Erde beſtaͤndig fortſtoͤſſet (§. 90), ſo kan ſie mit der uͤbrigen Materie des Coͤr- pers, die durch ihr fortſtoſſen beweget wird, ſich nicht zugleich mit gegen den Mittel-Punct der Erde bewegen, als wenn
ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0164"n="128"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Unterſcheide</hi></fw><lb/>ſchweermachende Materie durch das Gold<lb/>
und alle uͤbrige Materien, die von ihr<lb/>ſchweer gemacht werden, ſich frey durch<lb/>
beweget, indem wir durch die Erfahrung uͤ-<lb/>
berzeuget werden, daß ſich ſelbſt durch das<lb/>
Gold (§. 72. <hirendition="#aq">T. III. Exper.</hi>) das Licht frey<lb/>
durch bewegen kan. Und alſo lehret uns<lb/>ſelbſt die Erfahrung, daß die allerkleineſten<lb/>
Theile des Goldes fuͤr ſubtile Materien<lb/>
gantz offen ſind und ihnen einen freyen<lb/>
Durchgang verſtatten.</p><lb/><noteplace="left">Schwee-<lb/>
re kom-<lb/>
met von<lb/>
einer<lb/>
fremden<lb/>
Materie<lb/>
her.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 92.</head><p>Es iſt demnach klar, daß die Ur-<lb/>ſache der Schweere eine ſehr ſubtile Materie<lb/>ſey, welche in die ſubtileſten Zwiſchen-<lb/>
Raͤumlein der beſtaͤndigen und veraͤnderli-<lb/>
chen Materie dringet und durch die dichte-<lb/>ſten Materien, die wir haben, ſich frey<lb/>
und ungehindert durch beweget. Woraus<lb/>
zuerſehen, daß dieſe Materie in ſubtilere<lb/>
Theile wuͤrcklich getheilet ſeyn muß als die<lb/>
Eroͤffnungen der kleineſten Hoͤhlen oder<lb/>
Zwiſchen-Raͤumlein der Coͤrper ſind und<lb/>
ihre Theile ſich leicht von einander abſon-<lb/>
dern laſſen. Derowegen iſt es eine fluͤßige<lb/>
Materie (§. 55). Weil ſie nun die kleine-<lb/>ſten Theile des Coͤrpers gegen den Mittel-<lb/>
Punct der Erde beſtaͤndig fortſtoͤſſet (§. 90),<lb/>ſo kan ſie mit der uͤbrigen Materie des Coͤr-<lb/>
pers, die durch ihr fortſtoſſen beweget<lb/>
wird, ſich nicht zugleich mit gegen den<lb/>
Mittel-Punct der Erde bewegen, als wenn<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[128/0164]
Cap. III. Von dem Unterſcheide
ſchweermachende Materie durch das Gold
und alle uͤbrige Materien, die von ihr
ſchweer gemacht werden, ſich frey durch
beweget, indem wir durch die Erfahrung uͤ-
berzeuget werden, daß ſich ſelbſt durch das
Gold (§. 72. T. III. Exper.) das Licht frey
durch bewegen kan. Und alſo lehret uns
ſelbſt die Erfahrung, daß die allerkleineſten
Theile des Goldes fuͤr ſubtile Materien
gantz offen ſind und ihnen einen freyen
Durchgang verſtatten.
§. 92. Es iſt demnach klar, daß die Ur-
ſache der Schweere eine ſehr ſubtile Materie
ſey, welche in die ſubtileſten Zwiſchen-
Raͤumlein der beſtaͤndigen und veraͤnderli-
chen Materie dringet und durch die dichte-
ſten Materien, die wir haben, ſich frey
und ungehindert durch beweget. Woraus
zuerſehen, daß dieſe Materie in ſubtilere
Theile wuͤrcklich getheilet ſeyn muß als die
Eroͤffnungen der kleineſten Hoͤhlen oder
Zwiſchen-Raͤumlein der Coͤrper ſind und
ihre Theile ſich leicht von einander abſon-
dern laſſen. Derowegen iſt es eine fluͤßige
Materie (§. 55). Weil ſie nun die kleine-
ſten Theile des Coͤrpers gegen den Mittel-
Punct der Erde beſtaͤndig fortſtoͤſſet (§. 90),
ſo kan ſie mit der uͤbrigen Materie des Coͤr-
pers, die durch ihr fortſtoſſen beweget
wird, ſich nicht zugleich mit gegen den
Mittel-Punct der Erde bewegen, als wenn
ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/164>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.