welches auch die Nephritische Tinctur gar deutlich vor Augen leget, die an der äusseren Fläche, wo sie erleuchtet wird, blaues Licht reflectiret, in den inneren Theilen aber an- deres (§. 164. T. II. Exper.). Es erhellet demnach, daß die beständigen Farben der Cörper auf eben eine solche Art hervorge- bracht werden, wie die im Regenbogen (§. 171. T. II. Exper.) und einigen optischen Jnstrumenten (§. 158. T. II. Exper.) und in den Cörper nichts anders anzutreffen ist, warum er vielmehr diese als eine andere Farbe hat, als weil die Theile in seiner Flä- che diese oder eine andere Figur und Lage haben.
§. 130.
Nachdem wir gesehen, wie dieWie die Sonne erwär- met. Sonne das Licht hervor bringet und die Cörper, welche sie erleuchtet, gleichsam mahlet, daß sie mit Farben prangen können; so müssen wir nun auch untersuchen, wie sie die Wärme in den Cörpern hervor bringet. Ein Cörper wird warm, entweder weil Wärme von aussen in seine Zwischen- Räumlein hinein dringet, oder wenn die be- reits daselbst vorhandene Materie in Be- wegung gesetzt wird (§. 72). Derowegen müssen entweder die Sounen-Strahlen Wärme seyn, die in den Cörpern hinein dringet, oder sie müssen bloß die daselbst vorhandene Materie der Wärme in Bewe- gung setzen, indem sie in die subtilesten Zwi-
schen-
Physick) N
Cap. II. Von der Sonne.
welches auch die Nephritiſche Tinctur gar deutlich vor Augen leget, die an der aͤuſſeren Flaͤche, wo ſie erleuchtet wird, blaues Licht reflectiret, in den inneren Theilen aber an- deres (§. 164. T. II. Exper.). Es erhellet demnach, daß die beſtaͤndigen Farben der Coͤrper auf eben eine ſolche Art hervorge- bracht werden, wie die im Regenbogen (§. 171. T. II. Exper.) und einigen optiſchen Jnſtrumenten (§. 158. T. II. Exper.) und in den Coͤrper nichts anders anzutreffen iſt, warum er vielmehr dieſe als eine andere Farbe hat, als weil die Theile in ſeiner Flaͤ- che dieſe oder eine andere Figur und Lage haben.
§. 130.
Nachdem wir geſehen, wie dieWie die Sonne erwaͤr- met. Sonne das Licht hervor bringet und die Coͤrper, welche ſie erleuchtet, gleichſam mahlet, daß ſie mit Farben prangen koͤnnen; ſo muͤſſen wir nun auch unterſuchen, wie ſie die Waͤrme in den Coͤrpern hervor bringet. Ein Coͤrper wird warm, entweder weil Waͤrme von auſſen in ſeine Zwiſchen- Raͤumlein hinein dringet, oder wenn die be- reits daſelbſt vorhandene Materie in Be- wegung geſetzt wird (§. 72). Derowegen muͤſſen entweder die Sounen-Strahlen Waͤrme ſeyn, die in den Coͤrpern hinein dringet, oder ſie muͤſſen bloß die daſelbſt vorhandene ⃒Materie der Waͤrme in Bewe- gung ſetzen, indem ſie in die ſubtileſten Zwi-
ſchen-
Phyſick) N
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0229"n="193"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
welches auch die Nephritiſche Tinctur gar<lb/>
deutlich vor Augen leget, die an der aͤuſſeren<lb/>
Flaͤche, wo ſie erleuchtet wird, blaues Licht<lb/><hirendition="#aq">reflecti</hi>ret, in den inneren Theilen aber an-<lb/>
deres (§. 164. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>). Es erhellet<lb/>
demnach, daß die beſtaͤndigen Farben der<lb/>
Coͤrper auf eben eine ſolche Art hervorge-<lb/>
bracht werden, wie die im Regenbogen (§.<lb/>
171. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) und einigen optiſchen<lb/>
Jnſtrumenten (§. 158. <hirendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) und<lb/>
in den Coͤrper nichts anders anzutreffen iſt,<lb/>
warum er vielmehr dieſe als eine andere<lb/>
Farbe hat, als weil die Theile in ſeiner Flaͤ-<lb/>
che dieſe oder eine andere Figur und Lage<lb/>
haben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 130.</head><p>Nachdem wir geſehen, wie die<noteplace="right">Wie die<lb/>
Sonne<lb/>
erwaͤr-<lb/>
met.</note><lb/>
Sonne das Licht hervor bringet und die<lb/>
Coͤrper, welche ſie erleuchtet, gleichſam<lb/>
mahlet, daß ſie mit Farben prangen koͤnnen;<lb/>ſo muͤſſen wir nun auch unterſuchen, wie ſie<lb/>
die Waͤrme in den Coͤrpern hervor bringet.<lb/>
Ein Coͤrper wird warm, entweder weil<lb/>
Waͤrme von auſſen in ſeine Zwiſchen-<lb/>
Raͤumlein hinein dringet, oder wenn die be-<lb/>
reits daſelbſt vorhandene Materie in Be-<lb/>
wegung geſetzt wird (§. 72). Derowegen<lb/>
muͤſſen entweder die Sounen-Strahlen<lb/>
Waͤrme ſeyn, die in den Coͤrpern hinein<lb/>
dringet, oder ſie muͤſſen bloß die daſelbſt<lb/>
vorhandene ⃒Materie der Waͤrme in Bewe-<lb/>
gung ſetzen, indem ſie in die ſubtileſten Zwi-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Phyſick</hi></hi>) N</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchen-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[193/0229]
Cap. II. Von der Sonne.
welches auch die Nephritiſche Tinctur gar
deutlich vor Augen leget, die an der aͤuſſeren
Flaͤche, wo ſie erleuchtet wird, blaues Licht
reflectiret, in den inneren Theilen aber an-
deres (§. 164. T. II. Exper.). Es erhellet
demnach, daß die beſtaͤndigen Farben der
Coͤrper auf eben eine ſolche Art hervorge-
bracht werden, wie die im Regenbogen (§.
171. T. II. Exper.) und einigen optiſchen
Jnſtrumenten (§. 158. T. II. Exper.) und
in den Coͤrper nichts anders anzutreffen iſt,
warum er vielmehr dieſe als eine andere
Farbe hat, als weil die Theile in ſeiner Flaͤ-
che dieſe oder eine andere Figur und Lage
haben.
§. 130. Nachdem wir geſehen, wie die
Sonne das Licht hervor bringet und die
Coͤrper, welche ſie erleuchtet, gleichſam
mahlet, daß ſie mit Farben prangen koͤnnen;
ſo muͤſſen wir nun auch unterſuchen, wie ſie
die Waͤrme in den Coͤrpern hervor bringet.
Ein Coͤrper wird warm, entweder weil
Waͤrme von auſſen in ſeine Zwiſchen-
Raͤumlein hinein dringet, oder wenn die be-
reits daſelbſt vorhandene Materie in Be-
wegung geſetzt wird (§. 72). Derowegen
muͤſſen entweder die Sounen-Strahlen
Waͤrme ſeyn, die in den Coͤrpern hinein
dringet, oder ſie muͤſſen bloß die daſelbſt
vorhandene ⃒Materie der Waͤrme in Bewe-
gung ſetzen, indem ſie in die ſubtileſten Zwi-
ſchen-
Wie die
Sonne
erwaͤr-
met.
Phyſick) N
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/229>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.