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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Von dem Mond.
fungen darinnen will wahrgenommen ha-
ben, darein Schatten fället. Nun ist
gewis, wenn die Observation in allem ihre
Richtigkeit hätte; so gienge es nicht an, daß
sie Wasser wären, denn in dem Wasser als
einem flüßigen Cörper können keine Vertief-
fungen stat finden. Allein da wir noch nie-
manden haben, der dergleichen angemercket,
ausser den einigen Hugenium; so scheinet
die einige Observation noch nicht genung
zu seyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer so
starcken Muthmassung abgehen. Er will
auch keine Flüsse im Monden zugeben, weil
er vermeinet, man müste sie durch unsere
grossen Ferngläser zu Gesichte bekommen:
allein er hat die Möglichkeit nicht erwiesen.
Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor-
nehmen kan, so zweiffele ich doch gar sehr,
daß die Breite eines Flusses in einer Weite
von 56 halben Diametris der Erde, oder
mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen
ist. Gesetzt demnach, daß auch die Flecken
kein Wasser, sondern nur dunckeles Land
wären, welches mir doch nicht wahrschein-
lich scheinet; so kan deswegen doch Wasser
genung im Mond seyn.

§. 137.

Man hat auch gefraget, ob umOb Lufft
um den
Mond
ist.

den Mond herum eine Lufft ist, wie um un-
sere Erde. Wir finden nichts bessers, dar-
aus wir sie erkennen können, als den hellen
Ring, der sich in grossen Sonnen-Finster-

nissen

Cap. III. Von dem Mond.
fungen darinnen will wahrgenommen ha-
ben, darein Schatten faͤllet. Nun iſt
gewis, wenn die Obſervation in allem ihre
Richtigkeit haͤtte; ſo gienge es nicht an, daß
ſie Waſſer waͤren, denn in dem Waſſer als
einem fluͤßigen Coͤrper koͤnnen keine Vertief-
fungen ſtat finden. Allein da wir noch nie-
manden haben, der dergleichen angemercket,
auſſer den einigen Hugenium; ſo ſcheinet
die einige Obſervation noch nicht genung
zu ſeyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer ſo
ſtarcken Muthmaſſung abgehen. Er will
auch keine Fluͤſſe im Monden zugeben, weil
er vermeinet, man muͤſte ſie durch unſere
groſſen Fernglaͤſer zu Geſichte bekommen:
allein er hat die Moͤglichkeit nicht erwieſen.
Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor-
nehmen kan, ſo zweiffele ich doch gar ſehr,
daß die Breite eines Fluſſes in einer Weite
von 56 halben Diametris der Erde, oder
mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen
iſt. Geſetzt demnach, daß auch die Flecken
kein Waſſer, ſondern nur dunckeles Land
waͤren, welches mir doch nicht wahrſchein-
lich ſcheinet; ſo kan deswegen doch Waſſer
genung im Mond ſeyn.

§. 137.

Man hat auch gefraget, ob umOb Lufft
um den
Mond
iſt.

den Mond herum eine Lufft iſt, wie um un-
ſere Erde. Wir finden nichts beſſers, dar-
aus wir ſie erkennen koͤnnen, als den hellen
Ring, der ſich in groſſen Sonnen-Finſter-

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[203/0239] Cap. III. Von dem Mond. fungen darinnen will wahrgenommen ha- ben, darein Schatten faͤllet. Nun iſt gewis, wenn die Obſervation in allem ihre Richtigkeit haͤtte; ſo gienge es nicht an, daß ſie Waſſer waͤren, denn in dem Waſſer als einem fluͤßigen Coͤrper koͤnnen keine Vertief- fungen ſtat finden. Allein da wir noch nie- manden haben, der dergleichen angemercket, auſſer den einigen Hugenium; ſo ſcheinet die einige Obſervation noch nicht genung zu ſeyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer ſo ſtarcken Muthmaſſung abgehen. Er will auch keine Fluͤſſe im Monden zugeben, weil er vermeinet, man muͤſte ſie durch unſere groſſen Fernglaͤſer zu Geſichte bekommen: allein er hat die Moͤglichkeit nicht erwieſen. Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor- nehmen kan, ſo zweiffele ich doch gar ſehr, daß die Breite eines Fluſſes in einer Weite von 56 halben Diametris der Erde, oder mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen iſt. Geſetzt demnach, daß auch die Flecken kein Waſſer, ſondern nur dunckeles Land waͤren, welches mir doch nicht wahrſchein- lich ſcheinet; ſo kan deswegen doch Waſſer genung im Mond ſeyn. §. 137. Man hat auch gefraget, ob um den Mond herum eine Lufft iſt, wie um un- ſere Erde. Wir finden nichts beſſers, dar- aus wir ſie erkennen koͤnnen, als den hellen Ring, der ſich in groſſen Sonnen-Finſter- niſſen Ob Lufft um den Mond iſt.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/239>, abgerufen am 21.11.2024.