fungen darinnen will wahrgenommen ha- ben, darein Schatten fället. Nun ist gewis, wenn die Observation in allem ihre Richtigkeit hätte; so gienge es nicht an, daß sie Wasser wären, denn in dem Wasser als einem flüßigen Cörper können keine Vertief- fungen stat finden. Allein da wir noch nie- manden haben, der dergleichen angemercket, ausser den einigen Hugenium; so scheinet die einige Observation noch nicht genung zu seyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer so starcken Muthmassung abgehen. Er will auch keine Flüsse im Monden zugeben, weil er vermeinet, man müste sie durch unsere grossen Ferngläser zu Gesichte bekommen: allein er hat die Möglichkeit nicht erwiesen. Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor- nehmen kan, so zweiffele ich doch gar sehr, daß die Breite eines Flusses in einer Weite von 56 halben Diametris der Erde, oder mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen ist. Gesetzt demnach, daß auch die Flecken kein Wasser, sondern nur dunckeles Land wären, welches mir doch nicht wahrschein- lich scheinet; so kan deswegen doch Wasser genung im Mond seyn.
§. 137.
Man hat auch gefraget, ob umOb Lufft um den Mond ist. den Mond herum eine Lufft ist, wie um un- sere Erde. Wir finden nichts bessers, dar- aus wir sie erkennen können, als den hellen Ring, der sich in grossen Sonnen-Finster-
nissen
Cap. III. Von dem Mond.
fungen darinnen will wahrgenommen ha- ben, darein Schatten faͤllet. Nun iſt gewis, wenn die Obſervation in allem ihre Richtigkeit haͤtte; ſo gienge es nicht an, daß ſie Waſſer waͤren, denn in dem Waſſer als einem fluͤßigen Coͤrper koͤnnen keine Vertief- fungen ſtat finden. Allein da wir noch nie- manden haben, der dergleichen angemercket, auſſer den einigen Hugenium; ſo ſcheinet die einige Obſervation noch nicht genung zu ſeyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer ſo ſtarcken Muthmaſſung abgehen. Er will auch keine Fluͤſſe im Monden zugeben, weil er vermeinet, man muͤſte ſie durch unſere groſſen Fernglaͤſer zu Geſichte bekommen: allein er hat die Moͤglichkeit nicht erwieſen. Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor- nehmen kan, ſo zweiffele ich doch gar ſehr, daß die Breite eines Fluſſes in einer Weite von 56 halben Diametris der Erde, oder mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen iſt. Geſetzt demnach, daß auch die Flecken kein Waſſer, ſondern nur dunckeles Land waͤren, welches mir doch nicht wahrſchein- lich ſcheinet; ſo kan deswegen doch Waſſer genung im Mond ſeyn.
§. 137.
Man hat auch gefraget, ob umOb Lufft um den Mond iſt. den Mond herum eine Lufft iſt, wie um un- ſere Erde. Wir finden nichts beſſers, dar- aus wir ſie erkennen koͤnnen, als den hellen Ring, der ſich in groſſen Sonnen-Finſter-
niſſen
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Cap. III. Von dem Mond.
fungen darinnen will wahrgenommen ha-
ben, darein Schatten faͤllet. Nun iſt
gewis, wenn die Obſervation in allem ihre
Richtigkeit haͤtte; ſo gienge es nicht an, daß
ſie Waſſer waͤren, denn in dem Waſſer als
einem fluͤßigen Coͤrper koͤnnen keine Vertief-
fungen ſtat finden. Allein da wir noch nie-
manden haben, der dergleichen angemercket,
auſſer den einigen Hugenium; ſo ſcheinet
die einige Obſervation noch nicht genung
zu ſeyn, daß wir ihr zu Gefallen von einer ſo
ſtarcken Muthmaſſung abgehen. Er will
auch keine Fluͤſſe im Monden zugeben, weil
er vermeinet, man muͤſte ſie durch unſere
groſſen Fernglaͤſer zu Geſichte bekommen:
allein er hat die Moͤglichkeit nicht erwieſen.
Und, ob ich gleich jetzt keine Rechnung vor-
nehmen kan, ſo zweiffele ich doch gar ſehr,
daß die Breite eines Fluſſes in einer Weite
von 56 halben Diametris der Erde, oder
mehr als 48000 Meilen noch zu erkennen
iſt. Geſetzt demnach, daß auch die Flecken
kein Waſſer, ſondern nur dunckeles Land
waͤren, welches mir doch nicht wahrſchein-
lich ſcheinet; ſo kan deswegen doch Waſſer
genung im Mond ſeyn.
§. 137. Man hat auch gefraget, ob um
den Mond herum eine Lufft iſt, wie um un-
ſere Erde. Wir finden nichts beſſers, dar-
aus wir ſie erkennen koͤnnen, als den hellen
Ring, der ſich in groſſen Sonnen-Finſter-
niſſen
Ob Lufft
um den
Mond
iſt.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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