Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. III. Von dem Mond. sonst haben sehen können. Es bleibet da-her nichts übrig, als daß wir sie in etwas umb den Mond suchen müssen. Weil dem- nach um ihn eine Lufft ist (§. 137); so muß sie zu einer Zeit durchsichtiger seyn, als zu der andern, folgends erhellet, daß unterwei- len Dünste in ihr aufsteigen, davon sie trübe wird, zu anderer Zeit aber wieder sie verlie- ren. Es erinnert zwar Hugenius (b), er habe niemahls observiret, daß einige Fle- cken und Berge im Monden verdeckt wor- den, und hält daher nicht vor glaublich, daß sich in der Monds-Lufft Wolcken zu- sammen ziehen. Allein da die Ge- stalt des Monds sich nach seinem verschie- denen Stande gegen die Erde und die Son- ne gar sehr ändert; so ist nicht eine jede klei- ne Veränderung zu observiren. Darnach hat man zuerwegen, daß, da der Mond kei- ne Bewegung um seine Axe hat, die Sonne biß 14 Tage einen Ort beständig bescheinet: wodurch die Lufft mit den Dünsten verdün- net, auch die Dünste auf die finstere Seite herum getrieben werden, daß sie sich nicht in Wolcken zusammen ziehen können. Wir wissen auch, daß, wenn dicke Wolcken zwi- schen dem Auge und der Sonne sind, die- selben weiß aussehen; hingegen die dünnen, wenn sie zwischen dem Auge und der Son- ne (b) in Cosinotheoro lib. 2. p. m. 98 (Physick) O
Cap. III. Von dem Mond. ſonſt haben ſehen koͤnnen. Es bleibet da-her nichts uͤbrig, als daß wir ſie in etwas umb den Mond ſuchen muͤſſen. Weil dem- nach um ihn eine Lufft iſt (§. 137); ſo muß ſie zu einer Zeit durchſichtiger ſeyn, als zu der andern, folgends erhellet, daß unterwei- len Duͤnſte in ihr aufſteigen, davon ſie truͤbe wird, zu anderer Zeit aber wieder ſie verlie- ren. Es erinnert zwar Hugenius (b), er habe niemahls obſerviret, daß einige Fle- cken und Berge im Monden verdeckt wor- den, und haͤlt daher nicht vor glaublich, daß ſich in der Monds-Lufft Wolcken zu- ſammen ziehen. Allein da die Ge- ſtalt des Monds ſich nach ſeinem verſchie- denen Stande gegen die Erde und die Son- ne gar ſehr aͤndert; ſo iſt nicht eine jede klei- ne Veraͤnderung zu obſerviren. Darnach hat man zuerwegen, daß, da der Mond kei- ne Bewegung um ſeine Axe hat, die Sonne biß 14 Tage einen Ort beſtaͤndig beſcheinet: wodurch die Lufft mit den Duͤnſten verduͤn- net, auch die Duͤnſte auf die finſtere Seite herum getrieben werden, daß ſie ſich nicht in Wolcken zuſammen ziehen koͤnnen. Wir wiſſen auch, daß, wenn dicke Wolcken zwi- ſchen dem Auge und der Sonne ſind, die- ſelben weiß ausſehen; hingegen die duͤnnen, wenn ſie zwiſchen dem Auge und der Son- ne (b) in Coſinotheoro lib. 2. p. m. 98 (Phyſick) O
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Cap. III. Von dem Mond.
ſonſt haben ſehen koͤnnen. Es bleibet da-
her nichts uͤbrig, als daß wir ſie in etwas
umb den Mond ſuchen muͤſſen. Weil dem-
nach um ihn eine Lufft iſt (§. 137); ſo muß
ſie zu einer Zeit durchſichtiger ſeyn, als zu
der andern, folgends erhellet, daß unterwei-
len Duͤnſte in ihr aufſteigen, davon ſie truͤbe
wird, zu anderer Zeit aber wieder ſie verlie-
ren. Es erinnert zwar Hugenius (b), er
habe niemahls obſerviret, daß einige Fle-
cken und Berge im Monden verdeckt wor-
den, und haͤlt daher nicht vor glaublich, daß
ſich in der Monds-Lufft Wolcken zu-
ſammen ziehen. Allein da die Ge-
ſtalt des Monds ſich nach ſeinem verſchie-
denen Stande gegen die Erde und die Son-
ne gar ſehr aͤndert; ſo iſt nicht eine jede klei-
ne Veraͤnderung zu obſerviren. Darnach
hat man zuerwegen, daß, da der Mond kei-
ne Bewegung um ſeine Axe hat, die Sonne
biß 14 Tage einen Ort beſtaͤndig beſcheinet:
wodurch die Lufft mit den Duͤnſten verduͤn-
net, auch die Duͤnſte auf die finſtere Seite
herum getrieben werden, daß ſie ſich nicht in
Wolcken zuſammen ziehen koͤnnen. Wir
wiſſen auch, daß, wenn dicke Wolcken zwi-
ſchen dem Auge und der Sonne ſind, die-
ſelben weiß ausſehen; hingegen die duͤnnen,
wenn ſie zwiſchen dem Auge und der Son-
ne
(b) in Coſinotheoro lib. 2. p. m. 98
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