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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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der vier Jahrs-Zeiten
net sie noch wärmer als die übrige Zeit, wenn
sie am wärmesten scheinet (§. 228). Dero-
wegen haben wir ja in einem langen Tage
nicht allein eben die Würckung der Son-
ne, welche sich in einem kurtzen ereignet,
sondern über dieses noch eine weit stärckere
dazu, und unterweilen eben so lange, als
vorhin die geringere allein. Und demnach
ist kein Wunder, daß es die Sonne in lan-
gen Tagen wärmer machen kan als in kur-
tzen.

§. 231.

Es zeiget es die tägliche Erfah-Was kur-
tze Näch-
te zu Ver-
mehrung
der Wär-
me bey-
tragen.

rung, daß die Lufft kühler wird, wenn die
Sonne sich zum Untergange nahet und
nicht mehr so warm, wie vorhin, scheinet,
noch mehr aber wenn wir sie des Nachts gar
nicht bey uns haben. Am deutlichsten a-
ber siehet man es aus den Wettergläsern,
da der Spiritus die gantze Nacht über fäl-
let und dadurch anzeiget, daß die Lufft bis
an den Morgen, wenn die Sonne aufge-
hen will, kühler wird (§. 59 T. II. Exper.).
Da nun die Eörper kalt werden, indem sie
ihre Wärme verlieren (§. 76), so werden in
einer langen Nacht die Cörper kälter als in
einer kurtzen. Derowegen wenn die Son-
ne nach einer langen Nacht wieder aufge-
het, so ist weniger von der Würckung des
vorigen Tages übrig, als wenn sie nach ei-
ner kurtzen Nacht bald wieder kommet. Ein
Cörper, der schon etwas Wärme hat, wird

wär-
U 5

der vier Jahrs-Zeiten
net ſie noch waͤrmer als die uͤbrige Zeit, wenn
ſie am waͤrmeſten ſcheinet (§. 228). Dero-
wegen haben wir ja in einem langen Tage
nicht allein eben die Wuͤrckung der Son-
ne, welche ſich in einem kurtzen ereignet,
ſondern uͤber dieſes noch eine weit ſtaͤrckere
dazu, und unterweilen eben ſo lange, als
vorhin die geringere allein. Und demnach
iſt kein Wunder, daß es die Sonne in lan-
gen Tagen waͤrmer machen kan als in kur-
tzen.

§. 231.

Es zeiget es die taͤgliche Erfah-Was kuꝛ-
tze Naͤch-
te zu Ver-
mehrung
der Waͤr-
me bey-
tragen.

rung, daß die Lufft kuͤhler wird, wenn die
Sonne ſich zum Untergange nahet und
nicht mehr ſo warm, wie vorhin, ſcheinet,
noch mehr aber wenn wir ſie des Nachts gar
nicht bey uns haben. Am deutlichſten a-
ber ſiehet man es aus den Wetterglaͤſern,
da der Spiritus die gantze Nacht uͤber faͤl-
let und dadurch anzeiget, daß die Lufft bis
an den Morgen, wenn die Sonne aufge-
hen will, kuͤhler wird (§. 59 T. II. Exper.).
Da nun die Eoͤrper kalt werden, indem ſie
ihre Waͤrme verlieren (§. 76), ſo werden in
einer langen Nacht die Coͤrper kaͤlter als in
einer kurtzen. Derowegen wenn die Son-
ne nach einer langen Nacht wieder aufge-
het, ſo iſt weniger von der Wuͤrckung des
vorigen Tages uͤbrig, als wenn ſie nach ei-
ner kurtzen Nacht bald wieder kommet. Ein
Coͤrper, der ſchon etwas Waͤrme hat, wird

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U 5
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[313/0349] der vier Jahrs-Zeiten net ſie noch waͤrmer als die uͤbrige Zeit, wenn ſie am waͤrmeſten ſcheinet (§. 228). Dero- wegen haben wir ja in einem langen Tage nicht allein eben die Wuͤrckung der Son- ne, welche ſich in einem kurtzen ereignet, ſondern uͤber dieſes noch eine weit ſtaͤrckere dazu, und unterweilen eben ſo lange, als vorhin die geringere allein. Und demnach iſt kein Wunder, daß es die Sonne in lan- gen Tagen waͤrmer machen kan als in kur- tzen. §. 231. Es zeiget es die taͤgliche Erfah- rung, daß die Lufft kuͤhler wird, wenn die Sonne ſich zum Untergange nahet und nicht mehr ſo warm, wie vorhin, ſcheinet, noch mehr aber wenn wir ſie des Nachts gar nicht bey uns haben. Am deutlichſten a- ber ſiehet man es aus den Wetterglaͤſern, da der Spiritus die gantze Nacht uͤber faͤl- let und dadurch anzeiget, daß die Lufft bis an den Morgen, wenn die Sonne aufge- hen will, kuͤhler wird (§. 59 T. II. Exper.). Da nun die Eoͤrper kalt werden, indem ſie ihre Waͤrme verlieren (§. 76), ſo werden in einer langen Nacht die Coͤrper kaͤlter als in einer kurtzen. Derowegen wenn die Son- ne nach einer langen Nacht wieder aufge- het, ſo iſt weniger von der Wuͤrckung des vorigen Tages uͤbrig, als wenn ſie nach ei- ner kurtzen Nacht bald wieder kommet. Ein Coͤrper, der ſchon etwas Waͤrme hat, wird waͤr- Was kuꝛ- tze Naͤch- te zu Ver- mehrung der Waͤr- me bey- tragen. U 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/349>, abgerufen am 22.11.2024.