Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. IV. Von den Witterungen
Hundssterne zugeschrieben, der alsdenn
mit der Sonne aufgehet.

Daß die
Sonne
nicht die
Ursache
der ver-
änderli-
chen Wit-
terung
allein
seyn kan.
§. 237.

Wenn die Sonne die einige
Ursache aller Witterungen wäre, so müste
auch dieselbe ein Jahr wie das andere seyn:
denn sie beweget sich ein Jahr wie das an-
dere durch die Ecliptick und diese hat we-
nigstens in Ansehung einiger tausend Jahre
eine beständige Lage im Himmel. Uner-
achtet de Louville a behauptet, daß der
Winckel, unter welchem die Ecliptick den
AEquatorem durchschneidet, veränderlich
sey; so träget es doch nach seiner eigenen
Rechnung in 100 Jahren nicht mehr als ei-
ne Minute aus; welches in gegenwärti-
gem Falle wenig zu sagen hat, aber viel
würde zu sagen haben, wenn nach Verlauff
148000 Jahre die Ecliptick mit dem AE-
quatore
zusammen kommen sollte. Da
es nun aber in Ansehung der jetzigen Jahrs-
Zeiten gleichviel ist, als wenn die Ecliptick
unveränderlich wäre; so ist die Krafft der
Sonne ein Jahr wie das andere und die
Länge der Tage gleichfalls ein Jahr wie
das andere. Und demnach kan von der
Sonne kein Unterscheid in die Witterun-
gen der vier Jahrs-Zeiten kommen. Gleich-
wohl aber finden wir, daß sie ein Jahr gar

nicht
a in Actis Erud. A. 1719. p. 281. & seqq.

Cap. IV. Von den Witterungen
Hundsſterne zugeſchrieben, der alsdenn
mit der Sonne aufgehet.

Daß die
Sonne
nicht die
Urſache
der ver-
aͤnderli-
chen Wit-
terung
allein
ſeyn kan.
§. 237.

Wenn die Sonne die einige
Urſache aller Witterungen waͤre, ſo muͤſte
auch dieſelbe ein Jahr wie das andere ſeyn:
denn ſie beweget ſich ein Jahr wie das an-
dere durch die Ecliptick und dieſe hat we-
nigſtens in Anſehung einiger tauſend Jahre
eine beſtaͤndige Lage im Himmel. Uner-
achtet de Louville a behauptet, daß der
Winckel, unter welchem die Ecliptick den
Æquatorem durchſchneidet, veraͤnderlich
ſey; ſo traͤget es doch nach ſeiner eigenen
Rechnung in 100 Jahren nicht mehr als ei-
ne Minute aus; welches in gegenwaͤrti-
gem Falle wenig zu ſagen hat, aber viel
wuͤrde zu ſagen haben, wenn nach Verlauff
148000 Jahre die Ecliptick mit dem Æ-
quatore
zuſammen kommen ſollte. Da
es nun aber in Anſehung der jetzigen Jahrs-
Zeiten gleichviel iſt, als wenn die Ecliptick
unveraͤnderlich waͤre; ſo iſt die Krafft der
Sonne ein Jahr wie das andere und die
Laͤnge der Tage gleichfalls ein Jahr wie
das andere. Und demnach kan von der
Sonne kein Unterſcheid in die Witterun-
gen der vier Jahrs-Zeiten kommen. Gleich-
wohl aber finden wir, daß ſie ein Jahr gar

nicht
a in Actis Erud. A. 1719. p. 281. & ſeqq.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0358" n="322"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. IV.</hi> Von den Witterungen</hi></fw><lb/>
Hunds&#x017F;terne zuge&#x017F;chrieben, der alsdenn<lb/>
mit der Sonne aufgehet.</p><lb/>
              <note place="left">Daß die<lb/>
Sonne<lb/>
nicht die<lb/>
Ur&#x017F;ache<lb/>
der ver-<lb/>
a&#x0364;nderli-<lb/>
chen Wit-<lb/>
terung<lb/>
allein<lb/>
&#x017F;eyn kan.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 237.</head>
              <p>Wenn die Sonne die einige<lb/>
Ur&#x017F;ache aller Witterungen wa&#x0364;re, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
auch die&#x017F;elbe ein Jahr wie das andere &#x017F;eyn:<lb/>
denn &#x017F;ie beweget &#x017F;ich ein Jahr wie das an-<lb/>
dere durch die Ecliptick und die&#x017F;e hat we-<lb/>
nig&#x017F;tens in An&#x017F;ehung einiger tau&#x017F;end Jahre<lb/>
eine be&#x017F;ta&#x0364;ndige Lage im Himmel. Uner-<lb/>
achtet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de Louville</hi></hi> <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">in Actis Erud. A. 1719. p. 281. &amp; &#x017F;eqq.</hi></note> behauptet, daß der<lb/>
Winckel, unter welchem die Ecliptick den<lb/><hi rendition="#aq">Æquatorem</hi> durch&#x017F;chneidet, vera&#x0364;nderlich<lb/>
&#x017F;ey; &#x017F;o tra&#x0364;get es doch nach &#x017F;einer eigenen<lb/>
Rechnung in 100 Jahren nicht mehr als ei-<lb/>
ne Minute aus; welches in gegenwa&#x0364;rti-<lb/>
gem Falle wenig zu &#x017F;agen hat, aber viel<lb/>
wu&#x0364;rde zu &#x017F;agen haben, wenn nach Verlauff<lb/>
148000 Jahre die Ecliptick mit dem <hi rendition="#aq">Æ-<lb/>
quatore</hi> zu&#x017F;ammen kommen &#x017F;ollte. Da<lb/>
es nun aber in An&#x017F;ehung der jetzigen Jahrs-<lb/>
Zeiten gleichviel i&#x017F;t, als wenn die Ecliptick<lb/>
unvera&#x0364;nderlich wa&#x0364;re; &#x017F;o i&#x017F;t die Krafft der<lb/>
Sonne ein Jahr wie das andere und die<lb/>
La&#x0364;nge der Tage gleichfalls ein Jahr wie<lb/>
das andere. Und demnach kan von der<lb/>
Sonne kein Unter&#x017F;cheid in die Witterun-<lb/>
gen der vier Jahrs-Zeiten kommen. Gleich-<lb/>
wohl aber finden wir, daß &#x017F;ie ein Jahr gar<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0358] Cap. IV. Von den Witterungen Hundsſterne zugeſchrieben, der alsdenn mit der Sonne aufgehet. §. 237. Wenn die Sonne die einige Urſache aller Witterungen waͤre, ſo muͤſte auch dieſelbe ein Jahr wie das andere ſeyn: denn ſie beweget ſich ein Jahr wie das an- dere durch die Ecliptick und dieſe hat we- nigſtens in Anſehung einiger tauſend Jahre eine beſtaͤndige Lage im Himmel. Uner- achtet de Louville a behauptet, daß der Winckel, unter welchem die Ecliptick den Æquatorem durchſchneidet, veraͤnderlich ſey; ſo traͤget es doch nach ſeiner eigenen Rechnung in 100 Jahren nicht mehr als ei- ne Minute aus; welches in gegenwaͤrti- gem Falle wenig zu ſagen hat, aber viel wuͤrde zu ſagen haben, wenn nach Verlauff 148000 Jahre die Ecliptick mit dem Æ- quatore zuſammen kommen ſollte. Da es nun aber in Anſehung der jetzigen Jahrs- Zeiten gleichviel iſt, als wenn die Ecliptick unveraͤnderlich waͤre; ſo iſt die Krafft der Sonne ein Jahr wie das andere und die Laͤnge der Tage gleichfalls ein Jahr wie das andere. Und demnach kan von der Sonne kein Unterſcheid in die Witterun- gen der vier Jahrs-Zeiten kommen. Gleich- wohl aber finden wir, daß ſie ein Jahr gar nicht a in Actis Erud. A. 1719. p. 281. & ſeqq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/358
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/358>, abgerufen am 22.11.2024.