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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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der vier Jahrs-Zeiten.
chen, der wird dessen zur Gnüge überführet
werden. Deswegen aber geschiehet es,
daß im Schatten gleich wieder gefrieret,
was in der Sonne aufgethauet, und es son-
derlich des Nachts starcken Frost hat, uner-
achtet die Mittags-Sonne Schnee schmel-
tzet und das Eis an der oberen Fläche auff-
thauet.

§. 236.

Die gröste Wärme pfleget erstWarumb
die gröste
Hitze erst
in Hunds-
Tagen
kommet.

in den Hunds-Tagen zu kommen, welche
erst gegen das Ende des Julii, wenn die
Sonne in den Löwen tritt, ihren Anfang
nehmen, und also wenn die Krafft der Son-
nen schwächer wird (§. 227). Jn den Zei-
chen der Zwillinge und des Krebses hat die
Sonne fast beständig gleich warm geschie-
nen (§. cit.) und sind die Tage von einerley
Länge und die Nächte von einer Kürtze ge-
wesen. Derowegen sind die Erde und die
darauf befindlichen Cörper recht durch-
wärmet worden. Weil demnach die
Sonne im Löwen noch ziemlich warm
scheinet, auch die Nacht in Ansehung des
Tages noch kurtz ist; so ist kein Wunder,
wenn auch eine etwas schwächere Wür-
ckung der Sonnen dennoch mehr ausrichten
kan als eine stärckere im Anfange, da noch
nichts durchwärmet ist. Und hieraus er-
kennet man den Wahn der Sterndeuter,
welche die Hitze der Hunds-Tage dem

Hunds-
(Physick) X

der vier Jahrs-Zeiten.
chen, der wird deſſen zur Gnuͤge uͤberfuͤhret
werden. Deswegen aber geſchiehet es,
daß im Schatten gleich wieder gefrieret,
was in der Sonne aufgethauet, und es ſon-
derlich des Nachts ſtarcken Froſt hat, uner-
achtet die Mittags-Sonne Schnee ſchmel-
tzet und das Eis an der oberen Flaͤche auff-
thauet.

§. 236.

Die groͤſte Waͤrme pfleget erſtWarumb
die groͤſte
Hitze erſt
in Hunds-
Tagen
kommet.

in den Hunds-Tagen zu kommen, welche
erſt gegen das Ende des Julii, wenn die
Sonne in den Loͤwen tritt, ihren Anfang
nehmen, und alſo wenn die Krafft der Son-
nen ſchwaͤcher wird (§. 227). Jn den Zei-
chen der Zwillinge und des Krebſes hat die
Sonne faſt beſtaͤndig gleich warm geſchie-
nen (§. cit.) und ſind die Tage von einerley
Laͤnge und die Naͤchte von einer Kuͤrtze ge-
weſen. Derowegen ſind die Erde und die
darauf befindlichen Coͤrper recht durch-
waͤrmet worden. Weil demnach die
Sonne im Loͤwen noch ziemlich warm
ſcheinet, auch die Nacht in Anſehung des
Tages noch kurtz iſt; ſo iſt kein Wunder,
wenn auch eine etwas ſchwaͤchere Wuͤr-
ckung der Sonnen dennoch mehr ausrichten
kan als eine ſtaͤrckere im Anfange, da noch
nichts durchwaͤrmet iſt. Und hieraus er-
kennet man den Wahn der Sterndeuter,
welche die Hitze der Hunds-Tage dem

Hunds-
(Phyſick) X
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[321/0357] der vier Jahrs-Zeiten. chen, der wird deſſen zur Gnuͤge uͤberfuͤhret werden. Deswegen aber geſchiehet es, daß im Schatten gleich wieder gefrieret, was in der Sonne aufgethauet, und es ſon- derlich des Nachts ſtarcken Froſt hat, uner- achtet die Mittags-Sonne Schnee ſchmel- tzet und das Eis an der oberen Flaͤche auff- thauet. §. 236. Die groͤſte Waͤrme pfleget erſt in den Hunds-Tagen zu kommen, welche erſt gegen das Ende des Julii, wenn die Sonne in den Loͤwen tritt, ihren Anfang nehmen, und alſo wenn die Krafft der Son- nen ſchwaͤcher wird (§. 227). Jn den Zei- chen der Zwillinge und des Krebſes hat die Sonne faſt beſtaͤndig gleich warm geſchie- nen (§. cit.) und ſind die Tage von einerley Laͤnge und die Naͤchte von einer Kuͤrtze ge- weſen. Derowegen ſind die Erde und die darauf befindlichen Coͤrper recht durch- waͤrmet worden. Weil demnach die Sonne im Loͤwen noch ziemlich warm ſcheinet, auch die Nacht in Anſehung des Tages noch kurtz iſt; ſo iſt kein Wunder, wenn auch eine etwas ſchwaͤchere Wuͤr- ckung der Sonnen dennoch mehr ausrichten kan als eine ſtaͤrckere im Anfange, da noch nichts durchwaͤrmet iſt. Und hieraus er- kennet man den Wahn der Sterndeuter, welche die Hitze der Hunds-Tage dem Hunds- Warumb die groͤſte Hitze erſt in Hunds- Tagen kommet. (Phyſick) X

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/357>, abgerufen am 22.11.2024.