bringen wollen; so müssen wir den Schein der Sonne auffangen, das Tage-Licht, ob es gleich auch von der Sonne herkommet, ist dazu nicht geschickt. Woraus man siehet, daß das Licht, welches gerade von der Sonne herunter fället, gar ungemein stärcker ist, als was erst durch die Reflexion von einem andern Cörper zu uns kommet. Derowegen da die Wolcken den Sonnen- schein gantz benehmen und nichts merckli- ches davon auf den Erdboden herunter las- sen, so wird auch durch sie die Erwärmung unserer Erde und der darauf befindlichen Cörper gar mercklich gehindert.
Ob die Wolcken die Wür- ckung der Sonne befördern können.
§. 240.
Wir haben schon angeführet (§ 239) und sehen es im Sommer gar offt, daß dicke Wolcken, welche der Sonne ge- gen über stehen, ihr Licht häuffig reflectiren und davon gantz weiß aussehen. Da nun dadurch viel Sonnen-Strahlen herunter kommen, die sonst wegbleiben würden; so scheinet es als wenn auch dadurch die Wür- ckung der Sonne verstärcket würde (§. 227). Jedoch da wir erst vernommen, daß das re- flectirte Licht der Sonne nicht die Krafft hat, welche das jenige äussert, so gerade her- unter fället (§. 239); so könte man zweiffeln, ob auch etwas davon zu hoffen sey. Allein es zeigen die Brennspiegel, daß ein Unter- terscheid zu machen sey, unter dem Scheine der Sonne, der reflectiret wird, und unter
dem
Cap. IV. Von den Witterungen
bringen wollen; ſo muͤſſen wir den Schein der Sonne auffangen, das Tage-Licht, ob es gleich auch von der Sonne herkommet, iſt dazu nicht geſchickt. Woraus man ſiehet, daß das Licht, welches gerade von der Sonne herunter faͤllet, gar ungemein ſtaͤrcker iſt, als was erſt durch die Reflexion von einem andern Coͤrper zu uns kommet. Derowegen da die Wolcken den Sonnen- ſchein gantz benehmen und nichts merckli- ches davon auf den Erdboden herunter laſ- ſen, ſo wird auch durch ſie die Erwaͤrmung unſerer Erde und der darauf befindlichen Coͤrper gar mercklich gehindert.
Ob die Wolcken die Wuͤr- ckung der Sonne befoͤrdern koͤnnen.
§. 240.
Wir haben ſchon angefuͤhret (§ 239) und ſehen es im Sommer gar offt, daß dicke Wolcken, welche der Sonne ge- gen uͤber ſtehen, ihr Licht haͤuffig reflectiren und davon gantz weiß ausſehen. Da nun dadurch viel Sonnen-Strahlen herunter kommen, die ſonſt wegbleiben wuͤrden; ſo ſcheinet es als wenn auch dadurch die Wuͤr- ckung der Sonne verſtaͤrcket wuͤrde (§. 227). Jedoch da wir erſt vernommen, daß das re- flectirte Licht der Sonne nicht die Krafft hat, welche das jenige aͤuſſert, ſo gerade her- unter faͤllet (§. 239); ſo koͤnte man zweiffeln, ob auch etwas davon zu hoffen ſey. Allein es zeigen die Brennſpiegel, daß ein Unter- terſcheid zu machen ſey, unter dem Scheine der Sonne, der reflectiret wird, und unter
dem
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Cap. IV. Von den Witterungen
bringen wollen; ſo muͤſſen wir den Schein
der Sonne auffangen, das Tage-Licht, ob
es gleich auch von der Sonne herkommet,
iſt dazu nicht geſchickt. Woraus man
ſiehet, daß das Licht, welches gerade von
der Sonne herunter faͤllet, gar ungemein
ſtaͤrcker iſt, als was erſt durch die Reflexion
von einem andern Coͤrper zu uns kommet.
Derowegen da die Wolcken den Sonnen-
ſchein gantz benehmen und nichts merckli-
ches davon auf den Erdboden herunter laſ-
ſen, ſo wird auch durch ſie die Erwaͤrmung
unſerer Erde und der darauf befindlichen
Coͤrper gar mercklich gehindert.
§. 240. Wir haben ſchon angefuͤhret
(§ 239) und ſehen es im Sommer gar offt,
daß dicke Wolcken, welche der Sonne ge-
gen uͤber ſtehen, ihr Licht haͤuffig reflectiren
und davon gantz weiß ausſehen. Da nun
dadurch viel Sonnen-Strahlen herunter
kommen, die ſonſt wegbleiben wuͤrden; ſo
ſcheinet es als wenn auch dadurch die Wuͤr-
ckung der Sonne verſtaͤrcket wuͤrde (§. 227).
Jedoch da wir erſt vernommen, daß das re-
flectirte Licht der Sonne nicht die Krafft
hat, welche das jenige aͤuſſert, ſo gerade her-
unter faͤllet (§. 239); ſo koͤnte man zweiffeln,
ob auch etwas davon zu hoffen ſey. Allein
es zeigen die Brennſpiegel, daß ein Unter-
terſcheid zu machen ſey, unter dem Scheine
der Sonne, der reflectiret wird, und unter
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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