Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. IV. Von den Witterungen suchet. Derowegen müssen auch die Dün-ste in der oberen Lufft kälter seyn als in der unteren. Der Regen entstehet aus den Dünsten, die sich in Wolcken zusammen gezogen, wie jedermann aus der Erfahrung bekandt und wir nach diesem an seinem Or- te weiter erklären werden. Derowegen muß auch er kälter seyn als die untere Lufft und noch kälter als andere Cörper, welche von der Sonne die Zeit über, da es helle ge- wesen, erwärmet worden. Wenn demnach der Regen auf die Erde fället und zugleich andere Cörper auf dem Erdboden befeuchtet, so benimmet er ihr und ihnen einen Theil der Wärme (§. 79.), solchergestalt wird die Erde nebst denen darauf befindlichen Cörpern abgekühlet. Allein eben was wir vorhin von der Abkühlung der Lufft durch die Dünste angeführet, bekräfftiget zugleich, daß auch der Regen die Lufft abkühlen muß, indem sie durch dieselbe fället. Wir finden es auch in der Erfahrung und die Wetter- gläser stimmen uns hierinnen bey, daß die Lufft nach dem Regen kühler wird, auch wenn nur ein kleiner Regen herab fället, der nur eine viertel- oder halbe Stunde, oder auch wohl noch kürtzere Zeit dauret, und da- bey der Himmel nicht gantz mit Wolcken überzogen wird. §. 242
Cap. IV. Von den Witterungen ſuchet. Derowegen muͤſſen auch die Duͤn-ſte in der oberen Lufft kaͤlter ſeyn als in der unteren. Der Regen entſtehet aus den Duͤnſten, die ſich in Wolcken zuſammen gezogen, wie jedermann aus der Erfahrung bekandt und wir nach dieſem an ſeinem Or- te weiter erklaͤren werden. Derowegen muß auch er kaͤlter ſeyn als die untere Lufft und noch kaͤlter als andere Coͤrper, welche von der Sonne die Zeit uͤber, da es helle ge- weſen, erwaͤrmet worden. Wenn demnach der Regen auf die Erde faͤllet und zugleich andere Coͤrper auf dem Erdboden befeuchtet, ſo benimmet er ihr und ihnen einen Theil der Waͤrme (§. 79.), ſolchergeſtalt wird die Erde nebſt denen darauf befindlichen Coͤrpern abgekuͤhlet. Allein eben was wir vorhin von der Abkuͤhlung der Lufft durch die Duͤnſte angefuͤhret, bekraͤfftiget zugleich, daß auch der Regen die Lufft abkuͤhlen muß, indem ſie durch dieſelbe faͤllet. Wir finden es auch in der Erfahrung und die Wetter- glaͤſer ſtimmen uns hierinnen bey, daß die Lufft nach dem Regen kuͤhler wird, auch wenn nur ein kleiner Regen herab faͤllet, der nur eine viertel- oder halbe Stunde, oder auch wohl noch kuͤrtzere Zeit dauret, und da- bey der Himmel nicht gantz mit Wolcken uͤberzogen wird. §. 242
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0364" n="328"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. IV.</hi> Von den Witterungen</hi></fw><lb/> ſuchet. Derowegen muͤſſen auch die Duͤn-<lb/> ſte in der oberen Lufft kaͤlter ſeyn als in der<lb/> unteren. Der Regen entſtehet aus den<lb/> Duͤnſten, die ſich in Wolcken zuſammen<lb/> gezogen, wie jedermann aus der Erfahrung<lb/> bekandt und wir nach dieſem an ſeinem Or-<lb/> te weiter erklaͤren werden. Derowegen<lb/> muß auch er kaͤlter ſeyn als die untere Lufft<lb/> und noch kaͤlter als andere Coͤrper, welche<lb/> von der Sonne die Zeit uͤber, da es helle ge-<lb/> weſen, erwaͤrmet worden. Wenn demnach<lb/> der Regen auf die Erde faͤllet und zugleich<lb/> andere Coͤrper auf dem Erdboden befeuchtet,<lb/> ſo benimmet er ihr und ihnen einen Theil<lb/> der Waͤrme (§. 79.), ſolchergeſtalt wird<lb/> die Erde nebſt denen darauf befindlichen<lb/> Coͤrpern abgekuͤhlet. Allein eben was wir<lb/> vorhin von der Abkuͤhlung der Lufft durch<lb/> die Duͤnſte angefuͤhret, bekraͤfftiget zugleich,<lb/> daß auch der Regen die Lufft abkuͤhlen muß,<lb/> indem ſie durch dieſelbe faͤllet. Wir finden<lb/> es auch in der Erfahrung und die Wetter-<lb/> glaͤſer ſtimmen uns hierinnen bey, daß die<lb/> Lufft nach dem Regen kuͤhler wird, auch<lb/> wenn nur ein kleiner Regen herab faͤllet, der<lb/> nur eine viertel- oder halbe Stunde, oder<lb/> auch wohl noch kuͤrtzere Zeit dauret, und da-<lb/> bey der Himmel nicht gantz mit Wolcken<lb/> uͤberzogen wird.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 242</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [328/0364]
Cap. IV. Von den Witterungen
ſuchet. Derowegen muͤſſen auch die Duͤn-
ſte in der oberen Lufft kaͤlter ſeyn als in der
unteren. Der Regen entſtehet aus den
Duͤnſten, die ſich in Wolcken zuſammen
gezogen, wie jedermann aus der Erfahrung
bekandt und wir nach dieſem an ſeinem Or-
te weiter erklaͤren werden. Derowegen
muß auch er kaͤlter ſeyn als die untere Lufft
und noch kaͤlter als andere Coͤrper, welche
von der Sonne die Zeit uͤber, da es helle ge-
weſen, erwaͤrmet worden. Wenn demnach
der Regen auf die Erde faͤllet und zugleich
andere Coͤrper auf dem Erdboden befeuchtet,
ſo benimmet er ihr und ihnen einen Theil
der Waͤrme (§. 79.), ſolchergeſtalt wird
die Erde nebſt denen darauf befindlichen
Coͤrpern abgekuͤhlet. Allein eben was wir
vorhin von der Abkuͤhlung der Lufft durch
die Duͤnſte angefuͤhret, bekraͤfftiget zugleich,
daß auch der Regen die Lufft abkuͤhlen muß,
indem ſie durch dieſelbe faͤllet. Wir finden
es auch in der Erfahrung und die Wetter-
glaͤſer ſtimmen uns hierinnen bey, daß die
Lufft nach dem Regen kuͤhler wird, auch
wenn nur ein kleiner Regen herab faͤllet, der
nur eine viertel- oder halbe Stunde, oder
auch wohl noch kuͤrtzere Zeit dauret, und da-
bey der Himmel nicht gantz mit Wolcken
uͤberzogen wird.
§. 242
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |