sem Falle zu sagen: die Sonne steche. Daß aber in der That die Ursache in den Dün- sten zu suchen sey, die schon in Tropffen zusammen zu fliessen beginnen; kan man daher abnehmen, weil bald Regen er- folget, wenn die Sonne sticht. Daher es auch der Landmann als ein Zeichen des Regens annimmet.
Woher die ver- änderli- chen Wit- terungen kommen.
§. 246.
Wenn man alle diese Ursachen erweget, wodurch die Sonne in ihrer Wür- ckung kan gehindert und befördert werden (§. 235 & seqq.) und dabey die Eigenschaff- ten der Winde überleget, die aus verschie- denen Gegenden blasen (§. 216 & seqq); so wird man die Ursache der veränderlichen Witterungen in einem jeden Jahre gar leicht finden. Jch habe es A. 1709 gewie- sen, als ich die Ursachen des ungewöhnli- chen Winters untersuchte. Denn zu der- selben Zeit kamen alle Ursachen zusammen, die zu Vermehrung der Kälte etwas bey- tragen können. Eben so wird man fin- den, daß, wenn viel Ursachen zusammen kommen, wodurch die Sonne in ihrer Würckung gefördert wird, ein warmer Sommer und warmer Winter ist; hinge- gegen wenn viel Ursachen zusammen kom- men, wodurch die Sonne in ihrer Wür- ckung gehindert wird; ein kalter Sommer zu seyn pfleget. Jch könte leicht allerhand Sätze aus den vorhergehenden Gründen
er-
Cap. IV. Von den Witterungen
ſem Falle zu ſagen: die Sonne ſteche. Daß aber in der That die Urſache in den Duͤn- ſten zu ſuchen ſey, die ſchon in Tropffen zuſammen zu flieſſen beginnen; kan man daher abnehmen, weil bald Regen er- folget, wenn die Sonne ſticht. Daher es auch der Landmann als ein Zeichen des Regens annimmet.
Woher die ver- aͤnderli- chen Wit- terungen kommen.
§. 246.
Wenn man alle dieſe Urſachen erweget, wodurch die Sonne in ihrer Wuͤr- ckung kan gehindert und befoͤrdert werden (§. 235 & ſeqq.) und dabey die Eigenſchaff- ten der Winde uͤberleget, die aus verſchie- denen Gegenden blaſen (§. 216 & ſeqq); ſo wird man die Urſache der veraͤnderlichen Witterungen in einem jeden Jahre gar leicht finden. Jch habe es A. 1709 gewie- ſen, als ich die Urſachen des ungewoͤhnli- chen Winters unterſuchte. Denn zu der- ſelben Zeit kamen alle Urſachen zuſammen, die zu Vermehrung der Kaͤlte etwas bey- tragen koͤnnen. Eben ſo wird man fin- den, daß, wenn viel Urſachen zuſammen kommen, wodurch die Sonne in ihrer Wuͤrckung gefoͤrdert wird, ein warmer Sommer und warmer Winter iſt; hinge- gegen wenn viel Urſachen zuſammen kom- men, wodurch die Sonne in ihrer Wuͤr- ckung gehindert wird; ein kalter Sommer zu ſeyn pfleget. Jch koͤnte leicht allerhand Saͤtze aus den vorhergehenden Gruͤnden
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Cap. IV. Von den Witterungen
ſem Falle zu ſagen: die Sonne ſteche. Daß
aber in der That die Urſache in den Duͤn-
ſten zu ſuchen ſey, die ſchon in Tropffen
zuſammen zu flieſſen beginnen; kan
man daher abnehmen, weil bald Regen er-
folget, wenn die Sonne ſticht. Daher
es auch der Landmann als ein Zeichen des
Regens annimmet.
§. 246. Wenn man alle dieſe Urſachen
erweget, wodurch die Sonne in ihrer Wuͤr-
ckung kan gehindert und befoͤrdert werden
(§. 235 & ſeqq.) und dabey die Eigenſchaff-
ten der Winde uͤberleget, die aus verſchie-
denen Gegenden blaſen (§. 216 & ſeqq); ſo
wird man die Urſache der veraͤnderlichen
Witterungen in einem jeden Jahre gar
leicht finden. Jch habe es A. 1709 gewie-
ſen, als ich die Urſachen des ungewoͤhnli-
chen Winters unterſuchte. Denn zu der-
ſelben Zeit kamen alle Urſachen zuſammen,
die zu Vermehrung der Kaͤlte etwas bey-
tragen koͤnnen. Eben ſo wird man fin-
den, daß, wenn viel Urſachen zuſammen
kommen, wodurch die Sonne in ihrer
Wuͤrckung gefoͤrdert wird, ein warmer
Sommer und warmer Winter iſt; hinge-
gegen wenn viel Urſachen zuſammen kom-
men, wodurch die Sonne in ihrer Wuͤr-
ckung gehindert wird; ein kalter Sommer
zu ſeyn pfleget. Jch koͤnte leicht allerhand
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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