Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Dünste, Nebel und Wolcken. ches gleichwohl niemahls geschiehet. Dar-nach wissen wir, daß die Dünste ihre. Wär- me gar bald verlieren (§. 171 T. Exper.) und eben alsdenn, wenn sie ihre Wärme verlohren haben, noch in die Höhe steigen können, wie sich durch einen Versuch mit den Dampff-Kugeln zeigen lässet. Man hänge eine Materie, welche die Feuchtigkei- ten leicht an sich ziehet, über die Dünste, wo sich der Dampff abgekühlet, der aus der Dampff-Kugel heraus fähret, und eben so weit einen Theil davor hinten den Dampff in der Linie, nach welcher er aus der Dampf- Kugel heraus schießt; so wird man sehen, daß er sich nicht in seiner Richtung, die er einmahl hat fort beweget, sondern in die Höhe steiget. Wir wollen es aber auch noch ordentlicher einsehen, daß die Wärme keine Tröpflein Wasser fort bewegen kan. Denn wenn solches geschehen sollte, so mü- sten entweder die Tröpflein des Wassers in der Wärme schwimmen und mit ihr wie ei- ne Sache, die im Strome lieget, fortge- schleppet werden, oder die Wärme müste ihnen durch den Stoß eine Bewegung mittheilen, wie das Wasser durch den Stoß ein Rad beweget. Allein keines von beyden kan wohl stat finden. Wenn die Tröpflein Wasser in der Wärme wie in ei- nem Strome schwimmten; so würde ihre Bewegung aufhören, sobald sich die Wär- me
der Duͤnſte, Nebel und Wolcken. ches gleichwohl niemahls geſchiehet. Dar-nach wiſſen wir, daß die Duͤnſte ihre. Waͤr- me gar bald verlieren (§. 171 T. Exper.) und eben alsdenn, wenn ſie ihre Waͤrme verlohren haben, noch in die Hoͤhe ſteigen koͤnnen, wie ſich durch einen Verſuch mit den Dampff-Kugeln zeigen laͤſſet. Man haͤnge eine Materie, welche die Feuchtigkei- ten leicht an ſich ziehet, uͤber die Duͤnſte, wo ſich der Dampff abgekuͤhlet, der aus der Dampff-Kugel heraus faͤhret, und eben ſo weit einen Theil davor hinten den Dampff in der Linie, nach welcher er aus der Dampf- Kugel heraus ſchießt; ſo wird man ſehen, daß er ſich nicht in ſeiner Richtung, die er einmahl hat fort beweget, ſondern in die Hoͤhe ſteiget. Wir wollen es aber auch noch ordentlicher einſehen, daß die Waͤrme keine Troͤpflein Waſſer fort bewegen kan. Denn wenn ſolches geſchehen ſollte, ſo muͤ- ſten entweder die Troͤpflein des Waſſers in der Waͤrme ſchwimmen und mit ihr wie ei- ne Sache, die im Strome lieget, fortge- ſchleppet werden, oder die Waͤrme muͤſte ihnen durch den Stoß eine Bewegung mittheilen, wie das Waſſer durch den Stoß ein Rad beweget. Allein keines von beyden kan wohl ſtat finden. Wenn die Troͤpflein Waſſer in der Waͤrme wie in ei- nem Strome ſchwimmten; ſo wuͤrde ihre Bewegung aufhoͤren, ſobald ſich die Waͤr- me
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der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
ches gleichwohl niemahls geſchiehet. Dar-
nach wiſſen wir, daß die Duͤnſte ihre. Waͤr-
me gar bald verlieren (§. 171 T. Exper.)
und eben alsdenn, wenn ſie ihre Waͤrme
verlohren haben, noch in die Hoͤhe ſteigen
koͤnnen, wie ſich durch einen Verſuch mit
den Dampff-Kugeln zeigen laͤſſet. Man
haͤnge eine Materie, welche die Feuchtigkei-
ten leicht an ſich ziehet, uͤber die Duͤnſte, wo
ſich der Dampff abgekuͤhlet, der aus der
Dampff-Kugel heraus faͤhret, und eben ſo
weit einen Theil davor hinten den Dampff
in der Linie, nach welcher er aus der Dampf-
Kugel heraus ſchießt; ſo wird man ſehen,
daß er ſich nicht in ſeiner Richtung, die er
einmahl hat fort beweget, ſondern in die
Hoͤhe ſteiget. Wir wollen es aber auch
noch ordentlicher einſehen, daß die Waͤrme
keine Troͤpflein Waſſer fort bewegen kan.
Denn wenn ſolches geſchehen ſollte, ſo muͤ-
ſten entweder die Troͤpflein des Waſſers in
der Waͤrme ſchwimmen und mit ihr wie ei-
ne Sache, die im Strome lieget, fortge-
ſchleppet werden, oder die Waͤrme muͤſte
ihnen durch den Stoß eine Bewegung
mittheilen, wie das Waſſer durch den
Stoß ein Rad beweget. Allein keines von
beyden kan wohl ſtat finden. Wenn die
Troͤpflein Waſſer in der Waͤrme wie in ei-
nem Strome ſchwimmten; ſo wuͤrde ihre
Bewegung aufhoͤren, ſobald ſich die Waͤr-
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