auf einen feuchten, oder nassen Cörper schei- net. Und auf solche Weise begreiffet man, wie die Sonne austrocknet. Man kan diese Erzeugung der Dünste gar deutlich sehen, wenn man in einem Schälgen Caffee stehen hat, der so heiß ist, daß er rauchet, ab- sonderlich wenn man ihn in die Sonne se- tzet und nach der Seite aus dem Dunckelen ansiehet. Der Dampff, so auffsteiget, sie- het anfangs an der Fläche des Caffees nicht anders als wenn er mit subtilemm Zucker be- streuet wäre. Die weißlichte Farbe zei- get an, daß es kleine Bläselein seyn. Ehe man sichs versiehet, reisset sich eine Menge davon in einem Striche fort loß und steiget in die Lufft. Es bleibet auch eine kleine Weile der Ort, wo sich der Dampff loß ge- rissen, frey, ehe neue Bläselein aufsteigen. Jch zweiffele nicht, daß man alles noch deut- licher unterscheiden würde, wenn man ein Vergrösserungs Glaß dazu brauchte. Weil man aber dasselbe nicht zu nahe halten darf, auch es bequemer fället, wenn der Kopff nicht so nahe ist; so halte davor, es würde ein verkehrtes Fernglaß hier gute Dienste thun, welches die Stelle eines Vergrösse- rungs Glases vertritt (§. 89 Dioptr.).
Es wird einem Zweiffel begegnet.
§. 249.
Daß die Dünste Bläselein sind, die sich von dem Wasser loßreissen, weil sie leichter sind als die Lufft ist durch die Ver- nunfft (§. 248) und Erfahrung (§. 85 T. II.
Ex-
Cap. V. Von dem Auffſteigen
auf einen feuchten, oder naſſen Coͤrper ſchei- net. Und auf ſolche Weiſe begreiffet man, wie die Sonne austrocknet. Man kan dieſe Erzeugung der Duͤnſte gar deutlich ſehen, wenn man in einem Schaͤlgen Caffee ſtehen hat, der ſo heiß iſt, daß er rauchet, ab- ſonderlich wenn man ihn in die Sonne ſe- tzet und nach der Seite aus dem Dunckelen anſiehet. Der Dampff, ſo auffſteiget, ſie- het anfangs an der Flaͤche des Caffees nicht anders als wenn er mit ſubtilem̃ Zucker be- ſtreuet waͤre. Die weißlichte Farbe zei- get an, daß es kleine Blaͤſelein ſeyn. Ehe man ſichs verſiehet, reiſſet ſich eine Menge davon in einem Striche fort loß und ſteiget in die Lufft. Es bleibet auch eine kleine Weile der Ort, wo ſich der Dampff loß ge- riſſen, frey, ehe neue Blaͤſelein aufſteigen. Jch zweiffele nicht, daß man alles noch deut- licher unterſcheiden wuͤrde, wenn man ein Vergroͤſſerungs Glaß dazu brauchte. Weil man aber daſſelbe nicht zu nahe halten darf, auch es bequemer faͤllet, wenn der Kopff nicht ſo nahe iſt; ſo halte davor, es wuͤrde ein verkehrtes Fernglaß hier gute Dienſte thun, welches die Stelle eines Vergroͤſſe- rungs Glaſes vertritt (§. 89 Dioptr.).
Es wird einem Zweiffel begegnet.
§. 249.
Daß die Duͤnſte Blaͤſelein ſind, die ſich von dem Waſſer loßreiſſen, weil ſie leichter ſind als die Lufft iſt durch die Ver- nunfft (§. 248) und Erfahrung (§. 85 T. II.
Ex-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0374"n="338"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. V.</hi> Von dem Auffſteigen</hi></fw><lb/>
auf einen feuchten, oder naſſen Coͤrper ſchei-<lb/>
net. Und auf ſolche Weiſe begreiffet man,<lb/>
wie die Sonne austrocknet. Man kan<lb/>
dieſe Erzeugung der Duͤnſte gar deutlich<lb/>ſehen, wenn man in einem Schaͤlgen Caffee<lb/>ſtehen hat, der ſo heiß iſt, daß er rauchet, ab-<lb/>ſonderlich wenn man ihn in die Sonne ſe-<lb/>
tzet und nach der Seite aus dem Dunckelen<lb/>
anſiehet. Der Dampff, ſo auffſteiget, ſie-<lb/>
het anfangs an der Flaͤche des Caffees nicht<lb/>
anders als wenn er mit ſubtilem̃ Zucker be-<lb/>ſtreuet waͤre. Die weißlichte Farbe zei-<lb/>
get an, daß es kleine Blaͤſelein ſeyn. Ehe<lb/>
man ſichs verſiehet, reiſſet ſich eine Menge<lb/>
davon in einem Striche fort loß und ſteiget<lb/>
in die Lufft. Es bleibet auch eine kleine<lb/>
Weile der Ort, wo ſich der Dampff loß ge-<lb/>
riſſen, frey, ehe neue Blaͤſelein aufſteigen.<lb/>
Jch zweiffele nicht, daß man alles noch deut-<lb/>
licher unterſcheiden wuͤrde, wenn man ein<lb/>
Vergroͤſſerungs Glaß dazu brauchte. Weil<lb/>
man aber daſſelbe nicht zu nahe halten darf,<lb/>
auch es bequemer faͤllet, wenn der Kopff<lb/>
nicht ſo nahe iſt; ſo halte davor, es wuͤrde<lb/>
ein verkehrtes Fernglaß hier gute Dienſte<lb/>
thun, welches die Stelle eines Vergroͤſſe-<lb/>
rungs Glaſes vertritt (§. 89 <hirendition="#aq">Dioptr.</hi>).</p><lb/><noteplace="left">Es wird<lb/>
einem<lb/>
Zweiffel<lb/>
begegnet.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 249.</head><p>Daß die Duͤnſte Blaͤſelein ſind,<lb/>
die ſich von dem Waſſer loßreiſſen, weil ſie<lb/>
leichter ſind als die Lufft iſt durch die Ver-<lb/>
nunfft (§. 248) und Erfahrung (§. 85 <hirendition="#aq">T. II.</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Ex-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[338/0374]
Cap. V. Von dem Auffſteigen
auf einen feuchten, oder naſſen Coͤrper ſchei-
net. Und auf ſolche Weiſe begreiffet man,
wie die Sonne austrocknet. Man kan
dieſe Erzeugung der Duͤnſte gar deutlich
ſehen, wenn man in einem Schaͤlgen Caffee
ſtehen hat, der ſo heiß iſt, daß er rauchet, ab-
ſonderlich wenn man ihn in die Sonne ſe-
tzet und nach der Seite aus dem Dunckelen
anſiehet. Der Dampff, ſo auffſteiget, ſie-
het anfangs an der Flaͤche des Caffees nicht
anders als wenn er mit ſubtilem̃ Zucker be-
ſtreuet waͤre. Die weißlichte Farbe zei-
get an, daß es kleine Blaͤſelein ſeyn. Ehe
man ſichs verſiehet, reiſſet ſich eine Menge
davon in einem Striche fort loß und ſteiget
in die Lufft. Es bleibet auch eine kleine
Weile der Ort, wo ſich der Dampff loß ge-
riſſen, frey, ehe neue Blaͤſelein aufſteigen.
Jch zweiffele nicht, daß man alles noch deut-
licher unterſcheiden wuͤrde, wenn man ein
Vergroͤſſerungs Glaß dazu brauchte. Weil
man aber daſſelbe nicht zu nahe halten darf,
auch es bequemer faͤllet, wenn der Kopff
nicht ſo nahe iſt; ſo halte davor, es wuͤrde
ein verkehrtes Fernglaß hier gute Dienſte
thun, welches die Stelle eines Vergroͤſſe-
rungs Glaſes vertritt (§. 89 Dioptr.).
§. 249. Daß die Duͤnſte Blaͤſelein ſind,
die ſich von dem Waſſer loßreiſſen, weil ſie
leichter ſind als die Lufft iſt durch die Ver-
nunfft (§. 248) und Erfahrung (§. 85 T. II.
Ex-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/374>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.