die Schweere der gantzen Lufft sich verge- ringert. Denn in diesem Falle können nicht allein die Dünste aus der oberen Lufft niederfallen und sich in Regen-Wolcken zu- sammen ziehen, wie wir nach diesem mit mehrerem zeigen wollen; sondern es kan auch ein Regen-Wind dazu kommen (§. 76 T. II. Exper.). Wenn man demnach aus dem Barometer wahrnimmet (§. 22. T. II. Epxer.), daß die Lufft leichter wird, indem der Nebel herunter fället; so hat man nicht genungsame Ursache aus dem niederfallenden Nebel gutes Wetter zu propheceyen. Man siehet, daß es, wie meistens in allen übrigen Stücken, also auch hier an Bemerckung der besonnderen Umstände fehlet und auch diejenigen, wel- che bisher mit den Wettergläsern und Ba- rometern fleißig observiret, doch nicht auf al- les acht gegeben, was zu Bestetigung der Lehr-Sätze in der Natur-Lehre dienlich seyn könnte. Die Ursache ist freylich keine an- andere als diese, daß man sich nicht vorher in Erkäntnis der Natur mehr umbgesehen, ehe man zum observiren geschritten, noch auch die Observationen zu brauchen ge- sucht.
§. 259.
Die Dünste, welche sich in ei-Wenn der Nebel in die Hö- he steiget. nen Nebel in der unteren Lufft zusammen gezogen, haben bey nahe einerley Art der Schweere mit der Lufft, darinnen sie schwe-
ben,
(Physick) Z
der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
die Schweere der gantzen Lufft ſich verge- ringert. Denn in dieſem Falle koͤnnen nicht allein die Duͤnſte aus der oberen Lufft niederfallen und ſich in Regen-Wolcken zu- ſammen ziehen, wie wir nach dieſem mit mehrerem zeigen wollen; ſondern es kan auch ein Regen-Wind dazu kommen (§. 76 T. II. Exper.). Wenn man demnach aus dem Barometer wahrnimmet (§. 22. T. II. Epxer.), daß die Lufft leichter wird, indem der Nebel herunter faͤllet; ſo hat man nicht genungſame Urſache aus dem niederfallenden Nebel gutes Wetter zu propheceyen. Man ſiehet, daß es, wie meiſtens in allen uͤbrigen Stuͤcken, alſo auch hier an Bemerckung der beſoñderen Umſtaͤnde fehlet und auch diejenigen, wel- che bisher mit den Wetterglaͤſern und Ba- rometern fleißig obſerviret, doch nicht auf al- les acht gegeben, was zu Beſtetigung der Lehr-Saͤtze in der Natur-Lehre dienlich ſeyn koͤnnte. Die Urſache iſt freylich keine an- andere als dieſe, daß man ſich nicht vorher in Erkaͤntnis der Natur mehr umbgeſehen, ehe man zum obſerviren geſchritten, noch auch die Obſervationen zu brauchen ge- ſucht.
§. 259.
Die Duͤnſte, welche ſich in ei-Wenn der Nebel in die Hoͤ- he ſteiget. nen Nebel in der unteren Lufft zuſammen gezogen, haben bey nahe einerley Art der Schweere mit der Lufft, darinnen ſie ſchwe-
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(Phyſick) Z
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[353/0389]
der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
die Schweere der gantzen Lufft ſich verge-
ringert. Denn in dieſem Falle koͤnnen
nicht allein die Duͤnſte aus der oberen Lufft
niederfallen und ſich in Regen-Wolcken zu-
ſammen ziehen, wie wir nach dieſem mit
mehrerem zeigen wollen; ſondern es kan
auch ein Regen-Wind dazu kommen (§.
76 T. II. Exper.). Wenn man demnach
aus dem Barometer wahrnimmet (§. 22.
T. II. Epxer.), daß die Lufft leichter wird,
indem der Nebel herunter faͤllet; ſo hat
man nicht genungſame Urſache aus dem
niederfallenden Nebel gutes Wetter zu
propheceyen. Man ſiehet, daß es, wie
meiſtens in allen uͤbrigen Stuͤcken, alſo
auch hier an Bemerckung der beſoñderen
Umſtaͤnde fehlet und auch diejenigen, wel-
che bisher mit den Wetterglaͤſern und Ba-
rometern fleißig obſerviret, doch nicht auf al-
les acht gegeben, was zu Beſtetigung der
Lehr-Saͤtze in der Natur-Lehre dienlich ſeyn
koͤnnte. Die Urſache iſt freylich keine an-
andere als dieſe, daß man ſich nicht vorher
in Erkaͤntnis der Natur mehr umbgeſehen,
ehe man zum obſerviren geſchritten, noch
auch die Obſervationen zu brauchen ge-
ſucht.
§. 259. Die Duͤnſte, welche ſich in ei-
nen Nebel in der unteren Lufft zuſammen
gezogen, haben bey nahe einerley Art der
Schweere mit der Lufft, darinnen ſie ſchwe-
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Wenn
der Nebel
in die Hoͤ-
he ſteiget.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/389>, abgerufen am 22.11.2024.
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