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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Schnee und Hagel.
Augenschein, und hat man zugleich daraus
erkandt, daß der Regen aus den Wolcken
kommet. Denn es regnet nicht allein nie-
mahls, als wenn Wolcken vorhanden sind;
sondern der Regen höret auch so gleich auf,
wenn sich die Wolcken verziehen. Ja wir
wissen, daß die Wolcken ein Nebel sind in
der Höhe (§. 261) und aus einer Menge
Dünste bestehen, die sich in der oberen Lufft
zusammen gezogen. Sie führen demnach
die Materie des Regens mit sich.

§. 276.

Die Dünste in den WolckenWie er
entstehet.

sind nicht so schweer, daß sie durch die Lufft
herunter fallen können (§. 248). Es sind
auch dieselben keine Tropffen Wasser, son-
dern nur kleine Bläselein (§. 85 T. II. Exp).
Derowegen ist die Frage, wie es zugehet,
daß sie in der Lufft herunter fallen und in
Tropffen zusammen fliessen können? Wenn
die Dünste in der Lufft fallen sollen, so müs-
sen sie entweder schweerer, oder die Lufft
leichter werden. Das Barometer lehret
(§. 39. T. II. Exp.), daß die Lufft leichter
zu werden beginnet, indem der Mercurius
fället, und absonderlich starcker Regen
erfolget, wenn die Lufft sehr leichte wird
und ein Wind bläset, der Regen bringet
(§. 221). Derowegen sehen wir, daß die
Dünste fallen, wenn die Lufft leichter wird.
Wenn nun die oberen Dünste herunter
fallen und treffen weiter herunter noch an-

dere
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Schnee und Hagel.
Augenſchein, und hat man zugleich daraus
erkandt, daß der Regen aus den Wolcken
kommet. Denn es regnet nicht allein nie-
mahls, als wenn Wolcken vorhanden ſind;
ſondern der Regen hoͤret auch ſo gleich auf,
wenn ſich die Wolcken verziehen. Ja wir
wiſſen, daß die Wolcken ein Nebel ſind in
der Hoͤhe (§. 261) und aus einer Menge
Duͤnſte beſtehen, die ſich in der oberen Lufft
zuſammen gezogen. Sie fuͤhren demnach
die Materie des Regens mit ſich.

§. 276.

Die Duͤnſte in den WolckenWie er
entſtehet.

ſind nicht ſo ſchweer, daß ſie durch die Lufft
herunter fallen koͤnnen (§. 248). Es ſind
auch dieſelben keine Tropffen Waſſer, ſon-
dern nur kleine Blaͤſelein (§. 85 T. II. Exp).
Derowegen iſt die Frage, wie es zugehet,
daß ſie in der Lufft herunter fallen und in
Tropffen zuſammen flieſſen koͤnnen? Wenn
die Duͤnſte in der Lufft fallen ſollen, ſo muͤſ-
ſen ſie entweder ſchweerer, oder die Lufft
leichter werden. Das Barometer lehret
(§. 39. T. II. Exp.), daß die Lufft leichter
zu werden beginnet, indem der Mercurius
faͤllet, und abſonderlich ſtarcker Regen
erfolget, wenn die Lufft ſehr leichte wird
und ein Wind blaͤſet, der Regen bringet
(§. 221). Derowegen ſehen wir, daß die
Duͤnſte fallen, wenn die Lufft leichter wird.
Wenn nun die oberen Duͤnſte herunter
fallen und treffen weiter herunter noch an-

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[371/0407] Schnee und Hagel. Augenſchein, und hat man zugleich daraus erkandt, daß der Regen aus den Wolcken kommet. Denn es regnet nicht allein nie- mahls, als wenn Wolcken vorhanden ſind; ſondern der Regen hoͤret auch ſo gleich auf, wenn ſich die Wolcken verziehen. Ja wir wiſſen, daß die Wolcken ein Nebel ſind in der Hoͤhe (§. 261) und aus einer Menge Duͤnſte beſtehen, die ſich in der oberen Lufft zuſammen gezogen. Sie fuͤhren demnach die Materie des Regens mit ſich. §. 276. Die Duͤnſte in den Wolcken ſind nicht ſo ſchweer, daß ſie durch die Lufft herunter fallen koͤnnen (§. 248). Es ſind auch dieſelben keine Tropffen Waſſer, ſon- dern nur kleine Blaͤſelein (§. 85 T. II. Exp). Derowegen iſt die Frage, wie es zugehet, daß ſie in der Lufft herunter fallen und in Tropffen zuſammen flieſſen koͤnnen? Wenn die Duͤnſte in der Lufft fallen ſollen, ſo muͤſ- ſen ſie entweder ſchweerer, oder die Lufft leichter werden. Das Barometer lehret (§. 39. T. II. Exp.), daß die Lufft leichter zu werden beginnet, indem der Mercurius faͤllet, und abſonderlich ſtarcker Regen erfolget, wenn die Lufft ſehr leichte wird und ein Wind blaͤſet, der Regen bringet (§. 221). Derowegen ſehen wir, daß die Duͤnſte fallen, wenn die Lufft leichter wird. Wenn nun die oberen Duͤnſte herunter fallen und treffen weiter herunter noch an- dere Wie er entſtehet. A a 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/407>, abgerufen am 27.07.2024.