Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und der Natur der Cörper. chet, wie subtile das Gold im vergulden ge-theilet wird: er bringet aber weniger her- aus, indem er nur 100000 Theile in einem Grane Gold rechnet, die man mit blossen Augen sehen kan. Es ist wahr, daß diese 100000 Theile die er angiebet, so beschaffen sind, daß man einen davon mit blossen Augen sehen kan: allein dieses ist dem nicht zuwieder, daß noch kleinere seyn können, die sich gleichfalls blos- sen Augen noch zeigen, wie wir vorhin er- wiesen. Auch bringet er die Dicke des Goldes im vergulden nicht so dünne heraus als Herr Reaumur, nemlich Theil eines Zolles, unerachtet der Englische Schuh kleiner ist als der Pariser. Allein in solchen Rechnungen ist nicht möglich ei- nerley herauszubringen, weil ein jeder seine Erfahrung vom vergulden zum Grunde se- tzet. Das Vergulden aber geschiehet nicht einmahl so starck wie das andere. Man pfleget sich auch auf den Geruch zuberuffen, indem die Erfahrung lehret, daß Materien, die in einem fort und zwar sehr starck riechen, doch sehr wenig von ihrem Gewichte ver- lieren. Boyle hat über 100 Gran Ambra auf einer sehr accuraten Wage bey nahe 4 Tage in freyer Lufft liegen lassen und nicht (d) den (d) in Exercitat. de mira subtilitate effluvio- rum c. 5. p. m. 15 A 5
und der Natur der Coͤrper. chet, wie ſubtile das Gold im vergulden ge-theilet wird: er bringet aber weniger her- aus, indem er nur 100000 Theile in einem Grane Gold rechnet, die man mit bloſſen Augen ſehen kan. Es iſt wahr, daß dieſe 100000 Theile die er angiebet, ſo beſchaffen ſind, daß man einen davon mit bloſſen Augen ſehen kan: allein dieſes iſt dem nicht zuwieder, daß noch kleinere ſeyn koͤnnen, die ſich gleichfalls bloſ- ſen Augen noch zeigen, wie wir vorhin er- wieſen. Auch bringet er die Dicke des Goldes im vergulden nicht ſo duͤnne heraus als Herr Reaumur, nemlich Theil eines Zolles, unerachtet der Engliſche Schuh kleiner iſt als der Pariſer. Allein in ſolchen Rechnungen iſt nicht moͤglich ei- nerley herauszubringen, weil ein jeder ſeine Erfahrung vom vergulden zum Grunde ſe- tzet. Das Vergulden aber geſchiehet nicht einmahl ſo ſtarck wie das andere. Man pfleget ſich auch auf den Geruch zuberuffen, indem die Erfahrung lehret, daß Materien, die in einem fort und zwar ſehr ſtaꝛck riechen, doch ſehr wenig von ihrem Gewichte ver- lieren. Boyle hat uͤber 100 Gran Ambra auf einer ſehr accuraten Wage bey nahe 4 Tage in freyer Lufft liegen laſſen und nicht (d) den (d) in Exercitat. de mira ſubtilitate effluvio- rum c. 5. p. m. 15 A 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0045" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Natur der Coͤrper.</hi></fw><lb/> chet, wie ſubtile das Gold im vergulden ge-<lb/> theilet wird: er bringet aber weniger her-<lb/> aus, indem er nur 100000 Theile in<lb/> einem Grane Gold rechnet, die man<lb/> mit bloſſen Augen ſehen kan. Es iſt<lb/> wahr, daß dieſe 100000 Theile die er<lb/> angiebet, ſo beſchaffen ſind, daß man einen<lb/> davon mit bloſſen Augen ſehen kan: allein<lb/> dieſes iſt dem nicht zuwieder, daß noch<lb/> kleinere ſeyn koͤnnen, die ſich gleichfalls bloſ-<lb/> ſen Augen noch zeigen, wie wir vorhin er-<lb/> wieſen. Auch bringet er die Dicke des<lb/> Goldes im vergulden nicht ſo duͤnne heraus<lb/> als Herr <hi rendition="#aq">Reaumur,</hi> nemlich <formula notation="TeX">\frac {1}{134500}</formula> Theil<lb/> eines Zolles, unerachtet der Engliſche<lb/> Schuh kleiner iſt als der Pariſer. Allein<lb/> in ſolchen Rechnungen iſt nicht moͤglich ei-<lb/> nerley herauszubringen, weil ein jeder ſeine<lb/> Erfahrung vom vergulden zum Grunde ſe-<lb/> tzet. Das Vergulden aber geſchiehet nicht<lb/> einmahl ſo ſtarck wie das andere. Man<lb/> pfleget ſich auch auf den Geruch zuberuffen,<lb/> indem die Erfahrung lehret, daß Materien,<lb/> die in einem fort und zwar ſehr ſtaꝛck riechen,<lb/> doch ſehr wenig von ihrem Gewichte ver-<lb/> lieren. <hi rendition="#fr">Boyle</hi> hat uͤber 100 Gran Ambra<lb/> auf einer ſehr accuraten Wage bey nahe 4<lb/> Tage in freyer Lufft liegen laſſen und nicht<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/><note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">in Exercitat. de mira ſubtilitate effluvio-<lb/> rum c. 5. p. m.</hi> 15</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0045]
und der Natur der Coͤrper.
chet, wie ſubtile das Gold im vergulden ge-
theilet wird: er bringet aber weniger her-
aus, indem er nur 100000 Theile in
einem Grane Gold rechnet, die man
mit bloſſen Augen ſehen kan. Es iſt
wahr, daß dieſe 100000 Theile die er
angiebet, ſo beſchaffen ſind, daß man einen
davon mit bloſſen Augen ſehen kan: allein
dieſes iſt dem nicht zuwieder, daß noch
kleinere ſeyn koͤnnen, die ſich gleichfalls bloſ-
ſen Augen noch zeigen, wie wir vorhin er-
wieſen. Auch bringet er die Dicke des
Goldes im vergulden nicht ſo duͤnne heraus
als Herr Reaumur, nemlich [FORMEL] Theil
eines Zolles, unerachtet der Engliſche
Schuh kleiner iſt als der Pariſer. Allein
in ſolchen Rechnungen iſt nicht moͤglich ei-
nerley herauszubringen, weil ein jeder ſeine
Erfahrung vom vergulden zum Grunde ſe-
tzet. Das Vergulden aber geſchiehet nicht
einmahl ſo ſtarck wie das andere. Man
pfleget ſich auch auf den Geruch zuberuffen,
indem die Erfahrung lehret, daß Materien,
die in einem fort und zwar ſehr ſtaꝛck riechen,
doch ſehr wenig von ihrem Gewichte ver-
lieren. Boyle hat uͤber 100 Gran Ambra
auf einer ſehr accuraten Wage bey nahe 4
Tage in freyer Lufft liegen laſſen und nicht
den
(d)
(d) in Exercitat. de mira ſubtilitate effluvio-
rum c. 5. p. m. 15
A 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |