Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VII. Von dem Regenbogen,
wenn die Zahl derselben vergeringert und
dadurch das Licht (§. 148. T. II. Ex-
per.
) geschwächet wird. Und eben
diese Ursache hat es, warumb wir die
Sonne auf eine gleiche Weise durch
gefärbetes oder auch von Ruß über bren-
nendem Kühne angel auffenes Glaß sehen: in-
gleichen wenn wir sie durch ein Papier, dar-
ein man nur mit einer Nadel ein Löchlein ge-
stochen, betrachten. A. 1715. konnte man
hier in Halle die grosse Sonnen-Finsternis
nur durch die Wolcken sehen, da man die
Sonne wie den verfinsterten. Mond in
ihrer grösten Verfinsterung erblickte. Und
ich entsinne mich, daß ich auch zu anderer
Zeit im Winter, da der Himmel trübe war,
die verfinsterte Sonne durch die Wolcken
wie den Mond gesehen.

Warumb
man die
Sonne
bey hei-
terem
Himmel
ohne
Glantz
und
Strahlen
sehen
kan.
§. 317.

Wenn Neben-Sonnen und
Neben Monden, ingleichen Höffe umb die
Sonne und den Mond gesehen werden, so
bleibet der Himmel heiter und helle, und ist
keine Wolcke, oder sonst etwas in der Lufft
zusehen (§. 310) und dessen ungeachtet sind
Hagel-Körner in der Lufft, welche durch die
Reflexion und Refraction so seltsame Er-
scheinungen hervor bringen (§. 313). Wenn
die Hagel-Körner, sie möchten eine kugel-
rundte, oder eine cylindrische Figur haben,
aus lauter Schnee bestünden und nicht eine
Schaale von durchsichtigem Eis hätten; so

wür-

Cap. VII. Von dem Regenbogen,
wenn die Zahl derſelben vergeringert und
dadurch das Licht (§. 148. T. II. Ex-
per.
) geſchwaͤchet wird. Und eben
dieſe Urſache hat es, warumb wir die
Sonne auf eine gleiche Weiſe durch
gefaͤrbetes oder auch von Ruß uͤber bren-
nendem Kuͤhne angel auffenes Glaß ſehen: in-
gleichen wenn wir ſie durch ein Papier, dar-
ein man nur mit einer Nadel ein Loͤchlein ge-
ſtochen, betrachten. A. 1715. konnte man
hier in Halle die groſſe Sonnen-Finſternis
nur durch die Wolcken ſehen, da man die
Sonne wie den verfinſterten. Mond in
ihrer groͤſten Verfinſterung erblickte. Und
ich entſinne mich, daß ich auch zu anderer
Zeit im Winter, da der Himmel truͤbe war,
die verfinſterte Sonne durch die Wolcken
wie den Mond geſehen.

Warumb
man die
Sonne
bey hei-
terem
Himmel
ohne
Glantz
und
Strahlen
ſehen
kan.
§. 317.

Wenn Neben-Sonnen und
Neben Monden, ingleichen Hoͤffe umb die
Sonne und den Mond geſehen werden, ſo
bleibet der Himmel heiter und helle, und iſt
keine Wolcke, oder ſonſt etwas in der Lufft
zuſehen (§. 310) und deſſen ungeachtet ſind
Hagel-Koͤrner in der Lufft, welche durch die
Reflexion und Refraction ſo ſeltſame Er-
ſcheinungen hervor bringen (§. 313). Wenn
die Hagel-Koͤrner, ſie moͤchten eine kugel-
rundte, oder eine cylindriſche Figur haben,
aus lauter Schnee beſtuͤnden und nicht eine
Schaale von durchſichtigem Eis haͤtten; ſo

wuͤr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0460" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VII.</hi> Von dem Regenbogen,</hi></fw><lb/>
wenn die Zahl der&#x017F;elben vergeringert und<lb/>
dadurch das Licht (§. 148. <hi rendition="#aq">T. II. Ex-<lb/>
per.</hi>) ge&#x017F;chwa&#x0364;chet wird. Und eben<lb/>
die&#x017F;e Ur&#x017F;ache hat es, warumb wir die<lb/>
Sonne auf eine gleiche Wei&#x017F;e durch<lb/>
gefa&#x0364;rbetes oder auch von Ruß u&#x0364;ber bren-<lb/>
nendem Ku&#x0364;hne angel auffenes Glaß &#x017F;ehen: in-<lb/>
gleichen wenn wir &#x017F;ie durch ein Papier, dar-<lb/>
ein man nur mit einer Nadel ein Lo&#x0364;chlein ge-<lb/>
&#x017F;tochen, betrachten. <hi rendition="#aq">A.</hi> 1715. konnte man<lb/>
hier in Halle die gro&#x017F;&#x017F;e Sonnen-Fin&#x017F;ternis<lb/>
nur durch die Wolcken &#x017F;ehen, da man die<lb/>
Sonne wie den verfin&#x017F;terten. Mond in<lb/>
ihrer gro&#x0364;&#x017F;ten Verfin&#x017F;terung erblickte. Und<lb/>
ich ent&#x017F;inne mich, daß ich auch zu anderer<lb/>
Zeit im Winter, da der Himmel tru&#x0364;be war,<lb/>
die verfin&#x017F;terte Sonne durch die Wolcken<lb/>
wie den Mond ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
              <note place="left">Warumb<lb/>
man die<lb/>
Sonne<lb/>
bey hei-<lb/>
terem<lb/>
Himmel<lb/>
ohne<lb/>
Glantz<lb/>
und<lb/>
Strahlen<lb/>
&#x017F;ehen<lb/>
kan.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 317.</head>
              <p>Wenn Neben-Sonnen und<lb/>
Neben Monden, ingleichen Ho&#x0364;ffe umb die<lb/>
Sonne und den Mond ge&#x017F;ehen werden, &#x017F;o<lb/>
bleibet der Himmel heiter und helle, und i&#x017F;t<lb/>
keine Wolcke, oder &#x017F;on&#x017F;t etwas in der Lufft<lb/>
zu&#x017F;ehen (§. 310) und de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet &#x017F;ind<lb/>
Hagel-Ko&#x0364;rner in der Lufft, welche durch die<lb/>
Reflexion und Refraction &#x017F;o &#x017F;elt&#x017F;ame Er-<lb/>
&#x017F;cheinungen hervor bringen (§. 313). Wenn<lb/>
die Hagel-Ko&#x0364;rner, &#x017F;ie mo&#x0364;chten eine kugel-<lb/>
rundte, oder eine cylindri&#x017F;che Figur haben,<lb/>
aus lauter Schnee be&#x017F;tu&#x0364;nden und nicht eine<lb/>
Schaale von durch&#x017F;ichtigem Eis ha&#x0364;tten; &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0460] Cap. VII. Von dem Regenbogen, wenn die Zahl derſelben vergeringert und dadurch das Licht (§. 148. T. II. Ex- per.) geſchwaͤchet wird. Und eben dieſe Urſache hat es, warumb wir die Sonne auf eine gleiche Weiſe durch gefaͤrbetes oder auch von Ruß uͤber bren- nendem Kuͤhne angel auffenes Glaß ſehen: in- gleichen wenn wir ſie durch ein Papier, dar- ein man nur mit einer Nadel ein Loͤchlein ge- ſtochen, betrachten. A. 1715. konnte man hier in Halle die groſſe Sonnen-Finſternis nur durch die Wolcken ſehen, da man die Sonne wie den verfinſterten. Mond in ihrer groͤſten Verfinſterung erblickte. Und ich entſinne mich, daß ich auch zu anderer Zeit im Winter, da der Himmel truͤbe war, die verfinſterte Sonne durch die Wolcken wie den Mond geſehen. §. 317. Wenn Neben-Sonnen und Neben Monden, ingleichen Hoͤffe umb die Sonne und den Mond geſehen werden, ſo bleibet der Himmel heiter und helle, und iſt keine Wolcke, oder ſonſt etwas in der Lufft zuſehen (§. 310) und deſſen ungeachtet ſind Hagel-Koͤrner in der Lufft, welche durch die Reflexion und Refraction ſo ſeltſame Er- ſcheinungen hervor bringen (§. 313). Wenn die Hagel-Koͤrner, ſie moͤchten eine kugel- rundte, oder eine cylindriſche Figur haben, aus lauter Schnee beſtuͤnden und nicht eine Schaale von durchſichtigem Eis haͤtten; ſo wuͤr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/460
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/460>, abgerufen am 22.11.2024.