Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und andern Lufft-Erscheinungen. den sie bloß die Sonnen-Strahlen aufhal-ten und dadurch ihre Anzahl vergeringern. Der owegen weil hierdurch das Sonnen- Licht geschwächet wird, und dazu weiter nichts nöthig ist, daß die Sonne ohne Glantz und Strahlen erscheinet; so siehet man, wie bey heiterem Himmel, auch wenn derselbe blau aussiehet, (denn da man die Sterne durch diese Materie sehen kan (§. 312), warum wollte man nicht auch das Himmelblaue sehen?) die Sonne ohne Glantz und Strahlen erscheinen kan, wie sie sonst durch dünne Wolcken aussiehet. Und dieses ist eben diejenige Begebenheit, welche Herr Algöwer zu Ulm A. 1721 den 1 Junii gegen Abend um 5 Uhr obser- viret a. Es ist nemlich zu derselben Zeit die Sonne fast 2 Stunden lang ohne Glantz und Strahlen am Himmel gestan- den, wie des Nachts der volle Mond. Die Lufft war dazumahl gantz ohne Wolcken und dem Ansehen nach heiter, wie wenn sich ein Hoff um die Sonne oder den Mond zeiget (§. 306). Jch schreibe die Ursache dieser Begebenheit kleinen schneeichten Körnern zu, weil sie zureichend ist der Son- ne ihren Glantz zubenehmen (§ 307); nicht aber gemeinen wässerigen Dünsten, weil diese a Vid. Appendix ad specimen Hyetome- triae p. 33. D d 5
und andern Lufft-Erſcheinungen. den ſie bloß die Sonnen-Strahlen aufhal-ten und dadurch ihre Anzahl vergeringern. Der owegen weil hierdurch das Sonnen- Licht geſchwaͤchet wird, und dazu weiter nichts noͤthig iſt, daß die Sonne ohne Glantz und Strahlen erſcheinet; ſo ſiehet man, wie bey heiterem Himmel, auch wenn derſelbe blau ausſiehet, (denn da man die Sterne durch dieſe Materie ſehen kan (§. 312), warum wollte man nicht auch das Himmelblaue ſehen?) die Sonne ohne Glantz und Strahlen erſcheinen kan, wie ſie ſonſt durch duͤnne Wolcken ausſiehet. Und dieſes iſt eben diejenige Begebenheit, welche Herr Algoͤwer zu Ulm A. 1721 den 1 Junii gegen Abend um 5 Uhr obſer- viret a. Es iſt nemlich zu derſelben Zeit die Sonne faſt 2 Stunden lang ohne Glantz und Strahlen am Himmel geſtan- den, wie des Nachts der volle Mond. Die Lufft war dazumahl gantz ohne Wolcken und dem Anſehen nach heiter, wie wenn ſich ein Hoff um die Sonne oder den Mond zeiget (§. 306). Jch ſchreibe die Urſache dieſer Begebenheit kleinen ſchneeichten Koͤrnern zu, weil ſie zureichend iſt der Son- ne ihren Glantz zubenehmen (§ 307); nicht aber gemeinen waͤſſerigen Duͤnſten, weil dieſe a Vid. Appendix ad ſpecimen Hyetome- triæ p. 33. D d 5
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und andern Lufft-Erſcheinungen.
den ſie bloß die Sonnen-Strahlen aufhal-
ten und dadurch ihre Anzahl vergeringern.
Der owegen weil hierdurch das Sonnen-
Licht geſchwaͤchet wird, und dazu weiter
nichts noͤthig iſt, daß die Sonne ohne
Glantz und Strahlen erſcheinet; ſo ſiehet
man, wie bey heiterem Himmel, auch wenn
derſelbe blau ausſiehet, (denn da man die
Sterne durch dieſe Materie ſehen kan (§.
312), warum wollte man nicht auch das
Himmelblaue ſehen?) die Sonne ohne
Glantz und Strahlen erſcheinen kan, wie
ſie ſonſt durch duͤnne Wolcken ausſiehet.
Und dieſes iſt eben diejenige Begebenheit,
welche Herr Algoͤwer zu Ulm A. 1721
den 1 Junii gegen Abend um 5 Uhr obſer-
viret a. Es iſt nemlich zu derſelben Zeit
die Sonne faſt 2 Stunden lang ohne
Glantz und Strahlen am Himmel geſtan-
den, wie des Nachts der volle Mond. Die
Lufft war dazumahl gantz ohne Wolcken
und dem Anſehen nach heiter, wie wenn
ſich ein Hoff um die Sonne oder den Mond
zeiget (§. 306). Jch ſchreibe die Urſache
dieſer Begebenheit kleinen ſchneeichten
Koͤrnern zu, weil ſie zureichend iſt der Son-
ne ihren Glantz zubenehmen (§ 307); nicht
aber gemeinen waͤſſerigen Duͤnſten, weil
dieſe
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