gewöhnlich ist und daher eine Ursache haben muß, die sich öffters in der Lufft befindet; hingegen die Erblassung der Sonne bey gantz heiterem Himmel nicht anders als für was rares gehalten werden mag und daher eine besondere Ursache haben muß, wie der Hoff und die Neben Monden und Neben- Sonnen, die gar selten in der Lufft anzu- treffen.
§. 319.
Es hat zwar noch viele andereWarumb nicht mehrere Begeben- heiten von die- ser Art angefüh- ret wer- den. Himmels-Begebenheiten, welche von dem Zustande unserer Lufft herkommen, u. die zum Theil für Wunderzeichen gehalten werden, wenn die Einbildungs-Krafft in der Figur allerhand erdichtet: allein wer verstehet, was von den bisherigen gesaget worden, der wird sich auch in die übrigen zu finden wissen. Jch will zur Probe nur eine an- führen, damit man sehe, wie wenige Schwierigkeit es hat auch diejenigen zuer- klären, welche in der Natur unerfahrene in die gröste Verwunderung setzen.
§. 320.
Parenta erzehlet, daß A. 1703.Wenn der Schatten in der Sonnen- Uhr zu- rücke ge- het. den 7 Jun der Schatten an einer Sonnen- Uhr in einem Kloster zu Metz zurücke gegan- gen. Der Prior des Convents P. Ro- muald gieng mit dem F. Luciano im Gar- ten spatziren. Als sie an der Uhr sahen, daß
es
aRecherch. de Phys. & de Math. T. 2. p. 256. & seqq.
und andern Lufft-Erſcheinungen.
gewoͤhnlich iſt und daher eine Urſache haben muß, die ſich oͤffters in der Lufft befindet; hingegen die Erblaſſung der Sonne bey gantz heiterem Himmel nicht anders als fuͤr was rares gehalten werden mag und daher eine beſondere Urſache haben muß, wie der Hoff und die Neben Monden und Neben- Sonnen, die gar ſelten in der Lufft anzu- treffen.
§. 319.
Es hat zwar noch viele andereWarumb nicht mehrere Begeben- heiten von die- ſer Art angefuͤh- ret wer- den. Himmels-Begebenheiten, welche von dem Zuſtande unſerer Lufft herkom̃en, u. die zum Theil fuͤr Wunderzeichen gehalten werden, wenn die Einbildungs-Krafft in der Figur allerhand erdichtet: allein wer verſtehet, was von den bisherigen geſaget worden, der wird ſich auch in die uͤbrigen zu finden wiſſen. Jch will zur Probe nur eine an- fuͤhren, damit man ſehe, wie wenige Schwierigkeit es hat auch diejenigen zuer- klaͤren, welche in der Natur unerfahrene in die groͤſte Verwunderung ſetzen.
§. 320.
Parenta erzehlet, daß A. 1703.Wenn der Schatten in der Sonnen- Uhr zu- ruͤcke ge- het. den 7 Jun der Schatten an einer Sonnen- Uhr in einem Kloſter zu Metz zuruͤcke gegan- gen. Der Prior des Convents P. Ro- muald gieng mit dem F. Luciano im Gar- ten ſpatziren. Als ſie an der Uhr ſahen, daß
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aRecherch. de Phyſ. & de Math. T. 2. p. 256. & ſeqq.
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und andern Lufft-Erſcheinungen.
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muß, die ſich oͤffters in der Lufft befindet;
hingegen die Erblaſſung der Sonne bey
gantz heiterem Himmel nicht anders als fuͤr
was rares gehalten werden mag und daher
eine beſondere Urſache haben muß, wie der
Hoff und die Neben Monden und Neben-
Sonnen, die gar ſelten in der Lufft anzu-
treffen.
§. 319. Es hat zwar noch viele andere
Himmels-Begebenheiten, welche von dem
Zuſtande unſerer Lufft herkom̃en, u. die zum
Theil fuͤr Wunderzeichen gehalten werden,
wenn die Einbildungs-Krafft in der Figur
allerhand erdichtet: allein wer verſtehet,
was von den bisherigen geſaget worden,
der wird ſich auch in die uͤbrigen zu finden
wiſſen. Jch will zur Probe nur eine an-
fuͤhren, damit man ſehe, wie wenige
Schwierigkeit es hat auch diejenigen zuer-
klaͤren, welche in der Natur unerfahrene in
die groͤſte Verwunderung ſetzen.
Warumb
nicht
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heiten
von die-
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angefuͤh-
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§. 320. Parent a erzehlet, daß A. 1703.
den 7 Jun der Schatten an einer Sonnen-
Uhr in einem Kloſter zu Metz zuruͤcke gegan-
gen. Der Prior des Convents P. Ro-
muald gieng mit dem F. Luciano im Gar-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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