Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.und andern Lufft-Erscheinungen. der fortgegangen; so muß die Ursache derStrahlenbrechung, in der Lufft verblieben seyn. Die Strahlen werden gebrochen, wenn eine Materie vorhanden, welche die Lufft sehr verdicket. Derowegen muß in der Lufft eine Materie anzutreffen gewefen seyn, welche in Ansehung der Lufft dichte ist. Die Wolcken, so bey der Sonne vorbey zo- gen, haben keine Aenderung im Schatten der Sonnen-Uhr verursachet: daher muß die Materie, darinnen das Licht gebrochen worden, dichter gewesen seyn als die Dün- ste, welche die Wolcken führen. Wir fin- den, daß das Wasser eine starcke Refraction hat, die dergleichen Erscheinung verursachen kan. Man stelle, wenn die Sonne nicht scheinet, ein Licht für eine Sonnen-Uhr, daß der Schatten des Zeigers auf die zwölf- te Stunden-Linie fället. Das Licht lasse man unverrückt stehen und halte eine Kugel oder nur ein anderes Glaß mit Wasser darzwischen; so wird der Schatten auf einmahl zurücke gehen. Da nun in der Lufft Regen Tropffen und in Eis gefrorne kleine Hagel-Körner seyn können, welche die Strahlen der Sonne starck brechen und dessen ungeachtet die Lufft nicht trübe ma- chen (§. 307. 313); so erkennet man gar bald daß dieselben die wahre Ursache sind, warum der Schatten in der Uhr zurücke gegangen. Da es sich nun selten füget, daß
und andern Lufft-Erſcheinungen. der fortgegangen; ſo muß die Urſache derStrahlenbrechung, in der Lufft verblieben ſeyn. Die Strahlen werden gebrochen, wenn eine Materie vorhanden, welche die Lufft ſehr verdicket. Derowegen muß in der Lufft eine Materie anzutreffen gewefen ſeyn, welche in Anſehung der Lufft dichte iſt. Die Wolcken, ſo bey der Sonne vorbey zo- gen, haben keine Aenderung im Schatten der Sonnen-Uhr verurſachet: daher muß die Materie, darinnen das Licht gebrochen worden, dichter geweſen ſeyn als die Duͤn- ſte, welche die Wolcken fuͤhren. Wir fin- den, daß das Waſſer eine ſtarcke Refraction hat, die dergleichen Erſcheinung verurſachen kan. Man ſtelle, wenn die Sonne nicht ſcheinet, ein Licht fuͤr eine Sonnen-Uhr, daß der Schatten des Zeigers auf die zwoͤlf- te Stunden-Linie faͤllet. Das Licht laſſe man unverruͤckt ſtehen und halte eine Kugel oder nur ein anderes Glaß mit Waſſer darzwiſchen; ſo wird der Schatten auf einmahl zuruͤcke gehen. Da nun in der Lufft Regen Tropffen und in Eis gefrorne kleine Hagel-Koͤrner ſeyn koͤnnen, welche die Strahlen der Sonne ſtarck brechen und deſſen ungeachtet die Lufft nicht truͤbe ma- chen (§. 307. 313); ſo erkennet man gar bald daß dieſelben die wahre Urſache ſind, warum der Schatten in der Uhr zuruͤcke gegangen. Da es ſich nun ſelten fuͤget, daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0465" n="429"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und andern Lufft-Erſcheinungen.</hi></fw><lb/> der fortgegangen; ſo muß die Urſache der<lb/> Strahlenbrechung, in der Lufft verblieben<lb/> ſeyn. Die Strahlen werden gebrochen,<lb/> wenn eine Materie vorhanden, welche die<lb/> Lufft ſehr verdicket. Derowegen muß in<lb/> der Lufft eine Materie anzutreffen gewefen<lb/> ſeyn, welche in Anſehung der Lufft dichte iſt.<lb/> Die Wolcken, ſo bey der Sonne vorbey zo-<lb/> gen, haben keine Aenderung im Schatten<lb/> der Sonnen-Uhr verurſachet: daher muß<lb/> die Materie, darinnen das Licht gebrochen<lb/> worden, dichter geweſen ſeyn als die Duͤn-<lb/> ſte, welche die Wolcken fuͤhren. Wir fin-<lb/> den, daß das Waſſer eine ſtarcke Refraction<lb/> hat, die dergleichen Erſcheinung verurſachen<lb/> kan. Man ſtelle, wenn die Sonne nicht<lb/> ſcheinet, ein Licht fuͤr eine Sonnen-Uhr,<lb/> daß der Schatten des Zeigers auf die zwoͤlf-<lb/> te Stunden-Linie faͤllet. Das Licht laſſe<lb/> man unverruͤckt ſtehen und halte eine Kugel<lb/> oder nur ein anderes Glaß mit Waſſer<lb/> darzwiſchen; ſo wird der Schatten auf<lb/> einmahl zuruͤcke gehen. Da nun in der<lb/> Lufft Regen Tropffen und in Eis gefrorne<lb/> kleine Hagel-Koͤrner ſeyn koͤnnen, welche<lb/> die Strahlen der Sonne ſtarck brechen und<lb/> deſſen ungeachtet die Lufft nicht truͤbe ma-<lb/> chen (§. 307. 313); ſo erkennet man gar<lb/> bald daß dieſelben die wahre Urſache ſind,<lb/> warum der Schatten in der Uhr zuruͤcke<lb/> gegangen. Da es ſich nun ſelten fuͤget,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [429/0465]
und andern Lufft-Erſcheinungen.
der fortgegangen; ſo muß die Urſache der
Strahlenbrechung, in der Lufft verblieben
ſeyn. Die Strahlen werden gebrochen,
wenn eine Materie vorhanden, welche die
Lufft ſehr verdicket. Derowegen muß in
der Lufft eine Materie anzutreffen gewefen
ſeyn, welche in Anſehung der Lufft dichte iſt.
Die Wolcken, ſo bey der Sonne vorbey zo-
gen, haben keine Aenderung im Schatten
der Sonnen-Uhr verurſachet: daher muß
die Materie, darinnen das Licht gebrochen
worden, dichter geweſen ſeyn als die Duͤn-
ſte, welche die Wolcken fuͤhren. Wir fin-
den, daß das Waſſer eine ſtarcke Refraction
hat, die dergleichen Erſcheinung verurſachen
kan. Man ſtelle, wenn die Sonne nicht
ſcheinet, ein Licht fuͤr eine Sonnen-Uhr,
daß der Schatten des Zeigers auf die zwoͤlf-
te Stunden-Linie faͤllet. Das Licht laſſe
man unverruͤckt ſtehen und halte eine Kugel
oder nur ein anderes Glaß mit Waſſer
darzwiſchen; ſo wird der Schatten auf
einmahl zuruͤcke gehen. Da nun in der
Lufft Regen Tropffen und in Eis gefrorne
kleine Hagel-Koͤrner ſeyn koͤnnen, welche
die Strahlen der Sonne ſtarck brechen und
deſſen ungeachtet die Lufft nicht truͤbe ma-
chen (§. 307. 313); ſo erkennet man gar
bald daß dieſelben die wahre Urſache ſind,
warum der Schatten in der Uhr zuruͤcke
gegangen. Da es ſich nun ſelten fuͤget,
daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |