Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VIII. Von dem Blitze,
bestehet, hat, was die Würckung betrifft,
viele Aehnlichkeit mit dem Pulver, welches
aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ver-
fertiget wird (§. 29. Artill.) und seine
Krafft sonderlich von dem Salpeter hat.
Daß in der Lufft Salpeter sey, wissen dieje-
nigen, welche ihn von alten Gemäuren ab-
schaben und sammlen, wo er sich häuffig
anzuhängen pfleget, sonderlich in alten
feuchten Kellern (a). Und daher kan es
wohl seyn, daß sich mit den schweefelichten
Dünsten auch Salpeter-Dünste verein-
bahren. Wir wissen, daß bey dem Knall-
Pulver, welches seine Würckung in der
freyen Lufft verrichtet, da das andere einge-
schlossen ist, an stat der Kohlen Sal Tartari
ist (§. 17. T. II. Exper.). Jn der Lufft
sind allerhand saltzige und andere Ausdün-
stungen. Derowegen kan es auch wohl
seyn, daß andere saltzige Ausdünstungen zu
den Schweefel- und Salpeter-Dünsten
noch weiter dazu kommen. Man siehet
demnach, daß die Materie des Blitzes sich
noch nicht in allem mit völliger Gewisheit
determiniren lässet. Die Chymie kan in
dieser Sache ein grosses Licht geben. Al-
lein je mehr man sich darinnen umsiehet, je

mehr
(a) Buchner. in Theor. & Prax. Artiller.
part. 3. f 5. & Lemery im Cours de Chy-
mie part. 1. c. 16. §. 2. p.m. 508

Cap. VIII. Von dem Blitze,
beſtehet, hat, was die Wuͤrckung betrifft,
viele Aehnlichkeit mit dem Pulver, welches
aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ver-
fertiget wird (§. 29. Artill.) und ſeine
Krafft ſonderlich von dem Salpeter hat.
Daß in der Lufft Salpeter ſey, wiſſen dieje-
nigen, welche ihn von alten Gemaͤuren ab-
ſchaben und ſammlen, wo er ſich haͤuffig
anzuhaͤngen pfleget, ſonderlich in alten
feuchten Kellern (a). Und daher kan es
wohl ſeyn, daß ſich mit den ſchweefelichten
Duͤnſten auch Salpeter-Duͤnſte verein-
bahren. Wir wiſſen, daß bey dem Knall-
Pulver, welches ſeine Wuͤrckung in der
freyen Lufft verrichtet, da das andere einge-
ſchloſſen iſt, an ſtat der Kohlen Sal Tartari
iſt (§. 17. T. II. Exper.). Jn der Lufft
ſind allerhand ſaltzige und andere Ausduͤn-
ſtungen. Derowegen kan es auch wohl
ſeyn, daß andere ſaltzige Ausduͤnſtungen zu
den Schweefel- und Salpeter-Duͤnſten
noch weiter dazu kommen. Man ſiehet
demnach, daß die Materie des Blitzes ſich
noch nicht in allem mit voͤlliger Gewisheit
determiniren laͤſſet. Die Chymie kan in
dieſer Sache ein groſſes Licht geben. Al-
lein je mehr man ſich darinnen umſiehet, je

mehr
(a) Buchner. in Theor. & Prax. Artiller.
part. 3. f 5. & Lemery im Cours de Chy-
mie part. 1. c. 16. §. 2. p.m. 508
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0472" n="436"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Von dem Blitze,</hi></fw><lb/>
be&#x017F;tehet, hat, was die Wu&#x0364;rckung betrifft,<lb/>
viele Aehnlichkeit mit dem Pulver, welches<lb/>
aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ver-<lb/>
fertiget wird (§. 29. <hi rendition="#aq">Artill.</hi>) und &#x017F;eine<lb/>
Krafft &#x017F;onderlich von dem Salpeter hat.<lb/>
Daß in der Lufft Salpeter &#x017F;ey, wi&#x017F;&#x017F;en dieje-<lb/>
nigen, welche ihn von alten Gema&#x0364;uren ab-<lb/>
&#x017F;chaben und &#x017F;ammlen, wo er &#x017F;ich ha&#x0364;uffig<lb/>
anzuha&#x0364;ngen pfleget, &#x017F;onderlich in alten<lb/>
feuchten Kellern <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Buchner. in Theor. &amp; Prax. Artiller.<lb/>
part. 3. f 5. &amp; Lemery im Cours de Chy-<lb/>
mie part. 1. c. 16. §. 2. p.m. 508</hi></note>. Und daher kan es<lb/>
wohl &#x017F;eyn, daß &#x017F;ich mit den &#x017F;chweefelichten<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;ten auch Salpeter-Du&#x0364;n&#x017F;te verein-<lb/>
bahren. Wir wi&#x017F;&#x017F;en, daß bey dem Knall-<lb/>
Pulver, welches &#x017F;eine Wu&#x0364;rckung in der<lb/>
freyen Lufft verrichtet, da das andere einge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, an &#x017F;tat der Kohlen <hi rendition="#aq">Sal Tartari</hi><lb/>
i&#x017F;t (§. 17. <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>). Jn der Lufft<lb/>
&#x017F;ind allerhand &#x017F;altzige und andere Ausdu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tungen. Derowegen kan es auch wohl<lb/>
&#x017F;eyn, daß andere &#x017F;altzige Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungen zu<lb/>
den Schweefel- und Salpeter-Du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
noch weiter dazu kommen. Man &#x017F;iehet<lb/>
demnach, daß die Materie des Blitzes &#x017F;ich<lb/>
noch nicht in allem mit vo&#x0364;lliger Gewisheit<lb/>
determiniren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Die Chymie kan in<lb/>
die&#x017F;er Sache ein gro&#x017F;&#x017F;es Licht geben. Al-<lb/>
lein je mehr man &#x017F;ich darinnen um&#x017F;iehet, je<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[436/0472] Cap. VIII. Von dem Blitze, beſtehet, hat, was die Wuͤrckung betrifft, viele Aehnlichkeit mit dem Pulver, welches aus Schwefel, Kohlen und Salpeter ver- fertiget wird (§. 29. Artill.) und ſeine Krafft ſonderlich von dem Salpeter hat. Daß in der Lufft Salpeter ſey, wiſſen dieje- nigen, welche ihn von alten Gemaͤuren ab- ſchaben und ſammlen, wo er ſich haͤuffig anzuhaͤngen pfleget, ſonderlich in alten feuchten Kellern (a). Und daher kan es wohl ſeyn, daß ſich mit den ſchweefelichten Duͤnſten auch Salpeter-Duͤnſte verein- bahren. Wir wiſſen, daß bey dem Knall- Pulver, welches ſeine Wuͤrckung in der freyen Lufft verrichtet, da das andere einge- ſchloſſen iſt, an ſtat der Kohlen Sal Tartari iſt (§. 17. T. II. Exper.). Jn der Lufft ſind allerhand ſaltzige und andere Ausduͤn- ſtungen. Derowegen kan es auch wohl ſeyn, daß andere ſaltzige Ausduͤnſtungen zu den Schweefel- und Salpeter-Duͤnſten noch weiter dazu kommen. Man ſiehet demnach, daß die Materie des Blitzes ſich noch nicht in allem mit voͤlliger Gewisheit determiniren laͤſſet. Die Chymie kan in dieſer Sache ein groſſes Licht geben. Al- lein je mehr man ſich darinnen umſiehet, je mehr (a) Buchner. in Theor. & Prax. Artiller. part. 3. f 5. & Lemery im Cours de Chy- mie part. 1. c. 16. §. 2. p.m. 508

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/472
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/472>, abgerufen am 22.11.2024.