Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.auf dem Erdboden. und sind in der That die Schwierigkeiten,welche man dabey machet, geringer als bey des Cartesii Meinung. Es dunstet den Tag über nicht wenig Wasser aus, wenn es von der Sonne beschienen wird, oder auch von starcken Winden, und vielleicht auch noch von andern Ursachen. Da nun die See einen grossen Theil, bey nahe die Helffte von der Fläche des Erdbodens ein- nimmet und insonderheit an dem warmen Striche der gröste Theil Wasser ist; so lässet sich leicht erachten, was für eine un- gemeine Menge Wasser einen Tag über, geschweige denn ein gantzes Jahr, aus der See ausdunstet. Die Winde führen die Dünste von der See weg und bringen sie über das feste Land und daselbst auch zu den Gebürgen, wo sie nicht allein durch den Regen, sondern insonderheit auf die Ge- bürge durch starcken Thau bey nächtlicher Weile hernieder fallen. Das Wasser, was auf die Berge fället, rinnet innerhalb den Bergen zusammen und unterhält die Qvellen. Wir finden, daß einige Qvellen verseigen, wenn es lange Zeit nicht regnet, und fast alle weniger Wasser geben, wie wir es an den Flüssen mercken, darinnen das Wasser gar mercklich abnimmet, wenn man lange Zeit trocknes Wetter hat. Und also siehet man dadurch, daß die ersten von dem Regen allein Wasser haben, die letz- tern J i 2
auf dem Erdboden. und ſind in der That die Schwierigkeiten,welche man dabey machet, geringer als bey des Carteſii Meinung. Es dunſtet den Tag uͤber nicht wenig Waſſer aus, wenn es von der Sonne beſchienen wird, oder auch von ſtarcken Winden, und vielleicht auch noch von andern Urſachen. Da nun die See einen groſſen Theil, bey nahe die Helffte von der Flaͤche des Erdbodens ein- nimmet und inſonderheit an dem warmen Striche der groͤſte Theil Waſſer iſt; ſo laͤſſet ſich leicht erachten, was fuͤr eine un- gemeine Menge Waſſer einen Tag uͤber, geſchweige denn ein gantzes Jahr, aus der See ausdunſtet. Die Winde fuͤhren die Duͤnſte von der See weg und bringen ſie uͤber das feſte Land und daſelbſt auch zu den Gebuͤrgen, wo ſie nicht allein durch den Regen, ſondern inſonderheit auf die Ge- buͤrge durch ſtarcken Thau bey naͤchtlicher Weile hernieder fallen. Das Waſſer, was auf die Berge faͤllet, rinnet innerhalb den Bergen zuſammen und unterhaͤlt die Qvellen. Wir finden, daß einige Qvellen verſeigen, wenn es lange Zeit nicht regnet, und faſt alle weniger Waſſer geben, wie wir es an den Fluͤſſen mercken, darinnen das Waſſer gar mercklich abnimmet, wenn man lange Zeit trocknes Wetter hat. Und alſo ſiehet man dadurch, daß die erſten von dem Regen allein Waſſer haben, die letz- tern J i 2
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auf dem Erdboden.
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welche man dabey machet, geringer als bey
des Carteſii Meinung. Es dunſtet den
Tag uͤber nicht wenig Waſſer aus, wenn
es von der Sonne beſchienen wird, oder
auch von ſtarcken Winden, und vielleicht
auch noch von andern Urſachen. Da nun
die See einen groſſen Theil, bey nahe die
Helffte von der Flaͤche des Erdbodens ein-
nimmet und inſonderheit an dem warmen
Striche der groͤſte Theil Waſſer iſt; ſo
laͤſſet ſich leicht erachten, was fuͤr eine un-
gemeine Menge Waſſer einen Tag uͤber,
geſchweige denn ein gantzes Jahr, aus der
See ausdunſtet. Die Winde fuͤhren die
Duͤnſte von der See weg und bringen ſie
uͤber das feſte Land und daſelbſt auch zu
den Gebuͤrgen, wo ſie nicht allein durch den
Regen, ſondern inſonderheit auf die Ge-
buͤrge durch ſtarcken Thau bey naͤchtlicher
Weile hernieder fallen. Das Waſſer,
was auf die Berge faͤllet, rinnet innerhalb
den Bergen zuſammen und unterhaͤlt die
Qvellen. Wir finden, daß einige Qvellen
verſeigen, wenn es lange Zeit nicht regnet,
und faſt alle weniger Waſſer geben, wie
wir es an den Fluͤſſen mercken, darinnen
das Waſſer gar mercklich abnimmet, wenn
man lange Zeit trocknes Wetter hat. Und
alſo ſiehet man dadurch, daß die erſten von
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