Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von dem Wesen
dem Bilde des geometrischen Cörpers ähn-
lich ist, massen der Raum, den ein würckli-
cher Cörper einnimmet, mit lauter würckli-
chen und von einander unterschiedenen
Theilen erfüllet ist, die nicht nur dem blossen
Orte nach, den sie einnehmen, sondern auch
an sich von einander unterschieden seyn, wie
wir vorhin gesehen. Unterdessen ist das er-
dichtete Bild des Cörpers, welches von
ihm nichts weiter als seine Grösse vorstellet,
nicht gantz unnütze, sondern an seinem Or-
te, als in der Geometrie, werth zu halten in-
dem es dienlich ist die Grösse des Cörpers u.
was ihr anhängig daraus zu determiniren,
massen es mit der Grösse keine andere Be-
wandnis haben würde, wenn gleich der Cör-
per würcklich so etwas wäre, dessen Theile
nur dem Orte nach von einander unter-
schieden wären. Damit man diese Wahr-
heit desto besser begreiffe; so hat man wohl
zuerwegen, daß, in so weit wir die Cörper
deutlich erkennen, wir keinesweges etwas
antreffen, welches einem geometrischen
Cörper ähnlichet, und wenn wir in demje-
gen, was die Sinnen in Verwirrung las-
sen, uns durch Hülffe der Vergrösserungs-
Gläser Deutlichkeit zuerlangen bemühen,
wir es eben wieder so antreffen, wie wir es
bey dem vorigen gefunden, was sich mit
blossen Augen unterscheiden ließ (§. 82 &
seqq. T. III. Exper.
).

§. 5.

Cap. I. Von dem Weſen
dem Bilde des geometriſchen Coͤrpers aͤhn-
lich iſt, maſſen der Raum, den ein wuͤrckli-
cher Coͤrper einnimmet, mit lauter wuͤrckli-
chen und von einander unterſchiedenen
Theilen erfuͤllet iſt, die nicht nur dem bloſſen
Orte nach, den ſie einnehmen, ſondern auch
an ſich von einander unterſchieden ſeyn, wie
wir vorhin geſehen. Unterdeſſen iſt das er-
dichtete Bild des Coͤrpers, welches von
ihm nichts weiter als ſeine Groͤſſe vorſtellet,
nicht gantz unnuͤtze, ſondern an ſeinem Or-
te, als in der Geometrie, werth zu halten in-
dem es dienlich iſt die Groͤſſe des Coͤrpers u.
was ihr anhaͤngig daꝛaus zu determiniren,
maſſen es mit der Groͤſſe keine andere Be-
wandnis haben wuͤrde, wenn gleich der Coͤr-
per wuͤrcklich ſo etwas waͤre, deſſen Theile
nur dem Orte nach von einander unter-
ſchieden waͤren. Damit man dieſe Wahr-
heit deſto beſſer begreiffe; ſo hat man wohl
zuerwegen, daß, in ſo weit wir die Coͤrper
deutlich erkennen, wir keinesweges etwas
antreffen, welches einem geometriſchen
Coͤrper aͤhnlichet, und wenn wir in demje-
gen, was die Sinnen in Verwirrung laſ-
ſen, uns durch Huͤlffe der Vergroͤſſerungs-
Glaͤſer Deutlichkeit zuerlangen bemuͤhen,
wir es eben wieder ſo antreffen, wie wir es
bey dem vorigen gefunden, was ſich mit
bloſſen Augen unterſcheiden ließ (§. 82 &
ſeqq. T. III. Exper.
).

§. 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0054" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem We&#x017F;en</hi></fw><lb/>
dem Bilde des geometri&#x017F;chen Co&#x0364;rpers a&#x0364;hn-<lb/>
lich i&#x017F;t, ma&#x017F;&#x017F;en der Raum, den ein wu&#x0364;rckli-<lb/>
cher Co&#x0364;rper einnimmet, mit lauter wu&#x0364;rckli-<lb/>
chen und von einander unter&#x017F;chiedenen<lb/>
Theilen erfu&#x0364;llet i&#x017F;t, die nicht nur dem blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Orte nach, den &#x017F;ie einnehmen, &#x017F;ondern auch<lb/>
an &#x017F;ich von einander unter&#x017F;chieden &#x017F;eyn, wie<lb/>
wir vorhin ge&#x017F;ehen. Unterde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t das er-<lb/>
dichtete Bild des Co&#x0364;rpers, welches von<lb/>
ihm nichts weiter als &#x017F;eine Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vor&#x017F;tellet,<lb/>
nicht gantz unnu&#x0364;tze, &#x017F;ondern an &#x017F;einem Or-<lb/>
te, als in der Geometrie, werth zu halten in-<lb/>
dem es dienlich i&#x017F;t die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des Co&#x0364;rpers u.<lb/>
was ihr anha&#x0364;ngig da&#xA75B;aus zu <hi rendition="#aq">determini</hi>ren,<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en es mit der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e keine andere Be-<lb/>
wandnis haben wu&#x0364;rde, wenn gleich der Co&#x0364;r-<lb/>
per wu&#x0364;rcklich &#x017F;o etwas wa&#x0364;re, de&#x017F;&#x017F;en Theile<lb/>
nur dem Orte nach von einander unter-<lb/>
&#x017F;chieden wa&#x0364;ren. Damit man die&#x017F;e Wahr-<lb/>
heit de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er begreiffe; &#x017F;o hat man wohl<lb/>
zuerwegen, daß, in &#x017F;o weit wir die Co&#x0364;rper<lb/>
deutlich erkennen, wir keinesweges etwas<lb/>
antreffen, welches einem geometri&#x017F;chen<lb/>
Co&#x0364;rper a&#x0364;hnlichet, und wenn wir in demje-<lb/>
gen, was die Sinnen in Verwirrung la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, uns durch Hu&#x0364;lffe der Vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
Gla&#x0364;&#x017F;er Deutlichkeit zuerlangen bemu&#x0364;hen,<lb/>
wir es eben wieder &#x017F;o antreffen, wie wir es<lb/>
bey dem vorigen gefunden, was &#x017F;ich mit<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Augen unter&#x017F;cheiden ließ (§. 82 <hi rendition="#aq">&amp;<lb/>
&#x017F;eqq. T. III. Exper.</hi>).</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 5.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0054] Cap. I. Von dem Weſen dem Bilde des geometriſchen Coͤrpers aͤhn- lich iſt, maſſen der Raum, den ein wuͤrckli- cher Coͤrper einnimmet, mit lauter wuͤrckli- chen und von einander unterſchiedenen Theilen erfuͤllet iſt, die nicht nur dem bloſſen Orte nach, den ſie einnehmen, ſondern auch an ſich von einander unterſchieden ſeyn, wie wir vorhin geſehen. Unterdeſſen iſt das er- dichtete Bild des Coͤrpers, welches von ihm nichts weiter als ſeine Groͤſſe vorſtellet, nicht gantz unnuͤtze, ſondern an ſeinem Or- te, als in der Geometrie, werth zu halten in- dem es dienlich iſt die Groͤſſe des Coͤrpers u. was ihr anhaͤngig daꝛaus zu determiniren, maſſen es mit der Groͤſſe keine andere Be- wandnis haben wuͤrde, wenn gleich der Coͤr- per wuͤrcklich ſo etwas waͤre, deſſen Theile nur dem Orte nach von einander unter- ſchieden waͤren. Damit man dieſe Wahr- heit deſto beſſer begreiffe; ſo hat man wohl zuerwegen, daß, in ſo weit wir die Coͤrper deutlich erkennen, wir keinesweges etwas antreffen, welches einem geometriſchen Coͤrper aͤhnlichet, und wenn wir in demje- gen, was die Sinnen in Verwirrung laſ- ſen, uns durch Huͤlffe der Vergroͤſſerungs- Glaͤſer Deutlichkeit zuerlangen bemuͤhen, wir es eben wieder ſo antreffen, wie wir es bey dem vorigen gefunden, was ſich mit bloſſen Augen unterſcheiden ließ (§. 82 & ſeqq. T. III. Exper.). §. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/54
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/54>, abgerufen am 21.11.2024.