dem Bilde des geometrischen Cörpers ähn- lich ist, massen der Raum, den ein würckli- cher Cörper einnimmet, mit lauter würckli- chen und von einander unterschiedenen Theilen erfüllet ist, die nicht nur dem blossen Orte nach, den sie einnehmen, sondern auch an sich von einander unterschieden seyn, wie wir vorhin gesehen. Unterdessen ist das er- dichtete Bild des Cörpers, welches von ihm nichts weiter als seine Grösse vorstellet, nicht gantz unnütze, sondern an seinem Or- te, als in der Geometrie, werth zu halten in- dem es dienlich ist die Grösse des Cörpers u. was ihr anhängig daraus zu determiniren, massen es mit der Grösse keine andere Be- wandnis haben würde, wenn gleich der Cör- per würcklich so etwas wäre, dessen Theile nur dem Orte nach von einander unter- schieden wären. Damit man diese Wahr- heit desto besser begreiffe; so hat man wohl zuerwegen, daß, in so weit wir die Cörper deutlich erkennen, wir keinesweges etwas antreffen, welches einem geometrischen Cörper ähnlichet, und wenn wir in demje- gen, was die Sinnen in Verwirrung las- sen, uns durch Hülffe der Vergrösserungs- Gläser Deutlichkeit zuerlangen bemühen, wir es eben wieder so antreffen, wie wir es bey dem vorigen gefunden, was sich mit blossen Augen unterscheiden ließ (§. 82 & seqq. T. III. Exper.).
§. 5.
Cap. I. Von dem Weſen
dem Bilde des geometriſchen Coͤrpers aͤhn- lich iſt, maſſen der Raum, den ein wuͤrckli- cher Coͤrper einnimmet, mit lauter wuͤrckli- chen und von einander unterſchiedenen Theilen erfuͤllet iſt, die nicht nur dem bloſſen Orte nach, den ſie einnehmen, ſondern auch an ſich von einander unterſchieden ſeyn, wie wir vorhin geſehen. Unterdeſſen iſt das er- dichtete Bild des Coͤrpers, welches von ihm nichts weiter als ſeine Groͤſſe vorſtellet, nicht gantz unnuͤtze, ſondern an ſeinem Or- te, als in der Geometrie, werth zu halten in- dem es dienlich iſt die Groͤſſe des Coͤrpers u. was ihr anhaͤngig daꝛaus zu determiniren, maſſen es mit der Groͤſſe keine andere Be- wandnis haben wuͤrde, wenn gleich der Coͤr- per wuͤrcklich ſo etwas waͤre, deſſen Theile nur dem Orte nach von einander unter- ſchieden waͤren. Damit man dieſe Wahr- heit deſto beſſer begreiffe; ſo hat man wohl zuerwegen, daß, in ſo weit wir die Coͤrper deutlich erkennen, wir keinesweges etwas antreffen, welches einem geometriſchen Coͤrper aͤhnlichet, und wenn wir in demje- gen, was die Sinnen in Verwirrung laſ- ſen, uns durch Huͤlffe der Vergroͤſſerungs- Glaͤſer Deutlichkeit zuerlangen bemuͤhen, wir es eben wieder ſo antreffen, wie wir es bey dem vorigen gefunden, was ſich mit bloſſen Augen unterſcheiden ließ (§. 82 & ſeqq. T. III. Exper.).
§. 5.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0054"n="18"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. I.</hi> Von dem Weſen</hi></fw><lb/>
dem Bilde des geometriſchen Coͤrpers aͤhn-<lb/>
lich iſt, maſſen der Raum, den ein wuͤrckli-<lb/>
cher Coͤrper einnimmet, mit lauter wuͤrckli-<lb/>
chen und von einander unterſchiedenen<lb/>
Theilen erfuͤllet iſt, die nicht nur dem bloſſen<lb/>
Orte nach, den ſie einnehmen, ſondern auch<lb/>
an ſich von einander unterſchieden ſeyn, wie<lb/>
wir vorhin geſehen. Unterdeſſen iſt das er-<lb/>
dichtete Bild des Coͤrpers, welches von<lb/>
ihm nichts weiter als ſeine Groͤſſe vorſtellet,<lb/>
nicht gantz unnuͤtze, ſondern an ſeinem Or-<lb/>
te, als in der Geometrie, werth zu halten in-<lb/>
dem es dienlich iſt die Groͤſſe des Coͤrpers u.<lb/>
was ihr anhaͤngig daꝛaus zu <hirendition="#aq">determini</hi>ren,<lb/>
maſſen es mit der Groͤſſe keine andere Be-<lb/>
wandnis haben wuͤrde, wenn gleich der Coͤr-<lb/>
per wuͤrcklich ſo etwas waͤre, deſſen Theile<lb/>
nur dem Orte nach von einander unter-<lb/>ſchieden waͤren. Damit man dieſe Wahr-<lb/>
heit deſto beſſer begreiffe; ſo hat man wohl<lb/>
zuerwegen, daß, in ſo weit wir die Coͤrper<lb/>
deutlich erkennen, wir keinesweges etwas<lb/>
antreffen, welches einem geometriſchen<lb/>
Coͤrper aͤhnlichet, und wenn wir in demje-<lb/>
gen, was die Sinnen in Verwirrung laſ-<lb/>ſen, uns durch Huͤlffe der Vergroͤſſerungs-<lb/>
Glaͤſer Deutlichkeit zuerlangen bemuͤhen,<lb/>
wir es eben wieder ſo antreffen, wie wir es<lb/>
bey dem vorigen gefunden, was ſich mit<lb/>
bloſſen Augen unterſcheiden ließ (§. 82 <hirendition="#aq">&<lb/>ſeqq. T. III. Exper.</hi>).</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 5.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[18/0054]
Cap. I. Von dem Weſen
dem Bilde des geometriſchen Coͤrpers aͤhn-
lich iſt, maſſen der Raum, den ein wuͤrckli-
cher Coͤrper einnimmet, mit lauter wuͤrckli-
chen und von einander unterſchiedenen
Theilen erfuͤllet iſt, die nicht nur dem bloſſen
Orte nach, den ſie einnehmen, ſondern auch
an ſich von einander unterſchieden ſeyn, wie
wir vorhin geſehen. Unterdeſſen iſt das er-
dichtete Bild des Coͤrpers, welches von
ihm nichts weiter als ſeine Groͤſſe vorſtellet,
nicht gantz unnuͤtze, ſondern an ſeinem Or-
te, als in der Geometrie, werth zu halten in-
dem es dienlich iſt die Groͤſſe des Coͤrpers u.
was ihr anhaͤngig daꝛaus zu determiniren,
maſſen es mit der Groͤſſe keine andere Be-
wandnis haben wuͤrde, wenn gleich der Coͤr-
per wuͤrcklich ſo etwas waͤre, deſſen Theile
nur dem Orte nach von einander unter-
ſchieden waͤren. Damit man dieſe Wahr-
heit deſto beſſer begreiffe; ſo hat man wohl
zuerwegen, daß, in ſo weit wir die Coͤrper
deutlich erkennen, wir keinesweges etwas
antreffen, welches einem geometriſchen
Coͤrper aͤhnlichet, und wenn wir in demje-
gen, was die Sinnen in Verwirrung laſ-
ſen, uns durch Huͤlffe der Vergroͤſſerungs-
Glaͤſer Deutlichkeit zuerlangen bemuͤhen,
wir es eben wieder ſo antreffen, wie wir es
bey dem vorigen gefunden, was ſich mit
bloſſen Augen unterſcheiden ließ (§. 82 &
ſeqq. T. III. Exper.).
§. 5.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/54>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.