Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem Erdboden.
chet. So bald er diesen verläst und wieder
zu dem sechsten Stunden Circul in dem
Morgen-Theile der Welt-Kugel eilet, be-
ginnet das Wasser wieder zu fallen und dau-
ret die andere Ebbe, bis er denselben errei-
chet. Weil der Mond nach seiner eigenen
Bewegung innerhalb 24 Stunden sich
von der Sonne ohngefehr 12 Grade nach
Morgen zu beweget; so kommet er des an-
dern Tages drey Viertel-Stunden ohnge-
fehr später in den Mittags-Circul und in
den sechsten Stunden-Circul. Man findet
aber auch, daß die Fluth sowohl als die
Ebbe drey Viertel-Stunden später ange-
hen, als den Tag vorher. Weil nun Ebbe
und Fluth sich so gar genau nach dem Lauff
des Monds um die Erde richten; so pfleget
man auch in solchen Orten, wo man Ebbe
und Fluth hat, die Zeit derselben täglich in
den Calender zusetzen, die man durch die
Bewegung des Monds zu dem sechsten
Stunden-Circul und zu dem Mittags-Cir-
cul determiniret. Wenn der Mond im
AEquatore ist; so bringet er sechs Stun-
den zu, ehe er von dem Horizont in den Mit-
tags-Circul kommet und abermahl 6Stun-
den, ehe er von demselben bis zu dem Abend-
Horizont niedersteiget (§. 28. Astr.). Dero-
wegen fänget sich alsdenn die erste Fluth an,
wenn der Mond aufgehet und die andere
wenn er unter gehet. Und daher ist es

kom-

auf dem Erdboden.
chet. So bald er dieſen verlaͤſt und wieder
zu dem ſechſten Stunden Circul in dem
Morgen-Theile der Welt-Kugel eilet, be-
ginnet das Waſſer wieder zu fallen und dau-
ret die andere Ebbe, bis er denſelben errei-
chet. Weil der Mond nach ſeiner eigenen
Bewegung innerhalb 24 Stunden ſich
von der Sonne ohngefehr 12 Grade nach
Morgen zu beweget; ſo kommet er des an-
dern Tages drey Viertel-Stunden ohnge-
fehr ſpaͤter in den Mittags-Circul und in
den ſechſten Stunden-Circul. Man findet
aber auch, daß die Fluth ſowohl als die
Ebbe drey Viertel-Stunden ſpaͤter ange-
hen, als den Tag vorher. Weil nun Ebbe
und Fluth ſich ſo gar genau nach dem Lauff
des Monds um die Erde richten; ſo pfleget
man auch in ſolchen Orten, wo man Ebbe
und Fluth hat, die Zeit derſelben taͤglich in
den Calender zuſetzen, die man durch die
Bewegung des Monds zu dem ſechſten
Stunden-Circul und zu dem Mittags-Cir-
cul determiniret. Wenn der Mond im
Æquatore iſt; ſo bringet er ſechs Stun-
den zu, ehe er von dem Horizont in den Mit-
tags-Circul kom̃et und abermahl 6Stun-
den, ehe er von demſelben bis zu dem Abend-
Horizont niederſteiget (§. 28. Aſtr.). Dero-
wegen faͤnget ſich alsdenn die erſte Fluth an,
wenn der Mond aufgehet und die andere
wenn er unter gehet. Und daher iſt es

kom-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0561" n="525"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">auf dem Erdboden.</hi></fw><lb/>
chet. So bald er die&#x017F;en verla&#x0364;&#x017F;t und wieder<lb/>
zu dem &#x017F;ech&#x017F;ten Stunden Circul in dem<lb/>
Morgen-Theile der Welt-Kugel eilet, be-<lb/>
ginnet das Wa&#x017F;&#x017F;er wieder zu fallen und dau-<lb/>
ret die andere Ebbe, bis er den&#x017F;elben errei-<lb/>
chet. Weil der Mond nach &#x017F;einer eigenen<lb/>
Bewegung innerhalb 24 Stunden &#x017F;ich<lb/>
von der Sonne ohngefehr 12 Grade nach<lb/>
Morgen zu beweget; &#x017F;o kommet er des an-<lb/>
dern Tages drey Viertel-Stunden ohnge-<lb/>
fehr &#x017F;pa&#x0364;ter in den Mittags-Circul und in<lb/>
den &#x017F;ech&#x017F;ten Stunden-Circul. Man findet<lb/>
aber auch, daß die Fluth &#x017F;owohl als die<lb/>
Ebbe drey Viertel-Stunden &#x017F;pa&#x0364;ter ange-<lb/>
hen, als den Tag vorher. Weil nun Ebbe<lb/>
und Fluth &#x017F;ich &#x017F;o gar genau nach dem Lauff<lb/>
des Monds um die Erde richten; &#x017F;o pfleget<lb/>
man auch in &#x017F;olchen Orten, wo man Ebbe<lb/>
und Fluth hat, die Zeit der&#x017F;elben ta&#x0364;glich in<lb/>
den Calender zu&#x017F;etzen, die man durch die<lb/>
Bewegung des Monds zu dem &#x017F;ech&#x017F;ten<lb/>
Stunden-Circul und zu dem Mittags-Cir-<lb/>
cul determiniret. Wenn der Mond im<lb/><hi rendition="#aq">Æquatore</hi> i&#x017F;t; &#x017F;o bringet er &#x017F;echs Stun-<lb/>
den zu, ehe er von dem Horizont in den Mit-<lb/>
tags-Circul kom&#x0303;et und abermahl 6Stun-<lb/>
den, ehe er von dem&#x017F;elben bis zu dem Abend-<lb/>
Horizont nieder&#x017F;teiget (§. 28. <hi rendition="#aq">A&#x017F;tr.</hi>). Dero-<lb/>
wegen fa&#x0364;nget &#x017F;ich alsdenn die er&#x017F;te Fluth an,<lb/>
wenn der Mond aufgehet und die andere<lb/>
wenn er unter gehet. Und daher i&#x017F;t es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kom-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[525/0561] auf dem Erdboden. chet. So bald er dieſen verlaͤſt und wieder zu dem ſechſten Stunden Circul in dem Morgen-Theile der Welt-Kugel eilet, be- ginnet das Waſſer wieder zu fallen und dau- ret die andere Ebbe, bis er denſelben errei- chet. Weil der Mond nach ſeiner eigenen Bewegung innerhalb 24 Stunden ſich von der Sonne ohngefehr 12 Grade nach Morgen zu beweget; ſo kommet er des an- dern Tages drey Viertel-Stunden ohnge- fehr ſpaͤter in den Mittags-Circul und in den ſechſten Stunden-Circul. Man findet aber auch, daß die Fluth ſowohl als die Ebbe drey Viertel-Stunden ſpaͤter ange- hen, als den Tag vorher. Weil nun Ebbe und Fluth ſich ſo gar genau nach dem Lauff des Monds um die Erde richten; ſo pfleget man auch in ſolchen Orten, wo man Ebbe und Fluth hat, die Zeit derſelben taͤglich in den Calender zuſetzen, die man durch die Bewegung des Monds zu dem ſechſten Stunden-Circul und zu dem Mittags-Cir- cul determiniret. Wenn der Mond im Æquatore iſt; ſo bringet er ſechs Stun- den zu, ehe er von dem Horizont in den Mit- tags-Circul kom̃et und abermahl 6Stun- den, ehe er von demſelben bis zu dem Abend- Horizont niederſteiget (§. 28. Aſtr.). Dero- wegen faͤnget ſich alsdenn die erſte Fluth an, wenn der Mond aufgehet und die andere wenn er unter gehet. Und daher iſt es kom-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/561
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/561>, abgerufen am 28.07.2024.