Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.auf dem Erdboden. Jahres. Und hat man schon vor diesemdavor gehalten, daß die Fluthen von dem AEquinoctio oder der Zeit an, da Tag und Nacht einander gleich sind, und bis zu dem Solstitio oder dem längsten und kür- tzesten Tage abnehmen, hingegen von dem längsten und kürtzesten Tage an bis zu der Zeit, da Tag und Nacht einander gleich sind, wieder zunehmen. Aus den neueren Observationen hat Cassini erwiesen, daß die gröste Fluth allzeit nach dem Neu- und Voll-Mond, niemahls aber für demselben komme, wie man vor diesem geglaubet, daß es sich wohl auch zutragen könne. Eben so hat er gefunden, daß vermöge der an die A- cademie der Wissenschafften übersandten Observationen die kleinste Fluth 2 bis 3 Ta- ge nach den Viertels-Monden, oder wie an- dere zu reden pflegen, nach den Quartier- Monden komme: ingleichen daß die tägli- che Verzögerung der Fluth kleiner ist von dem Neu- und Voll-Monden zu den Vier- teln als von den Vierteln zu dem Neu- und Voll Monden. Daß aber die gröste Flu- then des Jahres um dieselbige Zeit kommen solten, da Tag und Nacht einander gleich sind, oder um den Aufang des Frühlings und des Herbstes hat er aus denen Observa- tionen, die er erwogen, nicht ersehen kön- nen. Unterdessen hat er verschiedene ande- re Umstände entdecket, die noch von nie- man- (Physik) L l
auf dem Erdboden. Jahres. Und hat man ſchon vor dieſemdavor gehalten, daß die Fluthen von dem Æquinoctio oder der Zeit an, da Tag und Nacht einander gleich ſind, und bis zu dem Solſtitio oder dem laͤngſten und kuͤr- tzeſten Tage abnehmen, hingegen von dem laͤngſten und kuͤrtzeſten Tage an bis zu der Zeit, da Tag und Nacht einander gleich ſind, wieder zunehmen. Aus den neueren Obſervationen hat Caſſini erwieſen, daß die groͤſte Fluth allzeit nach dem Neu- und Voll-Mond, niemahls aber fuͤr demſelben komme, wie man vor dieſem geglaubet, daß es ſich wohl auch zutragen koͤnne. Eben ſo hat er gefunden, daß vermoͤge der an die A- cademie der Wiſſenſchafften uͤberſandten Obſervationen die kleinſte Fluth 2 bis 3 Ta- ge nach den Viertels-Monden, oder wie an- dere zu reden pflegen, nach den Quartier- Monden komme: ingleichen daß die taͤgli- che Verzoͤgerung der Fluth kleiner iſt von dem Neu- und Voll-Monden zu den Vier- teln als von den Vierteln zu dem Neu- und Voll Monden. Daß aber die groͤſte Flu- then des Jahres um dieſelbige Zeit kommen ſolten, da Tag und Nacht einander gleich ſind, oder um den Aufang des Fruͤhlings und des Herbſtes hat er aus denen Obſerva- tionen, die er erwogen, nicht erſehen koͤn- nen. Unterdeſſen hat er verſchiedene ande- re Umſtaͤnde entdecket, die noch von nie- man- (Phyſik) L l
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auf dem Erdboden.
Jahres. Und hat man ſchon vor dieſem
davor gehalten, daß die Fluthen von dem
Æquinoctio oder der Zeit an, da Tag
und Nacht einander gleich ſind, und bis zu
dem Solſtitio oder dem laͤngſten und kuͤr-
tzeſten Tage abnehmen, hingegen von dem
laͤngſten und kuͤrtzeſten Tage an bis zu der
Zeit, da Tag und Nacht einander gleich
ſind, wieder zunehmen. Aus den neueren
Obſervationen hat Caſſini erwieſen, daß
die groͤſte Fluth allzeit nach dem Neu- und
Voll-Mond, niemahls aber fuͤr demſelben
komme, wie man vor dieſem geglaubet, daß
es ſich wohl auch zutragen koͤnne. Eben ſo
hat er gefunden, daß vermoͤge der an die A-
cademie der Wiſſenſchafften uͤberſandten
Obſervationen die kleinſte Fluth 2 bis 3 Ta-
ge nach den Viertels-Monden, oder wie an-
dere zu reden pflegen, nach den Quartier-
Monden komme: ingleichen daß die taͤgli-
che Verzoͤgerung der Fluth kleiner iſt von
dem Neu- und Voll-Monden zu den Vier-
teln als von den Vierteln zu dem Neu- und
Voll Monden. Daß aber die groͤſte Flu-
then des Jahres um dieſelbige Zeit kommen
ſolten, da Tag und Nacht einander gleich
ſind, oder um den Aufang des Fruͤhlings
und des Herbſtes hat er aus denen Obſerva-
tionen, die er erwogen, nicht erſehen koͤn-
nen. Unterdeſſen hat er verſchiedene ande-
re Umſtaͤnde entdecket, die noch von nie-
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