auch die Ebbe, so daß es in der Ebbe niedri- ger stehet als es sonst stehen würde, wenn kei- ne Fluth gewesen wäre. Er hat über die- ses noch gefunden, daß die Fluth sich auch nach der Dechnation des Monds, das ist, seinem Abstande von dem AEquatore rich- tet und daß die Würckung, wodurch die Fluth verursachet wird, in Ansehung der Declination halb so groß ist als die in An- sehung der Weite des Monds von der Erde. Z. E. wenn die Fluth deswegen, weil der Mond Erdnahe ist, zwey Schuhe höher ist als sonst; so ist sie hingegen deswegen nur einen Schuh höher, weil der Mond keine Declination hat, sondern im AEquatore anzutreffen: denn wenn die Declination zunimmet, so nimmet die Fluth ab. Er mercket ferner, daß die Fluth geschwinder anfängt, wenn sie grösser wird, als wenn sie geringer bleibet: ingleichen daß auch die Sonne durch ihre verschiedene Weiten von der Erde und verschiedene Declinationen, oder Abweichungen von dem AEquatore zu der Grösse der Fluth etwas beyträgt, ob zwar nicht soviel wie der Mond: allein er erinnert dabey, daß man Observationen von etlichen Seculis oder Jahrhunderten dazu gebrauchet, ehe man mit Gewisheit ausmachen kan, was die Sonne dabey zu- thun hat. Und dadurch hat er endlich er- kandt, was er anfangs nicht sehen konnte,
daß
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auf dem Erdboden.
auch die Ebbe, ſo daß es in der Ebbe niedri- ger ſtehet als es ſonſt ſtehen wuͤrde, wenn kei- ne Fluth geweſen waͤre. Er hat uͤber die- ſes noch gefunden, daß die Fluth ſich auch nach der Dechnation des Monds, das iſt, ſeinem Abſtande von dem Æquatore rich- tet und daß die Wuͤrckung, wodurch die Fluth verurſachet wird, in Anſehung der Declination halb ſo groß iſt als die in An- ſehung der Weite des Monds von der Erde. Z. E. wenn die Fluth deswegen, weil der Mond Erdnahe iſt, zwey Schuhe hoͤher iſt als ſonſt; ſo iſt ſie hingegen deswegen nur einen Schuh hoͤher, weil der Mond keine Declination hat, ſondern im Æquatore anzutreffen: denn wenn die Declination zunimmet, ſo nimmet die Fluth ab. Er mercket ferner, daß die Fluth geſchwinder anfaͤngt, wenn ſie groͤſſer wird, als wenn ſie geringer bleibet: ingleichen daß auch die Sonne durch ihre verſchiedene Weiten von der Erde und verſchiedene Declinationen, oder Abweichungen von dem Æquatore zu der Groͤſſe der Fluth etwas beytraͤgt, ob zwar nicht ſoviel wie der Mond: allein er erinnert dabey, daß man Obſervationen von etlichen Seculis oder Jahrhunderten dazu gebrauchet, ehe man mit Gewisheit ausmachen kan, was die Sonne dabey zu- thun hat. Und dadurch hat er endlich er- kandt, was er anfangs nicht ſehen konnte,
daß
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auf dem Erdboden.
auch die Ebbe, ſo daß es in der Ebbe niedri-
ger ſtehet als es ſonſt ſtehen wuͤrde, wenn kei-
ne Fluth geweſen waͤre. Er hat uͤber die-
ſes noch gefunden, daß die Fluth ſich auch
nach der Dechnation des Monds, das iſt,
ſeinem Abſtande von dem Æquatore rich-
tet und daß die Wuͤrckung, wodurch die
Fluth verurſachet wird, in Anſehung der
Declination halb ſo groß iſt als die in An-
ſehung der Weite des Monds von der Erde.
Z. E. wenn die Fluth deswegen, weil der
Mond Erdnahe iſt, zwey Schuhe hoͤher
iſt als ſonſt; ſo iſt ſie hingegen deswegen nur
einen Schuh hoͤher, weil der Mond keine
Declination hat, ſondern im Æquatore
anzutreffen: denn wenn die Declination
zunimmet, ſo nimmet die Fluth ab. Er
mercket ferner, daß die Fluth geſchwinder
anfaͤngt, wenn ſie groͤſſer wird, als wenn ſie
geringer bleibet: ingleichen daß auch die
Sonne durch ihre verſchiedene Weiten von
der Erde und verſchiedene Declinationen,
oder Abweichungen von dem Æquatore
zu der Groͤſſe der Fluth etwas beytraͤgt, ob
zwar nicht ſoviel wie der Mond: allein er
erinnert dabey, daß man Obſervationen
von etlichen Seculis oder Jahrhunderten
dazu gebrauchet, ehe man mit Gewisheit
ausmachen kan, was die Sonne dabey zu-
thun hat. Und dadurch hat er endlich er-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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