Saltz Qvellen gekocht, wie hier bey uns in Halle und andern Orten Deutschlandes. Das Saltz in Pohlen wird in Gestalt gros- ser Mühlsteine zugehauen und daher Stein- Saltz genennet. Der Stein siehet schwärtz- lich aus: wenn es aber gerieben wird, so wird es weiß. Wenn das gegrabene Saltz weiß wie ein Chrystall und durchsichtig aus- siehet, nennet man es sal gemmae oder Chrystallen-Saltz. Die Chymici nennen ein Alcali, was mit einem acido oder sau- rem brauset. Also sind Krebs-Augen, Ey- er-Schaalen, Kreide alkalisch: denn sie brausen mit Eßige, Weine und andern sau- ren Säfften. Man erweiset daher, daß das Meer-Saltz, folgends auch die übri- gen Arten des gemeinen Saltzes, die mit ihm überein kommen, aus zweyerley Sal- tzen bestehen, einem sauren und alkalischen. Denn wenn man das See-Wasser ausdun- sten lässet, daß es in Chrystallen schießt; so brauset, was zuerst kommet, nicht mit dem Oleo Tartari per deliquium oder auch dem Sale Tartari so alkalisch ist, und ist dannenhero auch von alkalischer Art: was aber zuletzt folget, und auf dem Boden übrig bleibet, wenn das Wasser gantz aus- gedunstet, brauset mit dem Oleo Tar- tari und ist dannenhero ein acidum oder saures Saltz. Man erweiset es auch
daher
Cap. X. Von denen Dingen,
Saltz Qvellen gekocht, wie hier bey uns in Halle und andern Orten Deutſchlandes. Das Saltz in Pohlen wird in Geſtalt groſ- ſer Muͤhlſteine zugehauen und daher Stein- Saltz genennet. Der Stein ſiehet ſchwaͤrtz- lich aus: wenn es aber gerieben wird, ſo wird es weiß. Wenn das gegrabene Saltz weiß wie ein Chryſtall und durchſichtig aus- ſiehet, nennet man es ſal gemmæ oder Chryſtallen-Saltz. Die Chymici nennen ein Alcali, was mit einem acido oder ſau- rem brauſet. Alſo ſind Krebs-Augen, Ey- er-Schaalen, Kreide alkaliſch: denn ſie brauſen mit Eßige, Weine und andern ſau- ren Saͤfften. Man erweiſet daher, daß das Meer-Saltz, folgends auch die uͤbri- gen Arten des gemeinen Saltzes, die mit ihm uͤberein kommen, aus zweyerley Sal- tzen beſtehen, einem ſauren und alkaliſchen. Denn wenn man das See-Waſſer ausdun- ſten laͤſſet, daß es in Chryſtallen ſchießt; ſo brauſet, was zuerſt kommet, nicht mit dem Oleo Tartari per deliquium oder auch dem Sale Tartari ſo alkaliſch iſt, und iſt dannenhero auch von alkaliſcher Art: was aber zuletzt folget, und auf dem Boden uͤbrig bleibet, wenn das Waſſer gantz aus- gedunſtet, brauſet mit dem Oleo Tar- tari und iſt dannenhero ein acidum oder ſaures Saltz. Man erweiſet es auch
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Cap. X. Von denen Dingen,
Saltz Qvellen gekocht, wie hier bey uns in
Halle und andern Orten Deutſchlandes.
Das Saltz in Pohlen wird in Geſtalt groſ-
ſer Muͤhlſteine zugehauen und daher Stein-
Saltz genennet. Der Stein ſiehet ſchwaͤrtz-
lich aus: wenn es aber gerieben wird, ſo
wird es weiß. Wenn das gegrabene Saltz
weiß wie ein Chryſtall und durchſichtig aus-
ſiehet, nennet man es ſal gemmæ oder
Chryſtallen-Saltz. Die Chymici nennen
ein Alcali, was mit einem acido oder ſau-
rem brauſet. Alſo ſind Krebs-Augen, Ey-
er-Schaalen, Kreide alkaliſch: denn ſie
brauſen mit Eßige, Weine und andern ſau-
ren Saͤfften. Man erweiſet daher, daß
das Meer-Saltz, folgends auch die uͤbri-
gen Arten des gemeinen Saltzes, die mit
ihm uͤberein kommen, aus zweyerley Sal-
tzen beſtehen, einem ſauren und alkaliſchen.
Denn wenn man das See-Waſſer ausdun-
ſten laͤſſet, daß es in Chryſtallen ſchießt; ſo
brauſet, was zuerſt kommet, nicht mit dem
Oleo Tartari per deliquium oder auch
dem Sale Tartari ſo alkaliſch iſt, und iſt
dannenhero auch von alkaliſcher Art: was
aber zuletzt folget, und auf dem Boden uͤbrig
bleibet, wenn das Waſſer gantz aus-
gedunſtet, brauſet mit dem Oleo Tar-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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