Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. X. Von denen Dingeu, weiß man doch, daß bey dergleichen Figu-ren öffters die Einbildungs-Krafft das beste thun muß, als wie wenn man im Hagel al- lerhand Figuren sehen will: keinesweges a- ber hat es bis auf alle Kleinigkeiten die Fi- gur derjenigen Sache, so man daraus ma- chen will, und am allerwenigsten findet sich die wahre Grösse und Proportion der Thei- le unter einander und gegen das gantze. Weil man nun in Orten, die weit von der See entfernet sind, allerhand versteine- te Muscheln antrifft; so muß vor diesem daselbst die See gewesen und demnach die Sachen selbst sehr alt seyn. Und da man sie in verschiedenen Lagen, die man im Ein- graben in der Erde antrifft (§. 374), findet; so siehet man daraus wie oben (§. 364), daß allerhand Uberschwemmungen müssen vor- gegangen seyn, dadurch sie unter die Erde, in und auf die Berge kommen sind. Es haben einige deswegen angenommen, daß die Noachische Sündfluth diese Sachen ver- schwemmet und aus der See dahin ge- bracht, wo wir sie finden. Diese Meinung hat insonderheit der berühmte Medicus in Engelland Herr Woodward behauptet (a) und in Deutschland hat sie an Herr Scheuchzern, Büttnern und andern star- cke Vertheidiger gefunden. Allein sowohl als (a) in Speeimine Geographiae Physicae.
Cap. X. Von denen Dingeu, weiß man doch, daß bey dergleichen Figu-ren oͤffters die Einbildungs-Krafft das beſte thun muß, als wie wenn man im Hagel al- lerhand Figuren ſehen will: keinesweges a- ber hat es bis auf alle Kleinigkeiten die Fi- gur derjenigen Sache, ſo man daraus ma- chen will, und am allerwenigſten findet ſich die wahre Groͤſſe und Proportion der Thei- le unter einander und gegen das gantze. Weil man nun in Orten, die weit von der See entfernet ſind, allerhand verſteine- te Muſcheln antrifft; ſo muß vor dieſem daſelbſt die See geweſen und demnach die Sachen ſelbſt ſehr alt ſeyn. Und da man ſie in verſchiedenen Lagen, die man im Ein- graben in der Erde antrifft (§. 374), findet; ſo ſiehet man daraus wie oben (§. 364), daß allerhand Uberſchwemmungen muͤſſen vor- gegangen ſeyn, dadurch ſie unter die Erde, in und auf die Berge kommen ſind. Es haben einige deswegen angenom̃en, daß die Noachiſche Suͤndfluth dieſe Sachen ver- ſchwemmet und aus der See dahin ge- bracht, wo wir ſie finden. Dieſe Meinung hat inſonderheit der beruͤhmte Medicus in Engelland Herr Woodward behauptet (a) und in Deutſchland hat ſie an Herr Scheuchzern, Buͤttnern und andern ſtar- cke Vertheidiger gefunden. Allein ſowohl als (a) in Speeimine Geographiæ Phyſicæ.
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Cap. X. Von denen Dingeu,
weiß man doch, daß bey dergleichen Figu-
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thun muß, als wie wenn man im Hagel al-
lerhand Figuren ſehen will: keinesweges a-
ber hat es bis auf alle Kleinigkeiten die Fi-
gur derjenigen Sache, ſo man daraus ma-
chen will, und am allerwenigſten findet ſich
die wahre Groͤſſe und Proportion der Thei-
le unter einander und gegen das gantze.
Weil man nun in Orten, die weit von der
See entfernet ſind, allerhand verſteine-
te Muſcheln antrifft; ſo muß vor dieſem
daſelbſt die See geweſen und demnach die
Sachen ſelbſt ſehr alt ſeyn. Und da man
ſie in verſchiedenen Lagen, die man im Ein-
graben in der Erde antrifft (§. 374), findet;
ſo ſiehet man daraus wie oben (§. 364), daß
allerhand Uberſchwemmungen muͤſſen vor-
gegangen ſeyn, dadurch ſie unter die Erde,
in und auf die Berge kommen ſind. Es
haben einige deswegen angenom̃en, daß die
Noachiſche Suͤndfluth dieſe Sachen ver-
ſchwemmet und aus der See dahin ge-
bracht, wo wir ſie finden. Dieſe Meinung
hat inſonderheit der beruͤhmte Medicus in
Engelland Herr Woodward behauptet (a)
und in Deutſchland hat ſie an Herr
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/610>, abgerufen am 26.06.2024. |