aus herabtropffendem Wasser wird, davon man in der beruffenen Baumanns-Höhle Proben in der Menge antrifft. So ist fer- nerbekandt, daß im Leibe der Menschen und Thiere Steine erzeuget werden. Allein da die Steine nicht alle von einer Art sind, sondern augenscheinlich aus gantz verschie- dener Materie bestehen (§. 374), verschiede- dene Materien aber nicht auf einerley Art feste und harte werden, wices sowohl die ge- meine Erfahrung, als insonderheit die Chy- mie ausweiset; so kan auch ein Stein nicht völlig aüf die Art, wie ein anderer erzeuget werden. Jch entsinne mich an einem Ber- ge, wo sich ein rother Stein befand, der gleichsam Schichtenweise über einander lag und nach der Breite sich leicht spalten ließ, rothes Erdreich wahrgenommen zu haben, das sich einesmahls, da es lange Zeit starck gere- gnet hatte, so zusammen gesetzet, als wenn man mit Fleiß solchen Stein, wie an andern Or- ten des Berges zu finden war, daraus ge- gestrichen und Schichtenweise über einan- der geleget hätte. Als ich ein Stücke davon abbrach, war es freylich weich, wie wenn man Ziegel gestrichen hat, die noch gantz frisch und nicht trocken worden sind: allein eben diese Aehnlichkeit führete mich auf die Gedancken, daß die Steine in Steinbrü- chen, wo man eigentlich siehet, daß die Ma- terie durch Uberschwemmung dahin ge-
bracht
(Physik) O o
die in der Erde befindlich.
aus herabtropffendem Waſſer wird, davon man in der beruffenen Baumanns-Hoͤhle Proben in der Menge antrifft. So iſt fer- nerbekandt, daß im Leibe der Menſchen und Thiere Steine erzeuget werden. Allein da die Steine nicht alle von einer Art ſind, ſondern augenſcheinlich aus gantz verſchie- dener Materie beſtehen (§. 374), verſchiede- dene Materien aber nicht auf einerley Art feſte und harte werden, wices ſowohl die ge- meine Erfahrung, als inſonderheit die Chy- mie ausweiſet; ſo kan auch ein Stein nicht voͤllig auͤf die Art, wie ein anderer erzeuget werden. Jch entſinne mich an einem Ber- ge, wo ſich ein rother Stein befand, der gleichſam Schichtenweiſe uͤber einander lag und nach der Breite ſich leicht ſpalten ließ, rothes Erdreich wahrgenom̃en zu haben, das ſich einesmahls, da es lange Zeit ſtarck gere- gnet hatte, ſo zuſam̃en geſetzet, als wenn man mit Fleiß ſolchen Stein, wie an andern Or- ten des Berges zu finden war, daraus ge- geſtrichen und Schichtenweiſe uͤber einan- der geleget haͤtte. Als ich ein Stuͤcke davon abbrach, war es freylich weich, wie wenn man Ziegel geſtrichen hat, die noch gantz friſch und nicht trocken worden ſind: allein eben dieſe Aehnlichkeit fuͤhrete mich auf die Gedancken, daß die Steine in Steinbruͤ- chen, wo man eigentlich ſiehet, daß die Ma- terie durch Uberſchwemmung dahin ge-
bracht
(Phyſik) O o
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[577/0613]
die in der Erde befindlich.
aus herabtropffendem Waſſer wird, davon
man in der beruffenen Baumanns-Hoͤhle
Proben in der Menge antrifft. So iſt fer-
nerbekandt, daß im Leibe der Menſchen
und Thiere Steine erzeuget werden. Allein
da die Steine nicht alle von einer Art ſind,
ſondern augenſcheinlich aus gantz verſchie-
dener Materie beſtehen (§. 374), verſchiede-
dene Materien aber nicht auf einerley Art
feſte und harte werden, wices ſowohl die ge-
meine Erfahrung, als inſonderheit die Chy-
mie ausweiſet; ſo kan auch ein Stein nicht
voͤllig auͤf die Art, wie ein anderer erzeuget
werden. Jch entſinne mich an einem Ber-
ge, wo ſich ein rother Stein befand, der
gleichſam Schichtenweiſe uͤber einander lag
und nach der Breite ſich leicht ſpalten ließ,
rothes Erdreich wahrgenom̃en zu haben, das
ſich einesmahls, da es lange Zeit ſtarck gere-
gnet hatte, ſo zuſam̃en geſetzet, als wenn man
mit Fleiß ſolchen Stein, wie an andern Or-
ten des Berges zu finden war, daraus ge-
geſtrichen und Schichtenweiſe uͤber einan-
der geleget haͤtte. Als ich ein Stuͤcke davon
abbrach, war es freylich weich, wie wenn
man Ziegel geſtrichen hat, die noch gantz
friſch und nicht trocken worden ſind: allein
eben dieſe Aehnlichkeit fuͤhrete mich auf die
Gedancken, daß die Steine in Steinbruͤ-
chen, wo man eigentlich ſiehet, daß die Ma-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/613>, abgerufen am 17.06.2024.
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