sen. Man wird aber, wie ich schon oben in einem ähnlichen Falle erinnert (§. 365), mit mehrerer Gewisheit hiervon reden können, wenn man die eigentlichen Umstände, wo die versteineten Sachen gefunden werden, ge- nauer determiniret, als wie Varenius (§. 364) gethan.
Ob Stei- ne von neuem erzeuget werden.
§. 376.
Wo man grosse Stücke Stein, oder auch etliche Steine in der Erde fin- det, als insonderheit auf hohen Gebürgen, und die so eine Lage haben, wie man bey verschwemmten Sachen antrifft (§. 365); so ist leicht zu erachten, daß sie an dem Orte nicht erzeuget worden, sondern viel eher ge- wesen, ehe sie von dem Wasser dahin ge- bracht worden. Unterdessen kan man doch nicht behaupten, daß alle Steine gleich von dem ersten Zustande der Erde an vorhanden gewesen: denn es ist mehr als zu klar, daß viele erst nach diesem erzeuget worden, und noch heute zu Tage erzeuget werden. Weil die versteinten Sachen, die man in- nerhalb den Steinen in Steinbrüchen fin- det wahre Sachen sind, die daselbst ver- schwemmet und mit der Zeit versteinet worden (§. 375); so müssen dieselben Steinbrüche vor diesem keinen Stein ge- habt haben, und also sind daselbst die Stei- ne von neuem erzeuget worden. Wir haben ein Exempel an dem Tropff-Steine, der
aus
Cap. X. Von denen Dingen,
ſen. Man wird aber, wie ich ſchon oben in einem aͤhnlichen Falle erinnert (§. 365), mit mehrerer Gewisheit hiervon reden koͤnnen, wenn man die eigentlichen Umſtaͤnde, wo die verſteineten Sachen gefunden werden, ge- nauer determiniret, als wie Varenius (§. 364) gethan.
Ob Stei- ne von neuem erzeuget werden.
§. 376.
Wo man groſſe Stuͤcke Stein, oder auch etliche Steine in der Erde fin- det, als inſonderheit auf hohen Gebuͤrgen, und die ſo eine Lage haben, wie man bey verſchwemmten Sachen antrifft (§. 365); ſo iſt leicht zu erachten, daß ſie an dem Orte nicht erzeuget worden, ſondern viel eher ge- weſen, ehe ſie von dem Waſſer dahin ge- bracht worden. Unterdeſſen kan man doch nicht behaupten, daß alle Steine gleich von dem erſten Zuſtande der Erde an vorhanden geweſen: denn es iſt mehr als zu klar, daß viele erſt nach dieſem erzeuget worden, und noch heute zu Tage erzeuget werden. Weil die verſteinten Sachen, die man in- nerhalb den Steinen in Steinbruͤchen fin- det wahre Sachen ſind, die daſelbſt ver- ſchwemmet und mit der Zeit verſteinet worden (§. 375); ſo muͤſſen dieſelben Steinbruͤche vor dieſem keinen Stein ge- habt haben, und alſo ſind daſelbſt die Stei- ne von neuem erzeuget worden. Wir haben ein Exempel an dem Tropff-Steine, der
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[576/0612]
Cap. X. Von denen Dingen,
ſen. Man wird aber, wie ich ſchon oben in
einem aͤhnlichen Falle erinnert (§. 365), mit
mehrerer Gewisheit hiervon reden koͤnnen,
wenn man die eigentlichen Umſtaͤnde, wo die
verſteineten Sachen gefunden werden, ge-
nauer determiniret, als wie Varenius (§.
364) gethan.
§. 376. Wo man groſſe Stuͤcke Stein,
oder auch etliche Steine in der Erde fin-
det, als inſonderheit auf hohen Gebuͤrgen,
und die ſo eine Lage haben, wie man bey
verſchwemmten Sachen antrifft (§. 365);
ſo iſt leicht zu erachten, daß ſie an dem Orte
nicht erzeuget worden, ſondern viel eher ge-
weſen, ehe ſie von dem Waſſer dahin ge-
bracht worden. Unterdeſſen kan man doch
nicht behaupten, daß alle Steine gleich von
dem erſten Zuſtande der Erde an vorhanden
geweſen: denn es iſt mehr als zu klar, daß
viele erſt nach dieſem erzeuget worden,
und noch heute zu Tage erzeuget werden.
Weil die verſteinten Sachen, die man in-
nerhalb den Steinen in Steinbruͤchen fin-
det wahre Sachen ſind, die daſelbſt ver-
ſchwemmet und mit der Zeit verſteinet
worden (§. 375); ſo muͤſſen dieſelben
Steinbruͤche vor dieſem keinen Stein ge-
habt haben, und alſo ſind daſelbſt die Stei-
ne von neuem erzeuget worden. Wir haben
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/612>, abgerufen am 22.11.2024.
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