zwischen ihnen viel Lufft zu finden, habe ich vielfältig durch mit der Lufft Pumpe ange- stellte Versuche gefunden (§. 71 T. III. Ex- per.). Jch habe auch nicht nöthig ausführ- licher von den Blättern zu reden, da ich schon unter den Observationen, die mit Ver- grösserungs-Gläsern angestellet werden, von diefer Materie gehandelt (§. 94. T. II. Ex- per.).
§. 392.
Was etwan noch sonst von denWas die Nahrung der Pflan- tzen sey. übrigen Theilen der Pflantzen möchte zuer- innern seyn, will ich ein jedes an seinem Or- te beybringen. Wir wollen demnach un- tersuchen, wie die Pflantzen ernähret werden, und mercken für allen Dingen an, daß sie insgesamt einerley Nahrung haben. Der Beweiß fället nicht schweer. Man nähme aus einem Garten Erde und fülle sie in ein Gefässe: so wächset darinnen eine jede Pflantze, die man darein setzet, oder deren Saamen man darein stecket, und darf man sie auch einmahl nicht mit anderem Wasser begiessen als das andere. Wollte man sa- gen, es wäre in der Erde verschiedene Ma- terie, und eine jede Pflantze zöge eine beson- dere an sich; so ist die Erfahrung entgegen, die wir bey dem Pfropffen und Oculiren ha- ben. Denn wenn man auf einen Pflau- men-Stamm Abricosen und Pfersichen pfropffet; so steiget der Nahrungs-Safft durch die Wurtzeln und den Stamm des
Pflau-
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der Pflantzen.
zwiſchen ihnen viel Lufft zu finden, habe ich vielfaͤltig durch mit der Lufft Pumpe ange- ſtellte Verſuche gefunden (§. 71 T. III. Ex- per.). Jch habe auch nicht noͤthig ausfuͤhr- licher von den Blaͤttern zu reden, da ich ſchon unter den Obſervationen, die mit Ver- groͤſſerungs-Glaͤſern angeſtellet werden, von diefer Materie gehandelt (§. 94. T. II. Ex- per.).
§. 392.
Was etwan noch ſonſt von denWas die Nahrung der Pflan- tzen ſey. uͤbrigen Theilen der Pflantzen moͤchte zuer- innern ſeyn, will ich ein jedes an ſeinem Or- te beybringen. Wir wollen demnach un- terſuchen, wie die Pflantzen ernaͤhret werden, und mercken fuͤr allen Dingen an, daß ſie insgeſamt einerley Nahrung haben. Der Beweiß faͤllet nicht ſchweer. Man naͤhme aus einem Garten Erde und fuͤlle ſie in ein Gefaͤſſe: ſo waͤchſet darinnen eine jede Pflantze, die man darein ſetzet, oder deren Saamen man darein ſtecket, und darf man ſie auch einmahl nicht mit anderem Waſſer begieſſen als das andere. Wollte man ſa- gen, es waͤre in der Erde verſchiedene Ma- terie, und eine jede Pflantze zoͤge eine beſon- dere an ſich; ſo iſt die Erfahrung entgegen, die wir bey dem Pfropffen und Oculiren ha- ben. Denn wenn man auf einen Pflau- men-Stamm Abricoſen und Pferſichen pfropffet; ſo ſteiget der Nahrungs-Safft durch die Wurtzeln und den Stamm des
Pflau-
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der Pflantzen.
zwiſchen ihnen viel Lufft zu finden, habe ich
vielfaͤltig durch mit der Lufft Pumpe ange-
ſtellte Verſuche gefunden (§. 71 T. III. Ex-
per.). Jch habe auch nicht noͤthig ausfuͤhr-
licher von den Blaͤttern zu reden, da ich
ſchon unter den Obſervationen, die mit Ver-
groͤſſerungs-Glaͤſern angeſtellet werden, von
diefer Materie gehandelt (§. 94. T. II. Ex-
per.).
§. 392. Was etwan noch ſonſt von den
uͤbrigen Theilen der Pflantzen moͤchte zuer-
innern ſeyn, will ich ein jedes an ſeinem Or-
te beybringen. Wir wollen demnach un-
terſuchen, wie die Pflantzen ernaͤhret werden,
und mercken fuͤr allen Dingen an, daß ſie
insgeſamt einerley Nahrung haben. Der
Beweiß faͤllet nicht ſchweer. Man naͤhme
aus einem Garten Erde und fuͤlle ſie in ein
Gefaͤſſe: ſo waͤchſet darinnen eine jede
Pflantze, die man darein ſetzet, oder deren
Saamen man darein ſtecket, und darf man
ſie auch einmahl nicht mit anderem Waſſer
begieſſen als das andere. Wollte man ſa-
gen, es waͤre in der Erde verſchiedene Ma-
terie, und eine jede Pflantze zoͤge eine beſon-
dere an ſich; ſo iſt die Erfahrung entgegen,
die wir bey dem Pfropffen und Oculiren ha-
ben. Denn wenn man auf einen Pflau-
men-Stamm Abricoſen und Pferſichen
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Was die
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der Pflan-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/649>, abgerufen am 22.11.2024.
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