Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. XI. Von dem Wachsthum
Pflaum-Baumes in den Abricosen- und
Pfersichen-Reiß, und dessen ungeachtet be-
kommet derselbe solche Nahrung, die ihm
gehöret. Mariotte (a) hat die Unmöglich-
keit durch Rechnung begreiflicher zumachen
gesucht. Es sind mehr als 4000 unter-
schiedene Pflantzen, deren eine sowohl als
die andere in dieser Erde wachsen würde. Er
setzet, daß die Saltze und, was man sonst,
durch die Chymie heraus bringet, in einer
jeden Pflantze ohngefehr 2 bis 3 Untzen wiege.
Wenn demnach jede von gemeldeten 4000
Pflantzen ihre besondere Materie inder Er-
de findete, davon sie ernähret würde; so mü-
sten darinnen 8000 bis 12000 Untz. verschie-
dene Materie seyn, so zur Nahrung dienen
könte: welches zum wenigsten 500 bis 750
Pfund austragen würde, da die gantze Erde
in dem Gefässe mit dem Regen-Wasser,
welches in 4 Monathen darauf fället (§. 91.
T. II. Exper.) kaum 20 Pfund austräget.
Es ist nicht nöthig, daß ich hier untersuche,
wie weit diese Rechnung möchte gegründet
seyn: denn es ist ohne dieselbe klar genung,
daß nicht so vielerley Art der Materie in der
Erde sey, als verschiedene Arten der Pflan-
tzen darinnen wachsen können. Da alle
Pflantzen in einer Erde wachsen (ob gleich
nach dem Unterscheide derselben eine in einer

einer-
(a) Essay de la vegetation des plantes p. 39.
edit. Paris.

Cap. XI. Von dem Wachsthum
Pflaum-Baumes in den Abricoſen- und
Pferſichen-Reiß, und deſſen ungeachtet be-
kommet derſelbe ſolche Nahrung, die ihm
gehoͤret. Mariotte (a) hat die Unmoͤglich-
keit durch Rechnung begreiflicher zumachen
geſucht. Es ſind mehr als 4000 unter-
ſchiedene Pflantzen, deren eine ſowohl als
die andere in dieſer Erde wachſen wuͤrde. Er
ſetzet, daß die Saltze und, was man ſonſt,
durch die Chymie heraus bringet, in einer
jeden Pflantze ohngefehr 2 bis 3 Untzen wiege.
Wenn demnach jede von gemeldeten 4000
Pflantzen ihre beſondere Materie inder Er-
de findete, davon ſie ernaͤhret wuͤrde; ſo muͤ-
ſten darinnen 8000 bis 12000 Untz. verſchie-
dene Materie ſeyn, ſo zur Nahrung dienen
koͤnte: welches zum wenigſten 500 bis 750
Pfund austragen wuͤrde, da die gantze Erde
in dem Gefaͤſſe mit dem Regen-Waſſer,
welches in 4 Monathen darauf faͤllet (§. 91.
T. II. Exper.) kaum 20 Pfund austraͤget.
Es iſt nicht noͤthig, daß ich hier unterſuche,
wie weit dieſe Rechnung moͤchte gegruͤndet
ſeyn: denn es iſt ohne dieſelbe klar genung,
daß nicht ſo vielerley Art der Materie in der
Erde ſey, als verſchiedene Arten der Pflan-
tzen darinnen wachſen koͤnnen. Da alle
Pflantzen in einer Erde wachſen (ob gleich
nach dem Unterſcheide derſelben eine in einer

einer-
(a) Eſſay de la vegetation des plantes p. 39.
edit. Paris.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0650" n="614"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. XI.</hi> Von dem Wachsthum</hi></fw><lb/>
Pflaum-Baumes in den Abrico&#x017F;en- und<lb/>
Pfer&#x017F;ichen-Reiß, und de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet be-<lb/>
kommet der&#x017F;elbe &#x017F;olche Nahrung, die ihm<lb/>
geho&#x0364;ret. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mariotte</hi></hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ay de la vegetation des plantes p. 39.<lb/>
edit. Paris.</hi></note> hat die Unmo&#x0364;glich-<lb/>
keit durch Rechnung begreiflicher zumachen<lb/>
ge&#x017F;ucht. Es &#x017F;ind mehr als 4000 unter-<lb/>
&#x017F;chiedene Pflantzen, deren eine &#x017F;owohl als<lb/>
die andere in die&#x017F;er Erde wach&#x017F;en wu&#x0364;rde. Er<lb/>
&#x017F;etzet, daß die Saltze und, was man &#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
durch die Chymie heraus bringet, in einer<lb/>
jeden Pflantze ohngefehr 2 bis 3 Untzen wiege.<lb/>
Wenn demnach jede von gemeldeten 4000<lb/>
Pflantzen ihre be&#x017F;ondere Materie inder Er-<lb/>
de findete, davon &#x017F;ie erna&#x0364;hret wu&#x0364;rde; &#x017F;o mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten darinnen 8000 bis 12000 Untz. ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Materie &#x017F;eyn, &#x017F;o zur Nahrung dienen<lb/>
ko&#x0364;nte: welches zum wenig&#x017F;ten 500 bis 750<lb/>
Pfund austragen wu&#x0364;rde, da die gantze Erde<lb/>
in dem Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mit dem Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
welches in 4 Monathen darauf fa&#x0364;llet (§. 91.<lb/><hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>) kaum 20 Pfund austra&#x0364;get.<lb/>
Es i&#x017F;t nicht no&#x0364;thig, daß ich hier unter&#x017F;uche,<lb/>
wie weit die&#x017F;e Rechnung mo&#x0364;chte gegru&#x0364;ndet<lb/>
&#x017F;eyn: denn es i&#x017F;t ohne die&#x017F;elbe klar genung,<lb/>
daß nicht &#x017F;o vielerley Art der Materie in der<lb/>
Erde &#x017F;ey, als ver&#x017F;chiedene Arten der Pflan-<lb/>
tzen darinnen wach&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Da alle<lb/>
Pflantzen in einer Erde wach&#x017F;en (ob gleich<lb/>
nach dem Unter&#x017F;cheide der&#x017F;elben eine in einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[614/0650] Cap. XI. Von dem Wachsthum Pflaum-Baumes in den Abricoſen- und Pferſichen-Reiß, und deſſen ungeachtet be- kommet derſelbe ſolche Nahrung, die ihm gehoͤret. Mariotte (a) hat die Unmoͤglich- keit durch Rechnung begreiflicher zumachen geſucht. Es ſind mehr als 4000 unter- ſchiedene Pflantzen, deren eine ſowohl als die andere in dieſer Erde wachſen wuͤrde. Er ſetzet, daß die Saltze und, was man ſonſt, durch die Chymie heraus bringet, in einer jeden Pflantze ohngefehr 2 bis 3 Untzen wiege. Wenn demnach jede von gemeldeten 4000 Pflantzen ihre beſondere Materie inder Er- de findete, davon ſie ernaͤhret wuͤrde; ſo muͤ- ſten darinnen 8000 bis 12000 Untz. verſchie- dene Materie ſeyn, ſo zur Nahrung dienen koͤnte: welches zum wenigſten 500 bis 750 Pfund austragen wuͤrde, da die gantze Erde in dem Gefaͤſſe mit dem Regen-Waſſer, welches in 4 Monathen darauf faͤllet (§. 91. T. II. Exper.) kaum 20 Pfund austraͤget. Es iſt nicht noͤthig, daß ich hier unterſuche, wie weit dieſe Rechnung moͤchte gegruͤndet ſeyn: denn es iſt ohne dieſelbe klar genung, daß nicht ſo vielerley Art der Materie in der Erde ſey, als verſchiedene Arten der Pflan- tzen darinnen wachſen koͤnnen. Da alle Pflantzen in einer Erde wachſen (ob gleich nach dem Unterſcheide derſelben eine in einer einer- (a) Eſſay de la vegetation des plantes p. 39. edit. Paris.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/650
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/650>, abgerufen am 17.06.2024.