Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

der Pflantzen.
gegen bringet bloß die Lufft subtile Dünste,
die daselbst ihnen gemässe Eröffnungen fin-
den.

§. 399.

Alle Pflantzen werden von einerWie das
Wasser
in Nah-
rungs-
Safft
verwan-
delt wird.

Nahrung ernähret (§. 392.) und gleichwohl
hat jede unter ihnen ihren besondern Safft,
der dem Geruch und Geschmack nach von al-
len übrigen unterschieden. Auch wenn
man sie durch die Chymie auflöset, bringet
man aus einer andere Saltze, Oele und
Spiritus heraus, als aus der andern. De-
rowegen ist nöthig, daß in einer jeden
Pflantze das Wasser, was sie in sich ziehet
(§. 393.), auf eine besondere Weise verän-
dert wird. Jn Röhren kan dergleichen
Aenderung nicht vorgehen. Denn darin-
nen steiget der Safft bloß in die Höhe, oder
hernieder. Derowegen bleibet wohl nichts
übrig als die schwammichte Materie, darin-
nen der Nahrungs-Safft zubereitet werden
könnte (§. 388. & seqq.). Und vertreten dem-
nach die Bläßlein oder so genannten utriculi
die Stelle des Magens. Derowegen da
die Rinde von ihnen den grösten Vorrath
hat; so ist kein Wunder, daß zwischen ihr
und dem Holtze der meiste Safft in die Hö-
he steiget und dem Baume es an Nahrung
fehlet, wenn man die Rinde abscheelet. Jch
habe den Versuch auf folgende Weise an-
gestellet. An dem Holtze, was nur ein Jahr
alt ist, habe ich rings herum einen Querfin-

ger
R r 3

der Pflantzen.
gegen bringet bloß die Lufft ſubtile Duͤnſte,
die daſelbſt ihnen gemaͤſſe Eroͤffnungen fin-
den.

§. 399.

Alle Pflantzen werden von einerWie das
Waſſer
in Nah-
rungs-
Safft
verwan-
delt wird.

Nahrung ernaͤhret (§. 392.) und gleichwohl
hat jede unter ihnen ihren beſondern Safft,
der dem Geruch und Geſchmack nach von al-
len uͤbrigen unterſchieden. Auch wenn
man ſie durch die Chymie aufloͤſet, bringet
man aus einer andere Saltze, Oele und
Spiritus heraus, als aus der andern. De-
rowegen iſt noͤthig, daß in einer jeden
Pflantze das Waſſer, was ſie in ſich ziehet
(§. 393.), auf eine beſondere Weiſe veraͤn-
dert wird. Jn Roͤhren kan dergleichen
Aenderung nicht vorgehen. Denn darin-
nen ſteiget der Safft bloß in die Hoͤhe, oder
hernieder. Derowegen bleibet wohl nichts
uͤbrig als die ſchwammichte Materie, darin-
nen der Nahrungs-Safft zubereitet werden
koͤnnte (§. 388. & ſeqq.). Und vertreten dem-
nach die Blaͤßlein oder ſo genañten utriculi
die Stelle des Magens. Derowegen da
die Rinde von ihnen den groͤſten Vorrath
hat; ſo iſt kein Wunder, daß zwiſchen ihr
und dem Holtze der meiſte Safft in die Hoͤ-
he ſteiget und dem Baume es an Nahrung
fehlet, wenn man die Rinde abſcheelet. Jch
habe den Verſuch auf folgende Weiſe an-
geſtellet. An dem Holtze, was nur ein Jahr
alt iſt, habe ich rings herum einen Querfin-

ger
R r 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0665" n="629"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Pflantzen.</hi></fw><lb/>
gegen bringet bloß die Lufft &#x017F;ubtile Du&#x0364;n&#x017F;te,<lb/>
die da&#x017F;elb&#x017F;t ihnen gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ero&#x0364;ffnungen fin-<lb/>
den.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 399.</head>
              <p>Alle Pflantzen werden von einer<note place="right">Wie das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
in Nah-<lb/>
rungs-<lb/>
Safft<lb/>
verwan-<lb/>
delt wird.</note><lb/>
Nahrung erna&#x0364;hret (§. 392.) und gleichwohl<lb/>
hat jede unter ihnen ihren be&#x017F;ondern Safft,<lb/>
der dem Geruch und Ge&#x017F;chmack nach von al-<lb/>
len u&#x0364;brigen unter&#x017F;chieden. Auch wenn<lb/>
man &#x017F;ie durch die Chymie auflo&#x0364;&#x017F;et, bringet<lb/>
man aus einer andere Saltze, Oele und<lb/><hi rendition="#aq">Spiritus</hi> heraus, als aus der andern. De-<lb/>
rowegen i&#x017F;t no&#x0364;thig, daß in einer jeden<lb/>
Pflantze das Wa&#x017F;&#x017F;er, was &#x017F;ie in &#x017F;ich ziehet<lb/>
(§. 393.), auf eine be&#x017F;ondere Wei&#x017F;e vera&#x0364;n-<lb/>
dert wird. Jn Ro&#x0364;hren kan dergleichen<lb/>
Aenderung nicht vorgehen. Denn darin-<lb/>
nen &#x017F;teiget der Safft bloß in die Ho&#x0364;he, oder<lb/>
hernieder. Derowegen bleibet wohl nichts<lb/>
u&#x0364;brig als die &#x017F;chwammichte Materie, darin-<lb/>
nen der Nahrungs-Safft zubereitet werden<lb/>
ko&#x0364;nnte (§. 388. <hi rendition="#aq">&amp; &#x017F;eqq.</hi>). Und vertreten dem-<lb/>
nach die Bla&#x0364;ßlein oder &#x017F;o genañten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">utriculi</hi></hi><lb/>
die Stelle des Magens. Derowegen da<lb/>
die Rinde von ihnen den gro&#x0364;&#x017F;ten Vorrath<lb/>
hat; &#x017F;o i&#x017F;t kein Wunder, daß zwi&#x017F;chen ihr<lb/>
und dem Holtze der mei&#x017F;te Safft in die Ho&#x0364;-<lb/>
he &#x017F;teiget und dem Baume es an Nahrung<lb/>
fehlet, wenn man die Rinde ab&#x017F;cheelet. Jch<lb/>
habe den Ver&#x017F;uch auf folgende Wei&#x017F;e an-<lb/>
ge&#x017F;tellet. An dem Holtze, was nur ein Jahr<lb/>
alt i&#x017F;t, habe ich rings herum einen Querfin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ger</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[629/0665] der Pflantzen. gegen bringet bloß die Lufft ſubtile Duͤnſte, die daſelbſt ihnen gemaͤſſe Eroͤffnungen fin- den. §. 399. Alle Pflantzen werden von einer Nahrung ernaͤhret (§. 392.) und gleichwohl hat jede unter ihnen ihren beſondern Safft, der dem Geruch und Geſchmack nach von al- len uͤbrigen unterſchieden. Auch wenn man ſie durch die Chymie aufloͤſet, bringet man aus einer andere Saltze, Oele und Spiritus heraus, als aus der andern. De- rowegen iſt noͤthig, daß in einer jeden Pflantze das Waſſer, was ſie in ſich ziehet (§. 393.), auf eine beſondere Weiſe veraͤn- dert wird. Jn Roͤhren kan dergleichen Aenderung nicht vorgehen. Denn darin- nen ſteiget der Safft bloß in die Hoͤhe, oder hernieder. Derowegen bleibet wohl nichts uͤbrig als die ſchwammichte Materie, darin- nen der Nahrungs-Safft zubereitet werden koͤnnte (§. 388. & ſeqq.). Und vertreten dem- nach die Blaͤßlein oder ſo genañten utriculi die Stelle des Magens. Derowegen da die Rinde von ihnen den groͤſten Vorrath hat; ſo iſt kein Wunder, daß zwiſchen ihr und dem Holtze der meiſte Safft in die Hoͤ- he ſteiget und dem Baume es an Nahrung fehlet, wenn man die Rinde abſcheelet. Jch habe den Verſuch auf folgende Weiſe an- geſtellet. An dem Holtze, was nur ein Jahr alt iſt, habe ich rings herum einen Querfin- ger Wie das Waſſer in Nah- rungs- Safft verwan- delt wird. R r 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/665
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/665>, abgerufen am 22.11.2024.