nung derer den Platz, welche behaupten, daß z. E. in einer Drüse Galle abgesondert wird, weil sie voll Galle ist, in einer andern Spei- chel, weil sie voll Speichel ist und so weiter fort. Denn es lehret die Erfahrung, wie es auch der Herr von Leibnitz angemer- cket (b), daß zwey Tropffen von einerley Art Materie zusammen in einen gehen, wenn sie einander berühren und daher auch ein Tropffen in ein Röhrlein hinein dringet, wenn von einer solchen Materie bereits et- was darinnen vorhanden.
§. 420.
Wenn nun der NahrungssafftWodurch der Leib ernähret wird. so viele Werckzeuge des Leibes mit dem Ge- blüte durchpaßiret und so vielerley hin und wieder von ihm abgesondert worden; so wird er endlich selbst zu Blute. Denn daß er zu Blute werden muß, ist schon erwiesen wor- den (§. 414): wir finden aber nichts anders, daß ihm wiederfähret, als daß er durch die Puls-Adern durch den gantzen Leib hin und wieder geführet, und bald hier diese, bald dort eine andere Materie davon abge- sondert wird. Da der Mensch von Spei- se und Tranck ernähret wird, von dieser aber nichts als der Nahrungs-Safft im Leibe verbleibet (§. 413), der nicht allein ins Ge-
blüte
(b)in epistola ad Michelottum, quae legitur in hujus dissertatione de separatione flui- dorum p. 350
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der Menſchen und Thiere.
nung derer den Platz, welche behaupten, daß z. E. in einer Druͤſe Galle abgeſondert wird, weil ſie voll Galle iſt, in einer andern Spei- chel, weil ſie voll Speichel iſt und ſo weiter fort. Denn es lehret die Erfahrung, wie es auch der Herr von Leibnitz angemer- cket (b), daß zwey Tropffen von einerley Art Materie zuſammen in einen gehen, wenn ſie einander beruͤhren und daher auch ein Tropffen in ein Roͤhrlein hinein dringet, wenn von einer ſolchen Materie bereits et- was darinnen vorhanden.
§. 420.
Wenn nun der NahrungsſafftWodurch der Leib ernaͤhret wird. ſo viele Werckzeuge des Leibes mit dem Ge- bluͤte durchpaßiret und ſo vielerley hin und wieder von ihm abgeſondert worden; ſo wird er endlich ſelbſt zu Blute. Denn daß er zu Blute werden muß, iſt ſchon erwieſen wor- den (§. 414): wir finden aber nichts anders, daß ihm wiederfaͤhret, als daß er durch die Puls-Adern durch den gantzen Leib hin und wieder gefuͤhret, und bald hier dieſe, bald dort eine andere Materie davon abge- ſondert wird. Da der Menſch von Spei- ſe und Tranck ernaͤhret wird, von dieſer aber nichts als der Nahrungs-Safft im Leibe verbleibet (§. 413), der nicht allein ins Ge-
bluͤte
(b)in epiſtola ad Michelottum, quæ legitur in hujus diſſertatione de ſeparatione flui- dorum p. 350
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der Menſchen und Thiere.
nung derer den Platz, welche behaupten, daß
z. E. in einer Druͤſe Galle abgeſondert wird,
weil ſie voll Galle iſt, in einer andern Spei-
chel, weil ſie voll Speichel iſt und ſo weiter
fort. Denn es lehret die Erfahrung, wie
es auch der Herr von Leibnitz angemer-
cket (b), daß zwey Tropffen von einerley
Art Materie zuſammen in einen gehen, wenn
ſie einander beruͤhren und daher auch ein
Tropffen in ein Roͤhrlein hinein dringet,
wenn von einer ſolchen Materie bereits et-
was darinnen vorhanden.
§. 420. Wenn nun der Nahrungsſafft
ſo viele Werckzeuge des Leibes mit dem Ge-
bluͤte durchpaßiret und ſo vielerley hin und
wieder von ihm abgeſondert worden; ſo wird
er endlich ſelbſt zu Blute. Denn daß er zu
Blute werden muß, iſt ſchon erwieſen wor-
den (§. 414): wir finden aber nichts anders,
daß ihm wiederfaͤhret, als daß er durch die
Puls-Adern durch den gantzen Leib hin
und wieder gefuͤhret, und bald hier dieſe,
bald dort eine andere Materie davon abge-
ſondert wird. Da der Menſch von Spei-
ſe und Tranck ernaͤhret wird, von dieſer aber
nichts als der Nahrungs-Safft im Leibe
verbleibet (§. 413), der nicht allein ins Ge-
bluͤte
Wodurch
der Leib
ernaͤhret
wird.
(b) in epiſtola ad Michelottum, quæ legitur
in hujus diſſertatione de ſeparatione flui-
dorum p. 350
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/713>, abgerufen am 22.11.2024.
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