ten Kammer schläfft: denn wenn man sich starck zudecket, und frühe das Bette von der Seite ein wenig aufmachet, so siehet man ei- nen starcken Dampff heraus gehen, ob man gleich nicht mercken kan, daß man ge- schwitzt. Der Schweiß so wohl als der subtile Dunst, der zu Schweisse wird, wenn er häuffig zusammen fleußt, wird durch die kleinen Drüsen abgesondert, die unter der Haut liegen; denn diese sind die Jnstru- mente, wodurch die Absonderung von dem Geblüte geschiehet (§. 419), und gehen klei- ne Puls-Aederlein hinein, welche das Ge- blüte zuführen, wovon die Absonderung ge- schehen soll, wie längst Malpighius(c) an- gemercket. Es dringet aber der Schweiß und die subtile Ausdünstungen durch die Schweiß-Löcher der Haut heraus, welche nichts anders als kleine Röhrlein sind, die aus den Drüsen entspringen und eine freye Eröffnung haben, wie Steno und aus ihm Bartholinus(d) längst angemercket ha- ben.
§. 423.
Und dieses ist die Ursache, war-Warumb de Leib Nahrung brauchet. umb unser Leib durch Nahrung erhalten werden muß. Denn wenn wir nicht tran- spirirten, so bliebe unser Leib beständig in dem Zustande, darinnen er sich einmahl be-
fin-
(c)de externool factus organo p. 39
(d)Cent. 3. Epist. 65. p. 240
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der Menſchen und Thiere.
ten Kammer ſchlaͤfft: denn wenn man ſich ſtarck zudecket, und fruͤhe das Bette von der Seite ein wenig aufmachet, ſo ſiehet man ei- nen ſtarcken Dampff heraus gehen, ob man gleich nicht mercken kan, daß man ge- ſchwitzt. Der Schweiß ſo wohl als der ſubtile Dunſt, der zu Schweiſſe wird, wenn er haͤuffig zuſammen fleußt, wird durch die kleinen Druͤſen abgeſondert, die unter der Haut liegen; denn dieſe ſind die Jnſtru- mente, wodurch die Abſonderung von dem Gebluͤte geſchiehet (§. 419), und gehen klei- ne Puls-Aederlein hinein, welche das Ge- bluͤte zufuͤhren, wovon die Abſonderung ge- ſchehen ſoll, wie laͤngſt Malpighius(c) an- gemercket. Es dringet aber der Schweiß und die ſubtile Ausduͤnſtungen durch die Schweiß-Loͤcher der Haut heraus, welche nichts anders als kleine Roͤhrlein ſind, die aus den Druͤſen entſpringen und eine freye Eroͤffnung haben, wie Steno und aus ihm Bartholinus(d) laͤngſt angemercket ha- ben.
§. 423.
Und dieſes iſt die Urſache, war-Warumb de Leib Nahrung brauchet. umb unſer Leib durch Nahrung erhalten werden muß. Denn wenn wir nicht tran- ſpirirten, ſo bliebe unſer Leib beſtaͤndig in dem Zuſtande, darinnen er ſich einmahl be-
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(c)de externool factus organo p. 39
(d)Cent. 3. Epiſt. 65. p. 240
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der Menſchen und Thiere.
ten Kammer ſchlaͤfft: denn wenn man ſich
ſtarck zudecket, und fruͤhe das Bette von der
Seite ein wenig aufmachet, ſo ſiehet man ei-
nen ſtarcken Dampff heraus gehen, ob man
gleich nicht mercken kan, daß man ge-
ſchwitzt. Der Schweiß ſo wohl als der
ſubtile Dunſt, der zu Schweiſſe wird, wenn
er haͤuffig zuſammen fleußt, wird durch die
kleinen Druͤſen abgeſondert, die unter der
Haut liegen; denn dieſe ſind die Jnſtru-
mente, wodurch die Abſonderung von dem
Gebluͤte geſchiehet (§. 419), und gehen klei-
ne Puls-Aederlein hinein, welche das Ge-
bluͤte zufuͤhren, wovon die Abſonderung ge-
ſchehen ſoll, wie laͤngſt Malpighius (c) an-
gemercket. Es dringet aber der Schweiß
und die ſubtile Ausduͤnſtungen durch die
Schweiß-Loͤcher der Haut heraus, welche
nichts anders als kleine Roͤhrlein ſind, die
aus den Druͤſen entſpringen und eine freye
Eroͤffnung haben, wie Steno und aus ihm
Bartholinus (d) laͤngſt angemercket ha-
ben.
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umb unſer Leib durch Nahrung erhalten
werden muß. Denn wenn wir nicht tran-
ſpirirten, ſo bliebe unſer Leib beſtaͤndig in
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/717>, abgerufen am 22.11.2024.
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