Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.der Thiere und des Menschen. durch dieselbe dünner wird als sie vorherwar, und folgends ihre ausdehnende Krafft abnimmet (§. 125. T. I. Exper.), so kan sie auch der Lufft in der Lufft-Röhre und dem Munde, wie auch der äussern bey dem Munde nnd der Nase nicht mehr wie- der stehen. Derowegen beweget sie sich von aussen hinein, bis sie in der Lunge von eben der Beschaffenheit ist wie die äussere, und wird dadurch das Zwerg-Fell nieder gedrückt. So bald sich aber dasselbe wie- der in die Höhe giebet und die Mäuslein nachlassen, werden die Lungen gedruckt und die darinnen enthaltene Lufft wird zu- sammen gedruckt (§. 122. T. I. Exper.). Weil nun auf solche Weise ihre ausdeh- nende Krafft verstärcket wird (§. 123. T. I. Exper.), so kan auch die äussere nicht mehr wiederstehen und demnach breitet sie sich weiter aus und fähret so lange durch die Lufft-Röhre heraus, biß die übrige in den Lungen mit der äusseren in wagerechten Stand gesetzet wird. Wenn man in Willisii Versuche (§. 102. T. III. Exper.) den Blasebalg als den Oberleib ansiehet; so giebet es selbst der Augenschein, daß al- les so und nicht anders geschiehet, wie wir es erkläret. §. 438. Jch könte hier zwar noch insWar- der Y y 2
der Thiere und des Menſchen. durch dieſelbe duͤnner wird als ſie vorherwar, und folgends ihre ausdehnende Krafft abnimmet (§. 125. T. I. Exper.), ſo kan ſie auch der Lufft in der Lufft-Roͤhre und dem Munde, wie auch der aͤuſſern bey dem Munde nnd der Naſe nicht mehr wie- der ſtehen. Derowegen beweget ſie ſich von auſſen hinein, bis ſie in der Lunge von eben der Beſchaffenheit iſt wie die aͤuſſere, und wird dadurch das Zwerg-Fell nieder gedruͤckt. So bald ſich aber daſſelbe wie- der in die Hoͤhe giebet und die Maͤuslein nachlaſſen, werden die Lungen gedruckt und die darinnen enthaltene Lufft wird zu- ſammen gedruckt (§. 122. T. I. Exper.). Weil nun auf ſolche Weiſe ihre ausdeh- nende Krafft verſtaͤrcket wird (§. 123. T. I. Exper.), ſo kan auch die aͤuſſere nicht mehr wiederſtehen und demnach breitet ſie ſich weiter aus und faͤhret ſo lange durch die Lufft-Roͤhre heraus, biß die uͤbrige in den Lungen mit der aͤuſſeren in wagerechten Stand geſetzet wird. Wenn man in Williſii Verſuche (§. 102. T. III. Exper.) den Blaſebalg als den Oberleib anſiehet; ſo giebet es ſelbſt der Augenſchein, daß al- les ſo und nicht anders geſchiehet, wie wir es erklaͤret. §. 438. Jch koͤnte hier zwar noch insWar- der Y y 2
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der Thiere und des Menſchen.
durch dieſelbe duͤnner wird als ſie vorher
war, und folgends ihre ausdehnende
Krafft abnimmet (§. 125. T. I. Exper.), ſo
kan ſie auch der Lufft in der Lufft-Roͤhre
und dem Munde, wie auch der aͤuſſern bey
dem Munde nnd der Naſe nicht mehr wie-
der ſtehen. Derowegen beweget ſie ſich
von auſſen hinein, bis ſie in der Lunge von
eben der Beſchaffenheit iſt wie die aͤuſſere,
und wird dadurch das Zwerg-Fell nieder
gedruͤckt. So bald ſich aber daſſelbe wie-
der in die Hoͤhe giebet und die Maͤuslein
nachlaſſen, werden die Lungen gedruckt
und die darinnen enthaltene Lufft wird zu-
ſammen gedruckt (§. 122. T. I. Exper.).
Weil nun auf ſolche Weiſe ihre ausdeh-
nende Krafft verſtaͤrcket wird (§. 123. T.
I. Exper.), ſo kan auch die aͤuſſere nicht
mehr wiederſtehen und demnach breitet ſie
ſich weiter aus und faͤhret ſo lange durch
die Lufft-Roͤhre heraus, biß die uͤbrige in
den Lungen mit der aͤuſſeren in wagerechten
Stand geſetzet wird. Wenn man in
Williſii Verſuche (§. 102. T. III. Exper.)
den Blaſebalg als den Oberleib anſiehet;
ſo giebet es ſelbſt der Augenſchein, daß al-
les ſo und nicht anders geſchiehet, wie wir
es erklaͤret.
§. 438. Jch koͤnte hier zwar noch ins
beſondere die Bewegungen der Menſchen
und Thiere erklaͤren, wodurch entweder
der
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