Papier Mühle Papier gemacht wird. Man wird auch hier bey allen Veränderungen, wenn man sie genauer überleget, nichts an- treffen, als Veränderungen in den Figuren der Grösse u. Lage der Theile, dazu wir auch die Verknüpffung mit einander rechnen.
Materie in der Natur, die aller- hand Ge- stalten nach und nach an- nimmet.
§. 25.
Wer dieses bedencket und noch viel anders, was in der Kunst vorgehet, der wird sichs nicht befremden lassen, daß man auch in der Natur eine Menge der Materie antrifft, die sich nach und nach in verschiede- ne Gestalten verwandelt und bald unter der Gestalt dieses Cörpers, bald unter der Ge- stalt eines andern angetroffen wird. Wer siehet nicht täglich, daß die Thiere Graß, Kräuter und Saamen, nebst anderen Früchten und Erdgewächsen zu ihrem Fut- ter haben und demnach daraus ihr Fleisch, ihre Knochen, Haut und was sie sonst an sich haben, kommet? Das Fleisch der Thiere geniessen die Menschen und wird solches in ihnen zu ihrem Fleisch und Blute, auch was sie sonst verschiedenes in ihrem Leibe haben. Die Menschen und Thiere dünsten ohne Unterlaß aus, wovon unten an seinem Orte soll geredet werden. Jetzt mercke ich bloß an, daß Dodart, weiland ein Medicus in Franckreich und Mitglied der Academie der Wissenschafften A. 1677 den vierzehenden Theil seiner eigenthümli- chen Materie verlohren, als er die Fasten
über
Cap. I. Von dem Weſen
Papier Muͤhle Papier gemacht wird. Man wird auch hier bey allen Veraͤnderungen, wenn man ſie genauer uͤberleget, nichts an- treffen, als Veraͤnderungen in den Figuren der Groͤſſe u. Lage der Theile, dazu wir auch die Verknuͤpffung mit einander rechnen.
Materie in der Natur, die aller- hand Ge- ſtalten nach und nach an- nimmet.
§. 25.
Wer dieſes bedencket und noch viel anders, was in der Kunſt vorgehet, der wird ſichs nicht befremden laſſen, daß man auch in der Natur eine Menge der Materie antrifft, die ſich nach und nach in verſchiede- ne Geſtalten verwandelt und bald unter der Geſtalt dieſes Coͤrpers, bald unter der Ge- ſtalt eines andern angetroffen wird. Wer ſiehet nicht taͤglich, daß die Thiere Graß, Kraͤuter und Saamen, nebſt anderen Fruͤchten und Erdgewaͤchſen zu ihrem Fut- ter haben und demnach daraus ihr Fleiſch, ihre Knochen, Haut und was ſie ſonſt an ſich haben, kommet? Das Fleiſch der Thiere genieſſen die Menſchen und wird ſolches in ihnen zu ihrem Fleiſch und Blute, auch was ſie ſonſt verſchiedenes in ihrem Leibe haben. Die Menſchen und Thiere duͤnſten ohne Unterlaß aus, wovon unten an ſeinem Orte ſoll geredet werden. Jetzt mercke ich bloß an, daß Dodart, weiland ein Medicus in Franckreich und Mitglied der Academie der Wiſſenſchafften A. 1677 den vierzehenden Theil ſeiner eigenthuͤmli- chen Materie verlohren, als er die Faſten
uͤber
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Cap. I. Von dem Weſen
Papier Muͤhle Papier gemacht wird. Man
wird auch hier bey allen Veraͤnderungen,
wenn man ſie genauer uͤberleget, nichts an-
treffen, als Veraͤnderungen in den Figuren
der Groͤſſe u. Lage der Theile, dazu wir auch
die Verknuͤpffung mit einander rechnen.
§. 25. Wer dieſes bedencket und noch
viel anders, was in der Kunſt vorgehet, der
wird ſichs nicht befremden laſſen, daß man
auch in der Natur eine Menge der Materie
antrifft, die ſich nach und nach in verſchiede-
ne Geſtalten verwandelt und bald unter der
Geſtalt dieſes Coͤrpers, bald unter der Ge-
ſtalt eines andern angetroffen wird. Wer
ſiehet nicht taͤglich, daß die Thiere Graß,
Kraͤuter und Saamen, nebſt anderen
Fruͤchten und Erdgewaͤchſen zu ihrem Fut-
ter haben und demnach daraus ihr Fleiſch,
ihre Knochen, Haut und was ſie ſonſt an
ſich haben, kommet? Das Fleiſch der
Thiere genieſſen die Menſchen und wird
ſolches in ihnen zu ihrem Fleiſch und Blute,
auch was ſie ſonſt verſchiedenes in ihrem
Leibe haben. Die Menſchen und Thiere
duͤnſten ohne Unterlaß aus, wovon unten
an ſeinem Orte ſoll geredet werden. Jetzt
mercke ich bloß an, daß Dodart, weiland
ein Medicus in Franckreich und Mitglied
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chen Materie verlohren, als er die Faſten
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/80>, abgerufen am 21.11.2024.
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