und in ihrer Verwesung darein gehet. Vielleicht dürffte solches ein in der Chymie erfahrener in Zweiffel ziehen, weil er ver- meinet, daß dergleichen Materie sich nicht durch die Chymie von dem Regen-Wasser absondern liesse. Allein man siehet leicht, daß dieser Zweiffel nichtig ist. Denn man hat ja noch nicht erwiesen, daß durch die Chymie alle veränderliche Materie sich von dem Wasser absondern lässet, die sich mit ihm vermischet (§. 18): vielmehr wenn wir künfftig deutlich werden gezeiget haben, und auch schon durch Erwegung dessen, was wir angeführet, vorher sehen können, daß Regen und Thau nicht lauteres Wasser sey, sondern viel veränderliche Materie mit sich führe und nicht sowohl das Wasser, als diese den Wachsthum der Pflantzen beför- dere; werden wir Ursache haben zu setzen, daß die Chymie die veränderliche Materie, die mit Regen und Thau vermischet ist, nicht davon absondern könne.
§. 26.
Damit man nun aber alle Ver-Worauf es in allen Verän- derungen ankom- met. änderungen, welche sich in einem Cörper ereignen, desto besser begreiffen mögen; so müssen wir ordentlich überlegen, worauf es eigentlich ankommet. Wenn wir die Ma- terie überhaupt erwegen, ehe wir einen Un- terscheid in derselben annehmen; so treffen wir in den Theilen nichts als ihre Grösse, Figur und Lage an. Derowegen wenn
hier
und der Natur der Coͤrper.
und in ihrer Verweſung darein gehet. Vielleicht duͤrffte ſolches ein in der Chymie erfahrener in Zweiffel ziehen, weil er ver- meinet, daß dergleichen Materie ſich nicht durch die Chymie von dem Regen-Waſſer abſondern lieſſe. Allein man ſiehet leicht, daß dieſer Zweiffel nichtig iſt. Denn man hat ja noch nicht erwieſen, daß durch die Chymie alle veraͤnderliche Materie ſich von dem Waſſer abſondern laͤſſet, die ſich mit ihm vermiſchet (§. 18): vielmehr wenn wir kuͤnfftig deutlich werden gezeiget haben, und auch ſchon durch Erwegung deſſen, was wir angefuͤhret, vorher ſehen koͤnnen, daß Regen und Thau nicht lauteres Waſſer ſey, ſondern viel veraͤnderliche Materie mit ſich fuͤhre und nicht ſowohl das Waſſer, als dieſe den Wachsthum der Pflantzen befoͤr- dere; werden wir Urſache haben zu ſetzen, daß die Chymie die veraͤnderliche Materie, die mit Regen und Thau vermiſchet iſt, nicht davon abſondern koͤnne.
§. 26.
Damit man nun aber alle Ver-Worauf es in allen Veraͤn- derungen ankom- met. aͤnderungen, welche ſich in einem Coͤrper ereignen, deſto beſſer begreiffen moͤgen; ſo muͤſſen wir ordentlich uͤberlegen, worauf es eigentlich ankommet. Wenn wir die Ma- terie uͤberhaupt erwegen, ehe wir einen Un- terſcheid in derſelben annehmen; ſo treffen wir in den Theilen nichts als ihre Groͤſſe, Figur und Lage an. Derowegen wenn
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und der Natur der Coͤrper.
und in ihrer Verweſung darein gehet.
Vielleicht duͤrffte ſolches ein in der Chymie
erfahrener in Zweiffel ziehen, weil er ver-
meinet, daß dergleichen Materie ſich nicht
durch die Chymie von dem Regen-Waſſer
abſondern lieſſe. Allein man ſiehet leicht,
daß dieſer Zweiffel nichtig iſt. Denn man
hat ja noch nicht erwieſen, daß durch die
Chymie alle veraͤnderliche Materie ſich von
dem Waſſer abſondern laͤſſet, die ſich mit
ihm vermiſchet (§. 18): vielmehr wenn wir
kuͤnfftig deutlich werden gezeiget haben,
und auch ſchon durch Erwegung deſſen, was
wir angefuͤhret, vorher ſehen koͤnnen, daß
Regen und Thau nicht lauteres Waſſer
ſey, ſondern viel veraͤnderliche Materie mit
ſich fuͤhre und nicht ſowohl das Waſſer, als
dieſe den Wachsthum der Pflantzen befoͤr-
dere; werden wir Urſache haben zu ſetzen,
daß die Chymie die veraͤnderliche Materie,
die mit Regen und Thau vermiſchet iſt,
nicht davon abſondern koͤnne.
§. 26. Damit man nun aber alle Ver-
aͤnderungen, welche ſich in einem Coͤrper
ereignen, deſto beſſer begreiffen moͤgen; ſo
muͤſſen wir ordentlich uͤberlegen, worauf es
eigentlich ankommet. Wenn wir die Ma-
terie uͤberhaupt erwegen, ehe wir einen Un-
terſcheid in derſelben annehmen; ſo treffen
wir in den Theilen nichts als ihre Groͤſſe,
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Worauf
es in allen
Veraͤn-
derungen
ankom-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/83>, abgerufen am 24.11.2024.
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