Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. I. Von dem Wesen Himmels und dem Regen, der aus derLufft herunter fället: welches ich auch un- ten an seinem Orte noch umbständlicher ausführen werde. Daher ist leicht zuer- achten, daß die Materie, welche aus den Leibern der Thiere und Menschen, auch in Verwesung der Pflantzen, Thiere und Menschen in die Lufft gehet, mit dem Thaue und Regen wiederum herunter ge- bracht und abermahls zum Wachsthume der Pflantzen angewandt wird. Und dem- nach ist klar, was wir behaupten, daß nem- lich eine gewisse Menge Materie ist, welche nach und nach allerhand Gestalten annim- met und vermittelst derer in der Natur er- halten wird, daß ein Cörper vergehet, der andere hingegen kömmet. Jch will mich jetzt nicht aufhalten mit Erwegung dessen, was etwan von einigen, wieder eines und das andere, was wir hier annehmen, dörffte eingewendet werden, weil unten an seinem Orte aller Zweiffel verschwinden wird, der etwan entstehen könnte. Da- mit man aber meine Worte desto weniger als eine leere Vertröstung anzusehen Ursa- che habe; so will ich um eine Probe zu ge- ben nur einen einigen Zweiffel berüh- ren. Jch habe gesagt, der Thau, Regen und Schnee brächten die Materie mit sich aus der Lufft herunter, welche aus Pflan- tzen, Thieren und Menschen ausdunstet und
Cap. I. Von dem Weſen Himmels und dem Regen, der aus derLufft herunter faͤllet: welches ich auch un- ten an ſeinem Orte noch umbſtaͤndlicher ausfuͤhren werde. Daher iſt leicht zuer- achten, daß die Materie, welche aus den Leibern der Thiere und Menſchen, auch in Verweſung der Pflantzen, Thiere und Menſchen in die Lufft gehet, mit dem Thaue und Regen wiederum herunter ge- bracht und abermahls zum Wachsthume der Pflantzen angewandt wird. Und dem- nach iſt klar, was wir behaupten, daß nem- lich eine gewiſſe Menge Materie iſt, welche nach und nach allerhand Geſtalten annim- met und vermittelſt derer in der Natur er- halten wird, daß ein Coͤrper vergehet, der andere hingegen koͤmmet. Jch will mich jetzt nicht aufhalten mit Erwegung deſſen, was etwan von einigen, wieder eines und das andere, was wir hier annehmen, doͤrffte eingewendet werden, weil unten an ſeinem Orte aller Zweiffel verſchwinden wird, der etwan entſtehen koͤnnte. Da- mit man aber meine Worte deſto weniger als eine leere Vertroͤſtung anzuſehen Urſa- che habe; ſo will ich um eine Probe zu ge- ben nur einen einigen Zweiffel beruͤh- ren. Jch habe geſagt, der Thau, Regen und Schnee braͤchten die Materie mit ſich aus der Lufft herunter, welche aus Pflan- tzen, Thieren und Menſchen ausdunſtet und
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Cap. I. Von dem Weſen
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ausfuͤhren werde. Daher iſt leicht zuer-
achten, daß die Materie, welche aus den
Leibern der Thiere und Menſchen, auch in
Verweſung der Pflantzen, Thiere und
Menſchen in die Lufft gehet, mit dem
Thaue und Regen wiederum herunter ge-
bracht und abermahls zum Wachsthume
der Pflantzen angewandt wird. Und dem-
nach iſt klar, was wir behaupten, daß nem-
lich eine gewiſſe Menge Materie iſt, welche
nach und nach allerhand Geſtalten annim-
met und vermittelſt derer in der Natur er-
halten wird, daß ein Coͤrper vergehet, der
andere hingegen koͤmmet. Jch will mich
jetzt nicht aufhalten mit Erwegung deſſen,
was etwan von einigen, wieder eines und
das andere, was wir hier annehmen,
doͤrffte eingewendet werden, weil unten an
ſeinem Orte aller Zweiffel verſchwinden
wird, der etwan entſtehen koͤnnte. Da-
mit man aber meine Worte deſto weniger
als eine leere Vertroͤſtung anzuſehen Urſa-
che habe; ſo will ich um eine Probe zu ge-
ben nur einen einigen Zweiffel beruͤh-
ren. Jch habe geſagt, der Thau, Regen
und Schnee braͤchten die Materie mit ſich
aus der Lufft herunter, welche aus Pflan-
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