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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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... Wie in der Epopöe wird in aller breiten Kleinmalerei pwo_104.002
von der ursprünglichen Wortkargheit noch immer Gebrauch pwo_104.003
gemacht, insofern jede neue Wendung desselben Gedankens auf die pwo_104.004
alten Ausdrücke zurückgreift: wente de schat was ghestolen; ... pwo_104.005
hadde de schat nicht ghestolen worden; ... dat de schat pwo_104.006
sus ghestolen wart
. Auch Parallelismus zur näheren Bestimmung pwo_104.007
oder Erweiterung des Begriffes zeigt sich in großer Ausdehnung:

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Eft Reynke er gaff eyn deel syner truwen, pwo_104.009
Vrouwen Ghyremod, der schonen vrouwen;
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ferner:

pwo_104.011
Dat ik en under de oghen mach seen, pwo_104.012
Den konninck, unde so myt em spreken;
pwo_104.013

ähnlich:

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Dat schal em syn eyn ewych vorderff, pwo_104.015
Em unde ok al syneme slechte.
pwo_104.016

Schließlich finden sich in Uebereinstimmung mit dem ursprünglichen pwo_104.017
Stil nur wenige und einfache Bilder.

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Jüngere Stilelemente, wie sie zuerst in Spielmannskreisen virtuose pwo_104.019
Ausbildung fanden, dokumentieren sich in Zwischenbemerkungen pwo_104.020
aller Art: Wahrheitsbeteurungen, lebhaften Ausrufen, Schwüren, pwo_104.021
Flüchen, Anreden an das Publikum u. a.

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Das Stilmittel der Parenthese, das sich unter französischem pwo_104.023
Einfluß bei uns verstärkte, hat hier große Ausdehnung gewonnen. pwo_104.024
An höfischen Wendungen fehlt es schon im ersten Buche nicht.

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Den Uebergang zu einer andern Stilart bezeichnet sofort am pwo_104.026
Beginn der jüngeren Partie eine Folge rein lyrischer Verse. Sind pwo_104.027
im übrigen altepische Stilelemente noch in Ausläufern vertreten, so pwo_104.028
überwuchern doch nun didaktische Elemente und in zunehmendem pwo_104.029
Maße treten rekapitulierende Rückblicke anstelle unmittelbarer Geschehnisse. pwo_104.030
Gegen Schluß wird die verallgemeinernde Typisierung pwo_104.031
und moralische Absicht direkt aufgetragen:

pwo_104.032

Dar synt vele Reynken nu in der warde pwo_104.033
(Wol hebben se nicht al rode barde), pwo_104.034
Isset in des pawes, efte keysers hoff. pwo_104.035
Se makent eyn deel nu yo to groff &c.

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... Wie in der Epopöe wird in aller breiten Kleinmalerei pwo_104.002
von der ursprünglichen Wortkargheit noch immer Gebrauch pwo_104.003
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Eft Reynke er gaff eyn deel syner truwen, pwo_104.009
Vrouwen Ghyremod, der schonen vrouwen;
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Den konninck, unde so myt em spreken;
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Schließlich finden sich in Uebereinstimmung mit dem ursprünglichen pwo_104.017
Stil nur wenige und einfache Bilder.

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  Jüngere Stilelemente, wie sie zuerst in Spielmannskreisen virtuose pwo_104.019
Ausbildung fanden, dokumentieren sich in Zwischenbemerkungen pwo_104.020
aller Art: Wahrheitsbeteurungen, lebhaften Ausrufen, Schwüren, pwo_104.021
Flüchen, Anreden an das Publikum u. a.

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  Das Stilmittel der Parenthese, das sich unter französischem pwo_104.023
Einfluß bei uns verstärkte, hat hier große Ausdehnung gewonnen. pwo_104.024
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  Den Uebergang zu einer andern Stilart bezeichnet sofort am pwo_104.026
Beginn der jüngeren Partie eine Folge rein lyrischer Verse. Sind pwo_104.027
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überwuchern doch nun didaktische Elemente und in zunehmendem pwo_104.029
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Gegen Schluß wird die verallgemeinernde Typisierung pwo_104.031
und moralische Absicht direkt aufgetragen:

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Dar synt vele Reynken nu in der warde pwo_104.033
(Wol hebben se nicht al rode barde), pwo_104.034
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[104/0118] pwo_104.001 ghevangen ... Wie in der Epopöe wird in aller breiten Kleinmalerei pwo_104.002 von der ursprünglichen Wortkargheit noch immer Gebrauch pwo_104.003 gemacht, insofern jede neue Wendung desselben Gedankens auf die pwo_104.004 alten Ausdrücke zurückgreift: wente de schat was ghestolen; ... pwo_104.005 hadde de schat nicht ghestolen worden; ... dat de schat pwo_104.006 sus ghestolen wart. Auch Parallelismus zur näheren Bestimmung pwo_104.007 oder Erweiterung des Begriffes zeigt sich in großer Ausdehnung: pwo_104.008 Eft Reynke er gaff eyn deel syner truwen, pwo_104.009 Vrouwen Ghyremod, der schonen vrouwen; pwo_104.010 ferner: pwo_104.011 Dat ik en under de oghen mach seen, pwo_104.012 Den konninck, unde so myt em spreken; pwo_104.013 ähnlich: pwo_104.014 Dat schal em syn eyn ewych vorderff, pwo_104.015 Em unde ok al syneme slechte. pwo_104.016 Schließlich finden sich in Uebereinstimmung mit dem ursprünglichen pwo_104.017 Stil nur wenige und einfache Bilder. pwo_104.018   Jüngere Stilelemente, wie sie zuerst in Spielmannskreisen virtuose pwo_104.019 Ausbildung fanden, dokumentieren sich in Zwischenbemerkungen pwo_104.020 aller Art: Wahrheitsbeteurungen, lebhaften Ausrufen, Schwüren, pwo_104.021 Flüchen, Anreden an das Publikum u. a. pwo_104.022   Das Stilmittel der Parenthese, das sich unter französischem pwo_104.023 Einfluß bei uns verstärkte, hat hier große Ausdehnung gewonnen. pwo_104.024 An höfischen Wendungen fehlt es schon im ersten Buche nicht. pwo_104.025   Den Uebergang zu einer andern Stilart bezeichnet sofort am pwo_104.026 Beginn der jüngeren Partie eine Folge rein lyrischer Verse. Sind pwo_104.027 im übrigen altepische Stilelemente noch in Ausläufern vertreten, so pwo_104.028 überwuchern doch nun didaktische Elemente und in zunehmendem pwo_104.029 Maße treten rekapitulierende Rückblicke anstelle unmittelbarer Geschehnisse. pwo_104.030 Gegen Schluß wird die verallgemeinernde Typisierung pwo_104.031 und moralische Absicht direkt aufgetragen: pwo_104.032 Dar synt vele Reynken nu in der warde pwo_104.033 (Wol hebben se nicht al rode barde), pwo_104.034 Isset in des pawes, efte keysers hoff. pwo_104.035 Se makent eyn deel nu yo to groff &c.

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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/118>, abgerufen am 23.11.2024.