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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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in der Entwicklung der epischen Form erscheint die Prosaerzählung pwo_109.002
zu psychologischem Eindringen, zur Seelenanalyse prädestiniert.

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Uebergang vom Versepos zur Prosaerzählung noch genauer erkennen. pwo_109.005
Die alten Ritterepen, deren abenteuerlicher Charakter immer mehr in pwo_109.006
phantastische Episoden zerflatterte, wurden aus den erbärmlichen, nur pwo_109.007
noch lose und wirr bindenden Versen, zu denen sie inzwischen verliedert pwo_109.008
waren, vollends in Prosa aufgelöst. Prosaische Rittergeschichten pwo_109.009
bezeichnen andererseits den Anfang des modernen Romans, so genannt, pwo_109.010
weil er in der Litteratur der romanischen Völker entsprungen, pwo_109.011
auch deren Volksgeist vor allem zum Ausdruck bringt. Spanien muß pwo_109.012
als Urquell dieser Ritter- und Abenteurerromane gelten. Aus dem pwo_109.013
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zunächst romanische, bald internationale Gattung.

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Jn Spanien zuerst auch trat zu dem Ritterroman, halb als pwo_109.016
Gegen-, halb als Seitenstück, der Schelmenroman: dieser rückt pwo_109.017
zwar nicht mehr ideale, zu verherrlichende Helden, sondern die unerschöpflichen pwo_109.018
Listen und Abenteuer des durchtriebenen Galgenstricks in pwo_109.019
den Mittelpunkt und bietet damit eine Art Parodie des episch-heroischen pwo_109.020
Stils, gefällt sich doch aber prinzipiell in derselben Fülle von pwo_109.021
lose aneinandergereihten Abenteuern bezw. Episoden, welcher die Rittergeschichte pwo_109.022
anheimgefallen war. Bedeutsam erscheint vor allem der so pwo_109.023
vollzogene Anschluß an das Alltagsleben mit seinen kleinen Verwicklungen, pwo_109.024
aber auch seiner Fülle virtuos gezeichneter Wirklichkeitsmenschen. pwo_109.025
Schließlich giebt auf spanischem Boden Cervantes in seinem pwo_109.026
"Don Quixote" eine direkte Travestie des Ritterromans, die pwo_109.027
Geschichte eines Ritters, der infolge Versenkung in die phantastische pwo_109.028
Welt jener Geschichten den Sinn für die wirkliche Welt verliert. Für pwo_109.029
den Roman ist mit dieser Wendung der Entwicklungsgang bereits pwo_109.030
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von der Phantastik des Ritterromans durch abenteuerlich-phantastische pwo_109.032
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hindurch zu vollem Anschluß an die Wirklichkeit.

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Auf deutschem Boden bekundet sich der übermächtige Einfluß der pwo_109.035
romanischen Erzählungsform zunächst durch Uebersetzungen, alsdann pwo_109.036
durch Ueberarbeitungen, schließlich durch Nachahmungen solcher abenteuerlichen

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in der Entwicklung der epischen Form erscheint die Prosaerzählung pwo_109.002
zu psychologischem Eindringen, zur Seelenanalyse prädestiniert.

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  Auf deutschem Boden bekundet sich der übermächtige Einfluß der pwo_109.035
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/123>, abgerufen am 23.11.2024.