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Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899.

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Ach, noch immer hör' ich leise pwo_121.002
Seiner Stimme Zauberklang pwo_121.003
Und in altgewohnter Weise pwo_121.004
Lausch' ich seinem stolzen Gang.
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Horch! schon eilt er mir entgegen! pwo_121.006
Fort nun alle Trennungspein! pwo_121.007
Schicksal, wolle doch erwägen, pwo_121.008
Ach, es kann und kaun nicht sein!"
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Die Erzählung seines Auftretens in der Vergangenheit ist in den pwo_121.010
letzten beiden Zeilen lyrisch accentuiert durch eine aus dem gegenwärtigen pwo_121.011
Zustand entspringende Jnterjektion. Doch schon der pwo_121.012
erzählende Teil ist oft auf die Gegenwart gewandt und verliert dadurch pwo_121.013
die Grundlage einmaligen Geschehens, um allgemeingiltig pwo_121.014
zu werden. - Der Ausruf, der einer solchen Art von Bericht pwo_121.015
lyrische Wendung giebt, geht ihm nicht selten auch voran:

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"Glückselig, die auf Bergen wohnen," -
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und nun folgt der begründende oder doch ausführende Bericht, sei es pwo_121.018
Erzählung oder Beschreibung:

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"Wo noch in waldverwachs'nem Nest pwo_121.020
Der ungestörten Lust sich fronen, pwo_121.021
Hingebung sich noch üben läßt.
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Da sprießen dichtverschlung'ne Hecken pwo_121.023
Und schmiegt sich blattreich Ast an Ast pwo_121.024
Und wilde Rohrdickichte decken, pwo_121.025
Vom Wind geschaukelt, süße Rast."
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Nicht mehr das Nacheinander des Epos liegt zugrunde, ein Nebeneinander pwo_121.027
wird entfaltet, wennschon noch so plastisch und handlungsreich. pwo_121.028
Auf eine Einzelscene geht das Gedicht aus: auch dadurch pwo_121.029
ist wie dem äußeren Umfang so der Aufeinanderfolge verschiedener pwo_121.030
Bilder eine Grenze gesetzt. Auf einen, nur dauernd gedachten pwo_121.031
Moment spitzt sich das lyrische Lied schließlich zu.

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Jn der Spätzeit der indischen Lyrik überwuchert völlig die Neigung pwo_121.033
zu breiter, üppiger Ausmalung von Einzelscenen und Einzelempfindungen. pwo_121.034
Anstelle der alten, primitiven Umrißskizzierung zur pwo_121.035
Anregung der Phantasie tritt denn auch eine überreiche Nährung und pwo_121.036
Sättigung derselben mit buntester Farbenpracht. -

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  Ach, noch immer hör' ich leise pwo_121.002
Seiner Stimme Zauberklang pwo_121.003
Und in altgewohnter Weise pwo_121.004
Lausch' ich seinem stolzen Gang.
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Fort nun alle Trennungspein! pwo_121.007
Schicksal, wolle doch erwägen, pwo_121.008
Ach, es kann und kaun nicht sein!“
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Die Erzählung seines Auftretens in der Vergangenheit ist in den pwo_121.010
letzten beiden Zeilen lyrisch accentuiert durch eine aus dem gegenwärtigen pwo_121.011
Zustand entspringende Jnterjektion. Doch schon der pwo_121.012
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zu werden. – Der Ausruf, der einer solchen Art von Bericht pwo_121.015
lyrische Wendung giebt, geht ihm nicht selten auch voran:

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„Glückselig, die auf Bergen wohnen,“ –
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Der ungestörten Lust sich fronen, pwo_121.021
Hingebung sich noch üben läßt.
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Und wilde Rohrdickichte decken, pwo_121.025
Vom Wind geschaukelt, süße Rast.“
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wird entfaltet, wennschon noch so plastisch und handlungsreich. pwo_121.028
Auf eine Einzelscene geht das Gedicht aus: auch dadurch pwo_121.029
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Bilder eine Grenze gesetzt. Auf einen, nur dauernd gedachten pwo_121.031
Moment spitzt sich das lyrische Lied schließlich zu.

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  Jn der Spätzeit der indischen Lyrik überwuchert völlig die Neigung pwo_121.033
zu breiter, üppiger Ausmalung von Einzelscenen und Einzelempfindungen. pwo_121.034
Anstelle der alten, primitiven Umrißskizzierung zur pwo_121.035
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Zitationshilfe: Wolff, Eugen: Poetik: Die Gesetze der Poesie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Ein Grundriß. Oldenburg u. a., 1899, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_poetik_1899/135>, abgerufen am 23.11.2024.